Die Bahnhofsmission in Dortmund ist für viele Menschen ein wichtiger Ankerpunkt. Der Krieg in der Ukraine hat die ehrenamtlichen Helfer vor neue Herausforderungen gestellt.
Jeden Tag kommen am Hauptbahnhof in Dortmund Flüchtlinge an – und das beinahe stündlich. DER WESTEN ist vor Ort gewesen. Und klar ist: Für viele Flüchtlinge gibt es nur eine Option…
Dortmund: Ukraine-Flüchtlinge landen am Hauptbahnhof – „Viele sind traumatisiert“
Direkt am Gleis befindet sich das Büro der Dortmunder Bahnhofsmission. Hier sammeln die Diakonie und „In Via“, ein Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, Spenden und geben sie an Hilfsbedürftige weiter. Von 8 bis 20 Uhr ist das Büro der Bahnhofsmission geöffnet – ist das Büro geschlossen, sind die Helfer im Einsatz. Nur wenige Tage nach Kriegsausbruch hat die Bahnhofsmission begonnen, sich auf die Ankunft der Flüchtlinge vorzubereiten. Dank vieler Spenden aus Dortmund kann jetzt eine gute Erstversorgung geleistet werden: Im Vorratsraum reihen sich Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel.
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Das ist die Stadt Dortmund:
- wurde 880 erstmals schriftlich erwähnt (als ‚Throtmanni‘)
- hat 588.250 Einwohner (Stand: Dezember 2019) und ist damit die neuntgrößte Stadt Deutschlands
- nach Fläche und Einwohnerzahl die größte Stadt im Ruhrgebiet
- der Signal-Iduna-Park (Heimstadion von Borussia Dortmund) ist mit über 81.000 Plätzen das größte Fußballstadion Deutschlands
- weitere Sehenswürdigkeiten: Westfalenpark, Dortmunder U, Deutsches Fußballmuseum
- Oberbürgermeister ist Thomas Westphal (SPD)
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Aktuell gebe es viel zu tun, berichtet Leiterin Swetlana Berg gegenüber DER WESTEN. Seit dem 3. März würden Flüchtlinge mit dem Zug nach Dortmund kommen, darunter größtenteils Frauen mit Kindern. Viele von ihnen seien traumatisiert. „Wir können das Leid der Menschen nicht lindern“, sagt Berg. Stattdessen versuchen die Helfer der Bahnhofsmission, ihnen das Gefühl von Sicherheit zu geben – mit der Hoffnung, dass die Flüchtlinge „dem Leben in Deutschland eine Chance geben“.
Helfer Heinz Broß ist seit Beginn der Ukraine-Krise dabei. Er schätzt, dass mittlerweile bis zu 50 Flüchtlinge täglich in Dortmund eintreffen. Sie würden mit dem ICE aus Berlin kommen – einmal in der Stunde hält der Schnellzug in Dortmund. Nicht alle von ihnen würden in Dortmund bleiben wollen, erklärt Broß.
Dortmund: Kein Platz für Flüchtlinge – Helfer stehen vor großem Problem
Einige Flüchtlinge haben Bekannte oder Verwandte in anderen Städten und brauchen Hilfe dabei, die richtigen Anschlusszüge zu finden. Da wird der Helfer meist hellhörig: „Ich versuche immer herauszufinden, warum die Menschen wo hinwollen. Viele sind sich nicht darüber im Klaren, was die schlechten Hilfsstrukturen kleinerer Städte für sie und ihre Kinder bedeuten.“ Schließlich könne es gut sein, dass die Familien mehrere Monate in Deutschland bleiben müssten.
Doch wer in Dortmund bleiben möchte, hat es nicht leicht. Wie die AWO berichtet, sind die Dortmunder Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge ausgelastet – das Sozialamt verweist auf die Landeserstaufnahmeeinrichtung NRW in Bochum. Abhilfe schaffen nur private Wohnungsangebote.
Das Ganze ist für Flüchtlinge gefährlich: Zuletzt hat die Bundespolizei in Berlin vor Betrügern gewarnt, die die Not von ukrainischen Frauen ausnutzen und sie im schlimmsten Fall sexuell ausbeuten könnten (DER WESTEN berichtete). In Dortmund verteilt die Bahnhofsmission daher Merkblätter – mit Erfolg. Bislang kam es zu keinem Fall, in dem die Polizei einschreiten musste.
Dortmund: Notannahmestelle für Flüchtlinge – „Jedem wird geholfen“
Vom Dortmunder Hauptbahnhof ist es nicht weit zum Fritz-Henßler-Haus. Der Verein „Train of Hope“ hat hier eine Notannahmestelle für Flüchtlinge eingerichtet. Am 2. März wurde sie eröffnet – bis zu 40 Menschen nehmen das Angebot täglich wahr, berichtet Jamil Alyou, Ansprechpartner im Bereich politische Bildung und Internationales.
Die Menschen werden entweder von der Bahnhofsmission oder der Polizei zum Fritz-Henßler-Haus begleitet, einige kommen auch allein. „Jedem wird geholfen“, sagt Alyou. Familien, die abends oder nachts in Dortmund ankommen, finden in der Annahmestelle einen Schlafplatz, Spenden und Lebensmittel.
Vor Ort erhalten sie Auskünfte und werden auf ihrer Muttersprache aufgeklärt. Die Flüchtlinge sprechen nicht nur ukrainisch oder russisch, unter ihnen befinden sich auch ausländische Studenten aus Jordanien oder dem Irak, die in der Ukraine lebten.
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Alyou erklärt, wie wichtig es ist, weiterhin Unterstützung anzubieten: „Der Bedarf an Hilfe wird weiter zunehmen.“ Der Wohnungsmangel ist auch bei „Train of Hope“ bekannt. Bereits bevor die ersten Flüchtlinge in Dortmund ankamen, habe der Verein eine Liste von Familien zusammengestellt, die Menschen aufnehmen würden. Mehr als 150 Menschen wären bereits vermittelt worden – und das oftmals innerhalb von wenigen Tagen. Auch danach lasse man die Familien nicht allein, so Alyou. Das Wichtigste sei, eine Vertrauensbasis zu schaffen.
Bleibt zu hoffen, dass die Flüchtlinge schon bald auch von öffentlicher Seite Hilfe erfahren. Damit die vielen Hilfsvereine nicht allein gelassen werden.
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