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Wohngeld: Im Amt „reagiert niemand“ – Antragssteller werden seit Monaten hingehalten

Chaos in den Wohngeldämtern: Menschen in Duisburg, Nürnberg und anderen Städten klagen über extreme Wartezeiten. Was ist da los?

Zehntausende warten auf das Wohngeld
© IMAGO/Lobeca

Mietschulden? Ab dieser Frist droht der Rauswurf

Wer zu wenig oder keine Miete zahlt, dem droht der Rauswurf aus der Wohnung. Wer das vermeiden will, sollte bei der Zahlung diese Frist einhalten.

Chaos in vielen Wohngeldämtern: Antragssteller auf Wohngeld werden immer wieder vertröstet. „Im Dezember beantragt, bis heute keine Antwort. Auf Rückfragen per E-Mail reagiert niemand“, klagt eine Frau in einer Duisburger Facebook-Gruppe.

Sie ist damit nicht alleine: „Man soll sowieso sechs Monate Wartezeit einplanen, wenn es ein Neuantrag ist. Meine Freundin hat sogar fast neun Monate gewartet“, antwortet eine Facebook-Nutzerin auf den Beitrag. Andere erklären, dass sie fünf Monate auf die Auszahlung gewartet haben. Bei weiteren läuft die Bearbeitung auch immer noch.

Wohngeld Plus: Chaos in Duisburg, Nürnberg und bundesweit

Das ist jedoch kein Problem des Duisburger Amtes. Auch in Bayern gibt es beispielsweise lange Wartezeiten. So berichtet der BR von den Zuständen beim Wohnungsamt der Stadt Nürnberg. Bei einem Vor-Ort-Termin trafen die Reporter auf einen Familienvater, der seit sieben Monaten auf einen Bescheid auf seinen Wohngeld-Antrag wartet. Die sechsköpfige Familie zahlt 1.100 Euro Miete und hofft auf einen Zuschuss von 600 Euro. Doch auch dieser Termin im Amt bringt ihm keine Auskunft – er wird erneut vertröstet.


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  • Laut Bundesregierung die größte Wohngeldreform in der Geschichte der Bundesrepublik
  • Seit Januar 2023 in Kraft
  • Vorher bezogen rund 600.000 Haushalte Wohngeld – nun haben dreimal so viele Anspruch
  • Bislang bekamen Haushalte im Schnitt 180 Euro. Künftig sollen es rund 370 Euro pro Monat sein.

Was ist da los? Durch das neue Wohngeld-Plus-Gesetz der Bundesregierung ist Chaos ausgebrochen in den Ämtern. Mit dem Gesetz haben deutlich mehr Menschen Anspruch auf Wohngeld – zudem wurden die Höhe der Zuschüsse deutlich erhöht. Dadurch hat sich aber auch das Antragsaufkommen deutlich nach oben verschoben. Die Kommunen kommen vielerorts nicht mehr hinterher mit der Antragsflut.

Wohngeld: „Kommunen müssen es ausbaden“

Stephan Doll, Chef der Gewerkschaft DGB in Mittelfranken, spricht von einer Überlastung der Kommunen. Deshalb unterstützt der DGB in seiner Region nun die eigenen Mitglieder beim Ausfüllen des achtseitigen Antrags. Durch diese Wohngeldberatung sollen auch die Stadtverwaltungen entlastet werden, weil Nachfragen wegfallen.


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Doll kritisiert die Bundesregierung, auch weil sie nun finanziell deutlich mehr belastet werden: „Man darf halt nicht mehr die Fehler der Vergangenheit machen, und etwas auf Bundes- oder Landesebene beschließen, was dann die Kommunen ausbaden müssen.“

Wohngeld: Rentner schämen sich, Antrag zu stellen

Mit einem ganz anderen Problem ist dagegen die Stadt Salzwedel in Sachsen-Anhalt beschäftigt. Wie die Tageszeitung „Volksstimme“ berichtet, will die dortige Verwaltung nun sogar Menschen aktiv dabei unterstützen, Anträge auf Wohngeld zu stellen und auszufüllen. Der rund: Viele alte Menschen in Rente, die berechtigt sind, schämen sich die Hilfe zu beantragen.