Ist die Wagenknecht-Partei überrepräsentiert im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Spätestens seit den Wahlerfolgen bei den Ost-Landtagswahlen sind Sahra Wagenknecht und ihre Getreuen Dauergäste bei Maischberger und Co.
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Nun regt sich immer mehr Widerstand dagegen – auch eine ARD-Größe meldet sich kritisch zu Wort.
Maischberger-Talk: Zu oft Wagenknecht und BSW-Personal?
Bereits Ende September gab es Unmut. Innerhalb von wenigen Tagen nach der Brandenburg-Wahl war Sahra Wagenknecht in den Studios von „hart aber fair“ und bei Markus Lanz. Zudem veröffentlichte die ZDF-Mediathek die fünfteilige Doku „Inside Bündnis Wagenknecht“ und BSW-Politikerin Sevim Dagdelen diskutierte beim ARD-Talk von Maischberger (wir berichteten über die Kritik). Die Co-Chefin des BSW, Amira Mohamed Ali, war außerdem Anfang September bei Sandra Maischberger und Wagenknecht selbst kürzlich Hauptgästin bei Caren Miosga.
„Man kann sie nicht im Fernsehen entzaubern“
Nun brachte die Einladung von Wagenknecht-Ehemann Oskar Lafontaine in die Maischberger-Sendung am 2. Oktober das Fass zum Überlaufen bei einer einflussreichen ARD-Kollegin. Annette Dittert ist aktuell Leiterin des ARD-Studios in London, leitete zuvor auch schon das ARD-Studio in New York. Die bekannte Auslandskorrespondentin kann über die BSW-Dauerpräsenz in den Talkshows von ARD und ZDF nur den Kopf schütteln.
„Es ist wirklich nur noch absurd. Die BBC hat genau dasselbe Spiel über Jahre mit Farage betrieben. Das Ergebnis war der Brexit und die Implosion der Tories. Man kann Rechtspopulisten weder im Fernsehen entzaubern noch in der Regierung. Wieso das niemand in Deutschland kapiert, versteh‘ ich nicht.“
Annette Dittert auf X
Dittert vergleich das BSW also mit dem populistischen Brexit-Initiator Nigel Farage, der seine Botschaften gekonnt in den britischen Medien platzierte, auch beim öffentlich-rechtlichen BBC – bis zum erfolgreichen EU-Austrittsreferendum. Der frühere Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Ulrich Deppendorf, teilt Ditterts Kritik. „Dem kann ich nur zustimmen“, kommentierte er unter ihrem Beitrag.
Später warf die Großbritannien-Insiderin den Redaktionen noch eine „Nativität gepaart mit Hybris“ vor, als könne man Politikerinnen wie Wagenknecht mit Fakten widerlegen. Das sei „bewiesenermaßen nicht der Fall“.
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Was wäre also die Alternative? Vertreter einer Partei, die in deutschlandweiten Umfragen aktuell bei zu 9,5 Prozent steht und in Ostdeutschland zweistellige Ergebnisse einfährt, weitaus weniger zu TV-Diskussionen einzuladen? Die Konkurrenz von „Welt TV“ treibt es dagegen auf die Spitze.
Dort gibt es am 9. Oktober (18 Uhr) sogar ein TV-Duell zwischen Wagenknecht und AfD-Chefin Alice Weidel. Ein vorgezogener Schlagabtausch der möglichen Kanzlerkandidatinnen der Randparteien – wobei sie zumindest bei den Themen Ukraine und Putin, Asyl und Grünen-Bashing auf ziemlich einer Linie sind.