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Gelsenkirchen ein „Drecksloch“? Schalke-Ikone wehrt sich gegen England-Fans – „Nirgendwo in diesem Land“

Gelsenkirchen musste rund um das EM-Spiel England gegen Serbien mächtig einstecken. Offenbar haben die Fußball-Fans das Wichtigste übersehen.

© Michael Korte / FUNKE Foto Services

EM 2024: England-Fans mit klarer Meinung zu Jamal Musiala

Jamal Musiala spielt für die deutsche Nationalmannschaft - er hätte sich aber auch für England entscheiden können. Was sagen die englischen Fans bei der EM 2024 dazu?

England-Fans haben rund um das Spiel der Three Lions in Gelsenkirchen gegen Serbien keine Gelegenheit ausgelassen, um über die Ruhrpott-Stadt herzuziehen. Von einem „Drecksloch“ war die Rede, als die ersten Briten am Hauptbahnhof ankamen (mehr dazu hier >>>).

Zugegeben, der Ausgang zur City lädt nicht unbedingt zum Verweilen ein – vor allem seit die Kultkneipe „Charly’s Bummelzug“ von Schalke-Legende Charly Neumann dicht gemacht hat. Doch ein Urteil über Gelsenkirchen zu fällen, das allein auf dem ersten Eindruck am Hauptbahnhof beruht? Das ist dann doch etwas zu leicht. Vor allem, weil die meckernden EM-Fans das Wichtigste offenbar komplett übersehen haben.

Gelsenkirchen: Haben England-Fans die Stadt nicht verstanden?

Bei nahezu jedem Schalker Heimspiel sind sie da. Fans von der Insel, die ein Stück Fußballkultur in Gelsenkirchen erleben wollen. Bezahlbare Stehplätze, Support über 90 Minuten und echte Verbundenheit – egal ob erste oder zweite Liga. Es ist das, was England seit der extremen Kommerzialisierung der Premier League abhandengekommen ist.


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„Aus diesem Grund kommen jährlich Tausende hierhin“, bestätigt Olivier Kruschinski. Die Schalke-Ikone muss es wissen. Zu jedem Heimspiel führt der Erfinder der Kampagne „#401GE“ (mehr dazu hier >>>) Fußball-Fans mit seinen „Mythos-Touren“ zu den legendären Orten der Schalker Vereinsgeschichte. „Nirgendwo bedeutet Fußball und der Verein für seine Menschen so viel wie hier“, sagt der Gelsenkirchener im Gespräch mit DER WESTEN und schwärmt: „Mit Schalke gibt es einen Ort, an dem man das mit allen Sinnen spüren kann.“

Olivier Kruschinski verteidigt Gelsenkirchen gegen Kritiker. Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services

Gelsenkirchen und Schalke: „Nirgendwo in diesem Land“

Glamour-Faktor wie in Düsseldorf? Oder weltweit bekannte Touristenmagneten wie den Kölner Dom? Das sucht man in Gelsenkirchen sicher vergebens, auch wenn die Bergbau-Geschichte sicher auch ihre Reize hat. Kein Wunder also, dass die Stadt versucht, Fußball-Fans in die Fan-Zonen in den Nordsternpark direkt neben die alte Zeche Nordstern zu lenken. Doch das Wichtigste scheinen die England-Fans, die über Gelsenkirchen lästern, zu verkennen. „Wir sind eine Fußballstadt. Das ist unser Markenkern, unser Alleinstellungsmerkmal. Nicht Heidelandschaften, mittelalterliche Burgen oder spätrömische Tempelanlagen“, stellt Kruschinski klar.


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Der bekennende Schalke-Fan und Gelsenkirchener mit Leib uns Seele findet, dass die Stadt genau das transportiert: „Fußballgeschichte und Geschichten anhand von bedeutenden Orten, die es so nirgendwo in diesem Land gibt.“ Er bedauert, dass das offenbar bei zu wenigen EM-Fans bislang angekommen ist. Dabei hat die „Stiftung Schalker Markt“ extra zur Euro eine eigene App („Schalke erleben„) herausgebracht um den Fans (auch in englischer Sprache) den Schalker Mythos und damit den Reiz der Stadt zu vermitteln.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich das vor den nächsten EM-Spielen herumspricht, damit die nächsten Fans womöglich einen besseren Einstand in Gelsenkirchen haben. Wie gut es sich auch hier feiern lässt, haben die Serben übrigens eindrucksvoll bewiesen. Mehr dazu hier >>>