Taylor Swift? Glattgebügelte Mainstream-Musik aus den USA, überbewerteter Hype und völlig austauschbar. So die Meinung des Autors dieser Zeilen vor dem 17. Juli 2024. Dann stattete der Superstar aus Pennsylvania Gelsenkirchen einen Besuch ab und verwandelte die ganze Stadt in ein Glitzermeer.
Was sich während der drei Konzerttage in der Ruhrpott-Stadt abspielte, hat es hier in der Form so wohl noch nie gegeben. Und das, obwohl Gelsenkirchen Auftritte von Superstars gewohnt ist. Von Michael Jackson über Bon Jovi und AC/DC bis hin zu den Rolling Stones – Musik-Legenden haben sich im Parkstadion und der Veltins-Arena schon immer die Klinke in die Hand gegeben. Aber Taylor Swift? Das war noch einmal ein neues Level – und das lag vor allem an ihren Fans.
++ Paar aus Essen stiehlt Taylor Swift in Gelsenkirchen plötzlich die Show! „Oh mein Gott“ ++
Taylor Swift verwandelt Gelsenkirchen
Vor den drei Shows in der Veltins-Arena hatte sich Gelsenkirchen mächtig ins Zeug gelegt. Die Emscher-Stadt hatte sich zum Empfang des Megastars aus den Staaten einiges überlegt:
- Petition zur Umbenennung in „Swiftkirchen“? Stattgegeben
- „Eras Tour“-Stein auf dem Walk of Fame in Gelsenkirchen? Eingesetzt
- „Taylor Town“ in der City? Genehmigt
- Taylor-Swift-Pappfiguren in Lebensgröße? Überall verteilt
Es wirkte zugegebenermaßen beinahe leicht verzweifelt, was sich in Gelsenkirchen nach der „Shithole“-Debatte während der Fußball-EM (mehr hier >>>) alles hat einfallen lassen. Doch wer die Vorbereitungen auf die Ankunft der „Swifties“ im Vorfeld müde belächelt hatte, der wurde eines Besseren belehrt.
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Denn die Fans von Taylor Swift nahmen das Angebot nicht nur dankend an. Sie drückten der Stadt auch noch ihren eigenen Stempel auf. Der Vibe, den die „Swifties“ in Gelsenkirchen versprühten, wird noch lange nachhallen – trotz aller Probleme (Kinderarmut, niedrige Einkommen, Arbeitslosigkeit etc.), durch die die Pott-Stadt regelmäßig auf den letzten Plätzen in Städterankings landet (mehr dazu hier >>>).
Immer noch kein „Swiftie“
Solche Probleme lassen sich natürlich nicht durch ein paar Konzerte lösen. Doch sie können ein Anfang sein, das Image einer Stadt aufzupolieren. Und die Fan-Gemeinde von Taylor Swift schien sich kein bisschen daran zu stören, welcher Ruf der Ruhrpott-Stadt vorauseilt. Tausende strömten erst in die Innenstadt, um in der „Taylor Town“ zu feiern oder sich spontan ein „Eras Tour“-Tattoo stechen zu lassen und dann zur Veltins-Arena zogen. Hier sogen selbst tausende „Swifties“ ohne Eintrittskarte die Atmosphäre ein und lauschten den Klängen der Konzerte von außerhalb des Stadions.
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Vor und nach den Konzerten waren sie überall an den Bahnsteigen unschwer an ihren glitzernden Outfits und Accessoires zu erkennen, gaben sie gegenseitig wertschätzenden Komplimente für ihren Look oder tauschten Freundschafts-Armbänder aus. Eine herrlich harmlose Fan-Gemeinde, die offenbar jedes Mitglied mit offenen Armen empfängt und wertschätzt. Am Ende war es nicht nur der Auftritt von Taylor Swift, sondern vielmehr die Fans, die die Show abrundeten und zum popkulturellen Ereignis des Jahres im Ruhrgebiet machten. Und nein, der Autor dieser Zeilen ist weiterhin kein „Swiftie“, aber ab jetzt Fan von ihnen.