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Miete: Sanierungspläne der Ampel könnten zu Mietsteigerungen führen

Bis 2030 müssen Wohngebäude mindestens unter die Energieeffizienzklasse E fallen. Nicht nur für Eigentümer, sondern auch für Mieter könnte es teuer werden.

Bis 2030 müssen Wohngebäude mindestens unter die Energieeffizienzklasse E fallen. Nicht nur für Eigentümer, sondern auch für Mieter könnte es teuer werden.
© IMAGO / Steve Bauerschmidt

Habeck: Bei Verbot neuer Öl- und Gasheizungen "pragmatisch" vorgehen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die umstrittenen Pläne zum Verbot des Einbaus von neuen Öl- und Gasheizungen in Wohngebäude ab 2024 bekräftigt. Es gebe noch "viele konkrete Fragen" zu klären; bei derartigen Fragen müsse "immer pragmatisch" vorgegangen werden, sagte er in Berlin.

Am Dienstag (15. März) stimmte das EU-Parlament für neue Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden. So müssen Wohngebäude bis 2030 mindestens die Energieeffizienzklasse „E“, bis 2033 die Energieeffizienzklasse „D“ erreichen.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte dazu gegenüber „Bild“: „Der Beschluss von Zwangssanierungen ist ein Handstreich des EU-Parlaments gegen Immobilieneigentümer.“ Die Ideen seien „in der Praxis nicht umzusetzen“ und „würden das Bauen und Wohnen für breite Teile der Bevölkerung unerschwinglich machen“. Denn die Änderungen haben nicht nur Auswirkungen auf Hausbesitzer, sondern auch auf Mieter.

Miete: „Angebot an günstigen Wohnungen wird sinken“

Wie die Zeitung weiter berichtete, müsse der Jahresenergieverbrauch bis 2030 unter 130 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter, bis 2033 unter 100 kWh fallen. Wenn Gebäude die Klassen D, C, B oder A aufweisen können, sind diese von den Sanierungen nicht betroffen.

Wenn im Energieausweis die Klasse E steht, muss bis 2033 auf D aufgerüstet werden. Wenn ein Gebäude zu den Klassen F, G oder H gehört, muss bis 2030 auf Klasse E oder bis 2033 auf D aufgerüstet werden. Und von den Sanierungen sind nicht nur Eigentümer betroffen.

Davor warnt Michael Voigtländer, Wirtschaftsprofessor und Immobilien-Experte vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Gegenüber der „Bild“ betont er: „Dürfen zukünftig Wohnungen mit schlechter Energieeffizienz nicht mehr vermietet werden, würde das Angebot noch weiter runtergehen. So oder so wird das Angebot an besonders günstigen Wohnungen sinken.“

Wegen hohen Neubaukosten gehe die Bautätigkeit nach Voigtländer zurück und: „Generell wird die Lage für Mieter immer schwieriger. Wir sehen schon jetzt, dass die Konkurrenz um Mietwohnungen hoch ist und daher die Mieten steigen.“

Miete: Sanierungen können teuer werden

Dahingegen seien Eigentümer von bereits energieeffizienten Wohnungen und Häusern „auf der sicheren Seite und dürfen mit weiteren Mietsteigerungen rechnen“. Eigentümer von Immobilien mit hohem Energieverbrauch müssten sich laut Voigtländer „mit Sanierungen beschäftigen“.

Laut „Bild“ müssten Eigentümer tief in die Tasche greifen:

  • Wärmepumpe: 25.000 Euro (Luft) bis zu 40.000 Euro (Sole). Plus Kosten für die Fußbodenheizung: 1.000 Euro pro Quadratmeter
  • Solarthermie: Ab 6.500 Euro für Einfamilienhaus (nur Warmwasser). Ab 13.000 Euro, wenn Heizung unterstützt wird
  • Solaranlage: Ab 10.000 Euro (bei 5 kWh Leistung), Speicher: ab 5.000 Euro
  • Dach: Komplettdämmung ab 500 Euro pro Quadratmeter

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Voigtländer rät im Hinblick auf die hohen Sanierungskosten und den Wertverfall der Gebäude: „Eigentümer, die solche Immobilien haben“, sollten sich „mit einem Verkauf beschäftigen“. Aber: „Für Selbstnutzer in Einfamilienhäusern wird es wahrscheinlich Härtefallregelungen geben.“ Laut einer „Haus & Grund“-Studie fielen im Jahr 2020 etwa sieben Millionen Eigenheime in die Energieeffizienzklassen E bis H.