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Deutschlandticket droht das Aus: Schwarzer Tag für Pendler – Keine „leere Drohung“

Geht die Erfolgsgeschichte weiter? Oder scheitert das international beachtete Deutschlandticket nach wenigen Monaten? Es sieht schlecht aus.

© IMAGO/Panama Pictures

Deutschlandticket: das bekommst du für 49 Euro im Monat

Für 49 Euro pro Monat mit Bus und Bahn durch die gesamte Republik fahren. Das ist mit dem Deutschlandticket möglich.

Es gibt aktuell nicht viel Erfreuliches, womit Deutschland in der Welt glänzen kann. Doch das Deutschlandticket – auch bekannt als 49-Euro-Ticket – ist tatsächlich eine Errungenschaft, die nicht nur viele Pendler und Reisende begeistert, sondern auch neidische Blicke aus dem Ausland auf sich zieht. Aber wie lange noch?

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Eine der erfolgreichsten deutschen Erfindungen der jüngeren Zeit steht auf der Kippe. Es geht – wie so oft – ums liebe Geld. Und zwar um die Finanzierung des Deutschlandtickets ab dem Jahr 2024. Am Donnerstag, 12. Oktober, sollte der Tag der Entscheidung sein. Doch für Pendler und Reisende wurde es ein schwarzer Tag. Die deutschen Verkehrsminister von Bund und Ländern saßen in Köln zusammen, rangen um eine Lösung. Am Ende vergeblich!

Deutschlandticket mit 10 Millionen Nutzern

Los ging alles mit dem 9-Euro-Ticket für den bundesweiten Nahverkehr mit Bussen und Regionalbahnen. Vom 1. Juni 2022 bis zum 31. August 2022 galt es als Maßnahme, um die Menschen nach Corona-Schock, Energiekrise, Ukraine-Krieg und Inflation etwas zu entlasten und außerdem die Mobilitätswende in Fahrt zu bringen. Der Nachfolger, das Deutschlandticket, entwickelte sich nach der Einführung am 1. Mai 1023 zum Erfolgsmodell. Sonder-Varianten für Schüler, Berufstätige und Studenten folgten. Einen Monat nach dem Verkaufsstart verzeichneten die Bahn-Unternehmen und die regionalen Verkehrsbetriebe insgesamt rund 10 Millionen Nutzer.

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Verfechter des Deutschlandtickets protestieren am 11. Oktober in Köln, wo die Verkehrsminister tagen, gegen die Abschaffung des günstigen Abos. Eine Puppe von Bundesverkehrsminister Volker Wissing zerreißt symbolisch das Deutschlandticket. Foto: IMAGO/Guido Schiefer

Entsprechend groß ist die Anzahl der Pendler und Reisenden, die jetzt gebannt nach Köln schauten. Dort tagte die Verkehrsministerkonferenz (VMK), um über die Zukunft des Deutschlandtickets zu beraten. Am Donnerstagmittag um 13 Uhr wollten die Minister ihre Ergebnisse vorstellen. Doch sie haben keine Einigung erzielt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Teilnehmerkreisen. 

Minister diskutieren über 400 Millionen Euro

Zu Beginn der Konferenz am Mittwoch hatte sich der VMK-Vorsitzende und NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) noch zuversichtlich zu einer möglichen Einigung geäußert: „Eigentlich könnte man hier, glaube ich, heute und morgen den Knoten durchschlagen.“ In Richtung von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte er, er hoffe, dass Wissing verstanden habe, „wie groß die Not auch bei den Verkehrsunternehmen ist“.

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Doch da gab und gibt es ein großes Aber. Denn Wissing lehnte Gespräche über mehr Geld vom Bund bisher strikt ab. Auch am Mittwoch und Donnerstag machte er keine Zugeständinsse.

Zum Hintergrund: Bund und Länder schießen in den Jahren 2023 und 2024 jeweils 1,5 Milliarden Euro für die Kosten des Deutschlandtickets zu. Denn der monatliche Abo-Preis der Nutzer deckt die Ausgaben nicht annähernd. Nun ist es aber so, dass die bislang eingeplanten 1,5 Milliarden Euro für 2024 nicht ausreichen werden. Die Kosten für Personal und Energie sind gestiegen. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fehlen jetzt rund 400 Millionen Euro.


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Bayern-Minister: „Dann lassen wir das auslaufen“

Es könnte tatsächlich so kommen. Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) spricht gegenüber der dpa Klartext: Das Ende des Deutschlandtickets sei keine „leere Drohung“. Bernreiter weiter: „Die Kommunen sagen, wenn es die Zusage nicht gibt, dann lassen wir das auslaufen – weil sie das Risiko nicht eingehen.“ Bei einem Gespräch mit Bundesverkehrsminister Wissing am Mittwochabend habe man „sehr hart gerungen, es hat sehr lange gedauert“, so Bernreiter. Ohne Ergebnis.

Bundeskanzler Scholz soll entscheiden

Jetzt geht das Zittern für Pendler und Reisende weiter. Die offenbar letzte Chance, die Kuh noch vom Eis zu holen, soll ein Gespräch auf höchster Eben sein. Die Ministerpräsidenten der Länder sollen direkt mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) verhandeln. Deren nächstes Treffen ist für den 6. November angesetzt.