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Essen: Neuer Clan-Krieg? Experte verrät Hintergründe für schwelenden Konflikt – „Versager“

Die Polizei Essen hat am Samstag eine erneute Straßenschlacht zwischen Syrern und Irakern verhindert. Ahmad Omeirat kennt die Hintergründe.

© Justin Brosch &

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Die Bilder der Clan-Straßenschlacht am Salzmarkt in Essen (mehr hier) waren kaum verblasst – da bahnte sich der nächste Tumult in Essen an. Nach eigenen Angaben hat die Polizei am Samstag (19. August) eine Massenschlägerei mit hunderten Beteiligten in Essen verhindert (mehr hier).

Statt Libanesen sollen es nach Angaben der Ermittler dieses Mal Iraker gewesen sein, die auf Syrer losgehen wollten. Ahmad Omeirat kennt die Gründe für den Konflikt. Der Integrationsbeauftragte der Grünen im Essener Stadtrat nimmt im Gespräch mit DER WESTEN kein Blatt vor den Mund und spricht ein scharfes Urteil über die Streithähne.

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Essen: Experte holt aus – „Verdammt nochmal“

Jahrelang habe er sich in allen Belangen vor Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland gestellt, bei Straftaten auf die zum Teil prekären Zukunftschancen verwiesen. Auch heute deutet der Grünen-Politiker auf die Mehrheit gelungener Integrationsgeschichten hin, auf Bildungserfolge und die „stille Mehrheit“ derer, die nach Jahren der Verfolgung, des Kriegs und der Flucht einfach nur ankommen will. Doch im Fall derjenigen, die das Gesetz mit Füßen treten, habe er seinen „Schmusekurs“ aufgegeben.

Ahmad Omeirat, selbst im Libanon geboren und vor Krieg geflüchtet, sagt: „Die Oma Gerda, die in der Zeitung von Straßenschlachten in Essen ließt und Angst bekommt, die kann ich sehr gut verstehen.“ In Richtung der Beteiligten sagt er ganz klar (und das auch öffentlich auf arabisch): „Hier gibt es Regeln, hier gibt es eine Verfassung, die seit Jahrzehnten funktioniert. Ihr müsst sie verdammt nochmal respektieren.“

Neuer Clan-Krieg oder „Aufstand der Versager“?

Omeirat sieht Parallelen bei den Konflikten rund um die Clan-Konflikte im Juni und dem verhinderten Tumult am Samstag in Essen. In beiden Fällen sei im Netz, insbesondere bei TikTok, gehetzt worden. Erst gegen einzelne Personen. Im Verlauf seien ganze ethnische oder religiöse Gruppen beleidigt worden. Sicherlich gebe es auch zwischen Irakern und Syrern historische und geopolitische Reibungspunkte. So seien etwa Syrer von fremden Milizen aus ihrem Heimatland vertrieben worden, die auch Verbindungen in den Irak hatten.

Ahmad Omeirat kennt die Hintergründe des Konflikts zwischen Syrern und Irakern in Essen. Foto: Justin Brosch &

Solche Konflikte seien aber bislang nie in Deutschland ausgetragen worden. Doch selbst ernannte „Verteidiger ihrer Heimatländer“ hätten nun im Netz erneut Stimmung gemacht. Der Essener Ratsherr bezeichnet sie als „Alltagsversager“, die meistens keine Leistung in der Mehrheitsgesellschaft erbracht hätten. Das Problem: „Die haben teilweise eine hohe Reichweite und bei TikTok verbreiten sich solche Beiträge extrem schnell“, sagt Omeirat.

„Macht das Klima kaputt“

Am Ende gingen dann zum Großteil Männer auf die Straße, um einen Konflikt auszutragen, mit dem sie eigentlich gar nichts zu tun hätten. In der Community werde das zu großen Teilen scharf verurteilt. „Es gehen ja nicht alle 15.000 Syrer aus Essen auf die Straße und nicht alle 10.000 Iraker.“ Doch es fehle an Stimmen, die genau das beleuchten. „Manche Politiker, vor allem von der AfD, scheinen nur auf entsprechende Nachrichten zu warten“, so Omeirat und weiter: „Das macht das Klima kaputt.“


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Im Alltag müssten das dann Landsleute ausbilden, die junge syrische Krankenpflegerin oder der junge irakische Handwerker, auf der Baustelle, die sich plötzlich rechtfertigen müssen nach dem Motto: „Was ist denn bei euch Irakern los.“ Dabei haben sie damit genauso wenig zu tun wie ein friedlicher Fußball-Fan, wenn Hooligans sich im Gewerbegebiet prügeln. Omeirats Fazit: „Wir müssen Täter identifizieren und Taten bestrafen, aber nicht ethnische Herkünfte und Familiennamen.“