Reyhan P. (44) sucht den Augenkontakt ihres Sohnes Arhat (15), lächelt ihn an. Er schaut sie an, lächelt zurück. Wenige Stühle neben ihm sitzt sein Bruder Firat (16). Doch das Wiedersehen des Trios findet nicht im geschützten Familienkreis statt, sondern am Landgericht Bochum. Der Vorwurf gegen die Familie: Ein perfides Mordkomplott am eigenen Vater (54)!
Die drei Angeklagten stehen gemeinsam mit dem Komplizen Karim S. (22) vor Gericht, ihnen werden versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung sowie Beihilfe zu diesen grausamen Taten vorgeworfen. Dafür sollen sie eine erst 14-Jährige angeheuert haben, die den schlafenden Vater mit einer Machete töten sollte. Der Mordversuch am 24. Oktober 2022 in Herne misslang – umso unfassbarer, wie sich sein ältester Sohn nach der blutigen Tat verhielt.
Bochum: Familie plant Mordkomplott
Zuvor öffnete Firat dem Mädchen die Tür, während sein Vater schlief. Zu seinem Glück wachte das Opfer nach den ersten Hieben der 14-Jährigen auf, hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, ehe die mutmaßliche Attentäterin floh. Firat rannte ins Schlafzimmer seines Vaters – und soll vorgeschwindelt haben, er sei von plötzlichem Lärm aufgewacht. Von der eigentlichen Tat hätte er nichts gewusst und nichts bemerkt.
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Auch das Mädchen sagte nach dem Eintreffen der Polizei, sie hätte sich auf dem Dachboden vor einem „fremden Täter“ versteckt, der ihr auch noch Rucksack und Schuhe geklaut hätte. Das Opfer erlitt Schnittverletzungen am Kopf, sein kleiner Finger an der linken Hand wurde abgetrennt, musste im Krankenhaus wieder angenäht werden. Am Prozessauftakt am Dienstag (4. April) konnte der Geschädigte nicht teilnehmen – zu schlecht sei seine psychische Verfassung nach der Tat, so sein Anwalt.
Perfider Plan mit erschreckenden Details
Laut Anklageschrift fassten die beiden Söhne den Mordplan gegen ihren Vater, nachdem er ihre Mutter misshandelt hätte. Daraufhin trennte sich die 44-Jährige von ihrem Ehemann und zog mit ihrem jüngeren Sohn nach Berlin. Firat blieb zunächst bei seinem Vater in Herne. Der aber akzeptierte die Trennung nicht – woraufhin der Mordplan gegen ihn ausgeheckt wurde.
Karim S. soll die Familie dabei unterstützt haben, verlangte 4.000 Euro dafür, den Vater mit einem Messer zu töten. Aus Chatverläufen soll hervorgehen, dass er die Tatwaffe besorgte und auch noch anbot, eine halbautomatische Pistole aufzutreiben. Doch der Plan wurde geändert, die Tat sollte eine Mitschülerin von Arhat ausführen. Die Mutter hätte ständigen Kontakt mit ihren Söhnen gehabt, wusste von den Mordplänen – und ließ sie gewähren.
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Die Angeklagten wollen sich zu Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen äußern. Die 14-jährige mutmaßliche Täterin wird gesondert verfolgt, gegen sie wird in Berlin ermittelt. Der Prozess gegen die Familie wird am 20. April fortgesetzt. Dann soll der Vater erstmals seit der Tat auf seine Familie treffen und aussagen.