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Gelsenkirchen: Fenstersturz! Keiner kümmert sich um sterbenden Mann – ganze Stadt stellt sich nur eine Frage

In Gelsenkirchen ist am Mittwoch ein Mann nach einem Fenstersturz elendig gestorben. 30 Minuten hielt kein Autofahrer an. Wie kann das sein?

© imago images/Gottfried Czepluch

Dein Smart-Phone wird zum Lebensretter

Bei einem Notfall zählt jede Sekunde. Damit in Essen schneller Erste Hilfe geleistet werden kann, gibt es bald eine App. Dort sollen Bürger dann vor dem Notarzt Verletzten helfen. Warum das nicht gefährlich ist, erklärt Feuerwehrsprecher Mike Filzen.

Dieser Fall beschäftigt ganz Gelsenkirchen. Am Mittwoch (6. September) ist ein Mann (67) in den frühen Morgenstunden aus dem Fenster im ersten Obergeschoss seiner Wohnung an der Schwarzmühlenstraße gefallen. Dabei zog er sich schwerste Verletzungen zu und wimmerte um Hilfe.

Doch es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis dem 67-Jährigen endlich geholfen wurde. Dann endlich alarmierten Zeugen den Rettungsdienst. Für das Sturzopfer sollte jedoch jede Hilfe zu spät kommen. Der Gelsenkirchener verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus. Was in der Zwischenzeit passierte, beschäftigt jetzt die Polizei Gelsenkirchen (mehr hier).

Gelsenkirchen: Warum hat niemand geholfen?

Die Beamten fragen sich genau wie die Anwohner der Stadt: Warum hat niemand geholfen, als der Mann 30 Minuten lang auf dem Gehweg lag und um sein Leben kämpfte? Nach Angaben der Polizei fuhren in dieser Zeit zahlreiche Fahrzeuge am Ort des Geschehens vorbei. Doch niemand hielt an. Nicht einmal der oder die Autofahrerin, die in dem Zeitraum gewendet war und den Unglücksort gleich zweimal passierte. All das sahen die Beamten auf Aufnahmen einer Überwachungskamera, die das Geschehen einfingen.


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„Wir werten die Videoaufnahmen gerade aus“, sagte eine Sprecherin der Polizei Gelsenkirchen am Freitag (8. September) gegenüber DER WESTEN. Die Beamten versuchen, die Kennzeichen der betreffenden Autos zu ermitteln. Doch dabei gibt es einige Schwierigkeiten.

Polizei Gelsenkirchen steht vor Problemen

Zum einen sei es zum Zeitpunkt des Unglücks so dunkel gewesen, dass die Qualität der Aufnahmen vergleichsweise schlecht wäre. Und selbst wenn Kennzeichen zu ermitteln wären, müsse der Halter des Wagens nicht mit dem Fahrer übereinstimmen. Zum anderen sei am Ende schwer nachzuweisen, ob die Autofahrer den sterbenden Mann am Wegesrand überhaupt wahrgenommen haben. „Wir wollen niemanden vorverurteilen“, so die Polizei-Sprecherin, die aber auch an die Menschlichkeit aller Beteiligten appellierte.


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Denn in Notfällen zähle jede Sekunde: „Wer einfach weiter geht oder vorbeifährt und einer hilflosen Person nicht hilft, riskiert im schlimmsten Fall ein Menschenleben und kann sich unter Umständen wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar machen.“ Das Mindeste sei es, einen Notruf abzusetzen. Wie es überhaupt zu dem Fenstersturz kam, sei ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen. Man untersuche ergebnisoffen, ob es sich um ein Unglück oder möglicherweise um Fremdverschulden gehandelt haben könnte.