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Tierheim Essen wegen Hunde-Schicksalen den Tränen nah – Tierfreunde haben nur noch diesen Wunsch

Tierheim Essen: Wegen hoher Tierarztkosten fordern Hunde- und Katzenfreunde jetzt mehr Geld von der Stadt. Wie das funktionieren könnte.

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Das ist das Tierheim Essen

Das Tierheim Essen bietet herrenlosen Hunden, Katzen, Kleintieren, Schlangen und Schildkröten ein Zuhause. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kümmern sich um die Tiere in Not.

Das Tierheim Essen kommt kaum noch hinterher. Allein in der Woche um den 21. August hatte das Tierheim Essen mit fünf zum Teil schwer kranken Hunden und diversen Katzen-Schicksalen zu kämpfen. Zum Beispiel „Prada“, die Mops-Dame sollte aufgrund ihres nicht behandelten Bandscheibenvorfalls von vor vier Jahren und des desaströsen Gesamtzustands (Windel um, enorm lange Krallen) eingeschläfert werden.

Das Tierheim Essen gab der Mops-Dame aber noch eine Chance und ließ sie behandeln. Allein die Behandlung beim Zahnarzt sorgte für enorme Kosten, DER WESTEN berichtete (hier). Diese Kosten muss das Tierheim dann aus eigener Tasche zahlen, und diese Taschen sind nicht gerade üppig gefüllt. Daher haben Tierfreunde jetzt eine ganz besondere Idee, wie die Tierheime unterstützt werden sollten.

Tierheim Essen: Unterstützung durch Hundesteuer?

Tierfreunde, welche über Facebook hautnah mitbekommen, wie schlimm es um die finanziellen und psychischen Belastungen beim Tierheim Essen steht, haben jetzt einen besonderen Vorschlag gemacht. Sie fordern, dass die Hundesteuer nicht, wie bislang, an die Kommunen geht, sondern direkt an die Tierheime. Und diese Forderung ist wahrscheinlich der richtige Ansatz.

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Denn auf Anfrage von DER WESTEN teilte uns Dr. Elke Esser-Weckmann vom Tierschutzverein Groß-Essen mit, dass die „Fundtierversorgung eine kommunale Pflichtaufgabe ist, die eigentlich durch die Stadt Essen erledigt werden müsste.“ Das Problem dabei sei: „Dieses Entgelt deckt zurzeit jedoch bei weitem nicht die tatsächlich für die erbrachten Leistungen entstehenden Kosten, sondern macht (leider!) weniger als ein Drittel aus.“ In Zahlen heißt das, dass für den Betrieb und die Versorgung des Tierheims Essen im vergangenen Jahr 2,2 Millionen Euro benötigt wurden. Die Stadt Essen hat das Tierheim allerdings nur mit 550.000 Euro bezuschusst.

Tierheim Essen: Ein Missverhältnis

Für Dr. Elke Esser-Weckmann sind die Zahlen nicht verständlich, denn „während die Tierheime unter ständig wachsender Kostenlast zusammenbrechen, vermelden viele Kommunen Rekordeinnahmen aus der Hundesteuer.“ In Zahlen heißt das: „2021 durchbrachen die Einnahmen der Stadt Essen aus der Hundesteuer erstmalig die Vier-Millionen-Euro-Grenze. Im Haushalt 2023 wird mit einer weiteren Einnahmesteigerung auf 4,2 Millionen Euro gerechnet.“ Aber bislang kommt bei dem Tierheim nicht genügend Unterstützung an.

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Das liegt daran, dass die Hundesteuer, welche auch in der Höhe von der jeweiligen Gemeinde festgesetzt wird, als öffentlich-rechtliche Abgabe nicht zweckgebunden ist, sondern direkt in den allgemeinen Haushalt der Gemeinde fließt. „Somit finanzieren Hundehalterinnen und Hundehalter in Essen mit ihrer Abgabe etwa auch sogenannte „freiwillige“ Aufgaben der Stadt wie z.B. den Stadionausbau oder die Dienstwagenflotte der Stadt“, erklärt Dr. Esser-Weckmann.

Gute Gespräche mit der Stadt, aber weitere Probleme

Das Tierheim Essen hat die Stadt Essen auf die Problematiken bei der „ungerechten“ Bezuschussung aufmerksam gemacht. Seitdem geht es aufwärts: „Wir sind zurzeit in sehr zielführenden Gesprächen mit der Stadt, um eine Erhöhung des bisherigen Entgelts zu erreichen“, freut sich Dr. Esser-Weckmann. Der finanzielle Aspekt ist aber nur ein Teil des Problems.

„Tierheime in der Größe des Essener Tierheims beispielsweise lassen sich nur noch hauptamtlich betreiben, da eine Versorgung der Tiere an 365 Tagen im Jahr sichergestellt werden muss. Die Arbeit ist psychisch und physisch sehr belastend und wegen der bekannten finanziellen Einschränkungen der Vereine leider nicht so gut bezahlt, wie wir es uns eigentlich wünschen (nicht allzu weit über dem Mindestlohn). Deshalb sehen sich die Vereine – und auch wir – häufig vor Personalengpässe gestellt“, erklärt Dr. Esser-Weckmann.


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Außerdem macht sie auf die räumliche Situation aufmerksam: „Die Tierheime sind in ihrer Bausubstanz nicht auf die rasant steigenden Tierzahlen eingestellt und das lässt sich auch nicht von einem Tag zum anderen ändern. Der Essener Tierschutzverein bemüht sich seit vielen Jahren um eine mögliche Erweiterung des Tierheims.“

Seit Mai 2023 baut man an einer neuen Hundekrankenstation und 2024 beginnt dann der Bau des „wirklich notwendigen“ neuen Katzenhauses. Bisher werden die Modernisierungen und der alltägliche Betrieb größtenteils durch Spendenmittel und weitere Vereinsmittel getragen (1.145.000 Euro). Lässt sich nur hoffen, dass die Stadt Essen der geplanten Erhöhung des bisherigen Entgelts für das Tierheim Essen in einer fairen Höhe zustimmt.