Vom Staat leben und schmarotzen: Schon seit Ewigkeiten müssen sich Langzeitarbeitlose gegen den pauschalen Vorwurf wehren, sie seien stinkfaul. Als das Bürgergeld zum Jahreswechsel eingeführt wurde und die Regelsätze nach oben gingen, wurden diese Klischees und Vorurteile erneut bedient.
Arbeiten würde sich für viele nicht mehr lohnen, behaupteten Bürgergeld-Kritiker. Die Wahrheit sieht wohl anders aus.
Bürgergeld: Zu attraktiv für Arbeitsscheue?
Kann man von der Grundsicherung so bequem leben, dass man sogar freiwillig kündigt? Den ganzen Tag auf dem Sofa pofen – statt zur Maloche um 6 Uhr morgens? Immer wieder werden solche Stereotype bedient, nun will er neue CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann vermeintlich arbeitsscheue Bürgergeld-Empfänger in Jobs zwingen.
Ist es für viele wirklich zu verlockend von 502 Euro Bürgergeld zu leben? Andrea Nahles, die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, verneint das eindeutig.
Anstieg liegt an Ukraine-Flüchtlingen
„Im Vorfeld gab es ja lange Debatten. Aber der große Run auf das Bürgergeld, der wegen der Anpassung der Leistungen befürchtet wurde, ist ausgeblieben“, so Nahles nun im „Welt“-Interview. Dass es aktuell trotzdem einen Anstieg der erwerbsfähigen Bürgergeld-Bezieher auf fast vier Millionen gibt, erklärt Nahles mit den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Das sind zumeist Frauen, die ebenfalls einen Anspruch auf das Bürgergeld haben.
Laut Recherchen von BR24, SWRdata und Angaben der Bundesagentur für Arbeit aus dem Mai 2023 gab es über 660.000 regelleistungsberechtigte Ukrainerinnen und Ukraine in Deutschland.
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Auch angesichts der Inflation verlieren die 502 Euro Regelsatz praktisch monatlich an Kaufkraft. Große Sprünge waren schon mit Hartz 4 nicht drin, aktuell noch weniger. Durch den Anstieg des Mindestlohns auf 12 Euro lohnt sich Arbeit auch für Geringqualifizierte zudem noch mal deutlich mehr.