Dieser Schritt des Discounter-Konzerns hat bundesweit Aufsehen erregt! Lidl senkt die Preise für seine pflanzlichen Alternativ-Produkte um etwa 20 Prozent und gleicht sie damit den tierischen Fleisch- und Molkereiprodukten an. Das kündigte das Unternehmen am Mittwoch, 11. Oktober, an (wir berichteten).
Damit läutet Lidl einen Preiskampf ein, der viele vegan und vegetarisch lebende Kunden im positiven Sinne schockiert. Denn mit einem solch deutlichen Preisnachlass hatte sobald wohl niemand gerechnet. Doch auch die übrige Lebensmittelbranche ist womöglich kalt erwischt worden. Aldi hat mit einigen Tagen Verzögerung nachgezogen. Die Antworten anderer Supermarkt-Ketten wie etwa Rewe fallen zum Teil knapp aus.
Lidl und Aldi: Steuern und Masse bestimmen den Preis
Doch zuerst gilt es die Frage zu beantworten, warum tierische Produkte überhaupt teurer sind als pflanzliche? „Fleisch heißt Massenproduktion“, erklärt Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Es gehe der Industrie darum, in möglichst großen Stückzahlen zu produzieren, wodurch die Kosten je Stück geringer werden. Dadurch könne billiges Fleisch angeboten werden. Vegane Ersatzprodukte könnten bei diesen Mengen nicht mithalten. „Deswegen sind sie schlicht und ergreifend teurer“, sagt Heinemann.
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Ein zweiter Faktor ist die Besteuerung. Lasse van Aken, Agrarexperte bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace, verweist gegenüber der dpa auf den Mehrwertsteuersatz. So greife bei Fleisch und Wurst ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Für Ersatzprodukte werden hingegen die vollen 19 Prozent fällig. „Das kritisieren wir ganz stark“, betont van Aken. Seine Forderung: Beim Fleisch müsse der Mehrwertsteuersatz angehoben werden. Pflanzliche Alternativen sollten dagegen mit null Prozent besteuert werden.
Aldi zieht eine Woche später nach
Unabhängig von den Produktionskosten und der Besteuerung hat Lidl jetzt die Preise für tierische Produkte und vegane Alternativen angeglichen und außerdem die Produkte jeweils direkt nebeneinander ins Kühlregel gepackt. So kostet zum Beispiel gemischtes Hack 7,58 Euro/kg, das vegane Äquivalent der Eigenmarke „Vemondo“ ebenfalls 7,58 Euro/kg.
Ein Schritt, den vor allem die Discounter-Ketten Aldi Nord und Aldi Süd nicht lange auf sich sitzen ließen. Mit einer Woche Abstand haben sie ihre Produkte der Eigenmarkt „Mein Veggie Tag“ an das Preisniveau von Lidl angeglichen, sind teilweise auch noch weitergegangen – bis hin zu 35 Prozent Rabatt bei veganem Käse.
Damit haben die beiden Discounter-Riesen eine Lawine losgetreten. Denn jetzt kommt auch die Konkurrenz nicht mehr darum herum, es Lidl und Aldi gleichzutun. „Wir haben die jüngsten Entwicklungen aktiv begleitet und die Preise gesenkt“, teilt Penny auf Nachfrage dieser Redaktion mit und betont, an anderer Stelle Pionier gewesen zu sein: „Penny hat im Oktober 2020 als erster Discounter im deutschen Lebensmittelhandel mit Food For Future eine vegane Dachmarke ins Leben gerufen.“
Auch wenn Aldi Süd im aktuellen Preiskampf zu den Nachzüglern gehörte, reklamiert diese Kette ebenfalls für sich, grundsätzlich zu den Vorreitern bei veganer Ernährung zu gehören. Auf Nachfrage heißt es: „In diesem Jahr konnte sich Aldi Süd im Vegan-Ranking der Albert-Schweitzer-Stiftung den ersten Platz in der Kategorie Discounter sichern und kann sich veganfreundlichster Discounter nennen.“
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Und wie reagieren die Vollsortimenter-Ketten auf die Initiativen der Discounter? „Auch wir senken die Preise für vegane Artikel unserer Eigenmarken. Ähnliche Artikel bieten wir mindestens so günstig an wie die Discounter, bei gleicher oder besserer Qualität“, betont Edeka in einer Stellungnahme. Kaufland hat sich ebenfalls schon dem Schwester-Unternehmen Lidl angeschlossen. Dagegen haben Rewe und Netto unsere Anfragen bislang unbeantwortet gelassen. Auf eine ähnliche Anfrage der Deutschen Presse-Agentur antwortete Rewe, dass man die Recherche „nicht mit Informationen und Aussagen unterstützen“ könne.