Während die Brandenburg-Wahl für die SPD zu einem Defibrillator wird, kennt der Abend vor allem einen Verlierer: die CDU. Die Hochrechnungen sehen die Christdemokraten bei knapp zwölf Prozent. Es wäre das schlechteste CDU-Ergebnis in der Geschichte der Ostwahlen und das drittschlechteste bei Landtagswahlen in Deutschland. Mitten in der Merz-Euphorie bahnt sich neues Chaos an.
+++ Brandenburg-Wahl im Newsblog: Ampel macht große Ansage – „Herbst der Entscheidung!“ +++
Am Dienstag (17. September) verkündete die Union die offizielle Kanzlerkandidatur von Friedrich Merz. CDU und CSU zeigten sich geschlossen, Bayerns Ministerpräsident Söder nahm die Entscheidung ohne Murren an und bekräftigte seine volle Rückendeckung. „Ich akzeptiere das ohne Zähneknirschen. Wir kriegen das hin, wir werden die Ampel ablösen und ich mach‘ dabei mit. Jetzt geht’s erst richtig los, ich freu‘ mich drauf“, so der Landesvater.
CDU nach Brandenburg-Wahl: Fingerzeig gen SPD
Diese Euphorie scheint unmittelbar nach der Brandenburg-Wahl aber wieder verpufft. Mit 11,9 Prozent (Hochrechnung ZDF) beschert Spitzenkandidat Jan Redmann seiner CDU einen historischen Nackenschlag. Böse Zungen könnten behauptet, dass seine betrunkene E-Scooter-Fahrt im Juli das Unheil eingeläutet hat.
Doch anstatt die Gründe für das landespolitische Versagen im eigenen Wahlkampf zu suchen, zeigt man mit dem Finger auf die SPD und versucht sich mit der Art des Wahlkampfes von Dietmar Woidke zu rechtfertigen. Dieser hätte mit seiner „Alles oder nichts“-Taktik den restlichen Parteien der demokratischen Mitte geschadet. „Der Schreck vor einer AfD als stärkste Partei hat zu einer Polarisierung geführt: Zwischen dem Amtsinhaber auf der einen und der AfD auf der anderen Seite. Von dieser Polarisierung haben nur diese beiden profitiert und die CDU hat darunter sehr gelitten und musste Stimmen einbüßen“, sagte Redmann im Anschluss an die Wahl.
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In die gleiche Kerbe schlägt auch CDU-Spitzenpolitiker Jens Spahn. „Als wir aus der Sommerpause herauskamen, standen SPD und CDU beide bei 20 Prozent und das zeigt, was Dietmar Woidke gelungen ist“, sagte er in Berlin. Dass es nun über 30 Prozent zu gehen scheint sei darauf zurückzuführen, dass „er alles auf eine Karte gesetzt hat und das hat sich als richtige Entscheidung erwiesen.“
Gleichzeitig bahnt sich ein persönlicher Clinch innerhalb der Partei an. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte in einem Interview vor der Brandenburg-Wahl, man solle doch Woidke wählen, um einen Sieg der AfD zu verhindern. „Das war überhaupt nicht hilfreich, das hat auch viele Wahlhelfer in Brandenburg sehr enttäuscht“, so die bittere Antwort von Redmann. „Das werden wir sicherlich noch einmal persönlich mit Michael Kretschmer besprechen.“ Ruhiges Fahrwasser sieht anders aus.