Elena Bald lebt den Traum vieler Kinder. Die 26-Jährige ist fünf Tage die Woche im Zoo Dortmund von Tieren umgeben. Doch ihr Job als Tierpflegerin besteht nicht nur aus Kuscheleinheiten.
Bei Wind und Wetter muss Elena für die Versorgung der Tiere im Zoo Dortmund sorgen. Auch die körperliche Belastung und die Gefahr, die von den Tieren ausgeht, sind nicht zu unterschätzen. Doch all das bereitet der Tierpflegerin aus Leidenschaft keine Probleme. Nur ein Teil ihrer Arbeit macht ihr bis heute noch zu schaffen.
Zoo Dortmund: Tierpflegerin verrät Schattenseite ihrer Arbeit
„In der Schule gab es ein Betriebspraktikum, da war es direkt Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Elena Bald im Interview mit DER WESTEN zurück an ihre Anfänge. Da war der Entschluss gefasst, dass Elena Tierpflegerin im Zoo werden möchte.
Ein Tag im Leben von … ist der Titel unserer Reportage-Reihe bei DER WESTEN. Wir durften über einen bestimmten Zeitraum für einen Tag verschiedene Persönlichkeiten in ihrem (beruflichen) Alltag begleiten. Dabei haben wir erstaunliche Einblicke in den Job, die damit verbundenen Aufgaben, Schwierigkeiten und Chancen bekommen. Hier findest du alle Beiträge.
Während ihrer Ausbildungszeit kam Elena aber auch an ihre Grenzen, denn eine Aufgabe forderte ihr alles ab. „Du musst das Töten lernen. In vielen Zoos wird gezüchtet, was man verfüttert. Schlachten gehört zu den Aufgaben, aber ich mache das nicht gerne. Am Anfang war es echt schlimm, da habe ich viel geheult.“ Nicht alle Zoo-Tiere sind Pflanzenfresser und da sie nicht selbst auf die Jagd gehen können, müssen das die Tierpfleger für sie erledigen. Verfüttert würden beispielsweise Meerschweinchen, Kaninchen oder auch Hühner.
Für Elena gehört dieser Teil ihrer Arbeit zu den Schattenseiten, doch am Ende überwiegen die schönen Seiten jeden Tag. Inzwischen arbeitet die 26-Jährige im Zoo Dortmund. Hier kümmert sie sich vor allem um die Tiere im Südamerikarevier. Darunter zählen Ameisenbären, Tapire, Faultiere und Gürteltiere. An einem Arbeitstag im September 2022 darf ich sie begleiten. „Morgens schauen wir erstmal nach allen Tieren, ob sie Verletzungen haben oder vom Verhalten anders sind. Wenn es einem Tier schlecht geht, dann leiden wir auch“, erklärt sie den routinierten Ablauf.
Die Gefahren und Herausforderungen
Ameisenbären-Oma Chakira hat Hautprobleme und kleine wunde Stellen, die jeden Tag liebevoll versorgt werden. Ohne Probleme und voller Vertrauen können wir sie berühren und vorsichtig eincremen. „Sie ist eine ganz Liebe und schläft auch gerne viel“, erklärt Elena. Und der 24-jährigen Ameisenbärin ist ihr Schönheitsschlaf heilig und da sende Chakira gerne mal unmissverständliche Signale. „Wenn sie schläft und merkt, dass die Tierpfleger kommen, dann schnarcht sie demonstrativ ganz laut. Umso näher du rangehst, schnarcht sie lauter, als ob sie damit signalisieren will, dass sie ihre Ruhe haben möchte.“
Besonders den körperlichen Kontakt mit den Tieren mag Elena sehr an ihrem Beruf. „Wir sind einer der wenigen Zoos, die noch am Tier arbeiten. Es hat auch eine Zeit gedauert, bis ich mich da selber rangetraut habe“, offenbart die Tierpflegerin. Denn die Gefahr, die von den Tieren ausgehen kann, sollte man nie unterschätzen. „Ameisenbären können sich beispielsweise aufstellen und im Ernstfall einen Menschen mit ihren langen Krallen sogar aufschlitzen.“ Kaum zu glauben, wenn man Chakira in ihrer Box sieht. Doch beim Blick auf die langen Krallen wird einem schon etwas mulmig.
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Damit sich die Gefahr so gering wie möglich hält, stehen regelmäßig Trainingseinheiten auf dem Programm. Doch das diene nicht nur dazu, die Tierpfleger zu schützen. „Ich trainiere aktuell die Flachlandtapire. Das ist verschieden aufgebaut, aber zum Beispiel bei dem Target-Training gibt es eine lange Stange mit einem Ball an der Spitze. Aufgabe der Tiere ist es, mit der Nase an den Ball zu stoßen. Als Belohnung bekommen sie eine Leckerei. Solche Trainingseinheiten sind wichtig für medizinische Behandlungen, um Tieren problemlos Blut abnehmen zu können und damit sich das Tier ruhig verhält. Wir wollen damit möglichst vermeiden, dass die Tiere in Narkose versetzt werden müssen.“
Ausgetrickst – ganz schön clever
Manchmal müssen die Tierpfleger auch kreativ werden und Tricks anwenden. Tapire würden von Natur aus, ihr großes Geschäft im Wasser verrichten, deshalb hätten die Tierpfleger es ihnen antrainiert, in die Wannen zu machen. Doch es geht auch noch anders, verrät die Dortmunderin: „Wir brauchten eine Urinprobe und deshalb haben wir ihnen Wasser auf die Füße gespritzt, damit sie Pipi machen.“
Apropos: Ställe sauber machen und von Fäkalien befreien gehört natürlich auch zum Job – auch ich komme um diese Aufgabe nicht herum. Zimperlich und geruchsempfindlich sollte man da nicht sein. Doch das ist wohl nur reine Gewöhnungssache. Elena Bald mag vor allem die Abwechslung und die kleinen Herausforderungen, die ihr Job im Zoo Dortmund mit sich bringen. Auch wenn es nicht immer leicht sei, würde sie niemals wechseln wollen.