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Dortmund: 18-Jähriger zieht als „Robin Hood“ durch Dorstfeld – unfassbar, wen er im Visier hat

Der 18-Jährige Merdan Suna aus Dortmund nennt sich selbst „Robin Hood“. Wen er in seinem Stadtviertel ins Visier nimmt, ist unfassbar.

Dortmund Merdan Suna
© DER WESTEN/ Laura Merz

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Merdan Suna ist gerade mal 18 Jahre alt. Wer an Jungs in diesem Alter denkt, hat wohl direkt Bilder von Partys und Videospielen im Kopf. Doch der junge Erwachsene aus dem Stadtteil Dorstfeld in Dortmund geht in seiner Freizeit einer Beschäftigung nach, die viele im ersten Moment wohl stutzig machen dürfte.

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Als selbsternannter „Robin Hood“ zieht Merdan bei Tag durchs Dortmunder West-Viertel. Und bei seinen Streifzügen durch die Nachbarschaft hat er vor allem eines im Visier: obdachlose Menschen, die bei Wind und Wetter auf der Straße leben. Unsere Reporterin von DER WESTEN hat ihn einen Nachmittag lang begleitet.

Dortmund: 18-Jähriger arbeitet bei Nacht und engagiert sich bei Tag

„Ich hätte mir gewünscht, dass jemand das auch früher für mich getan hätte“, gesteht Merdan Suna zu Anfang des Gesprächs mit DER WESTEN. Der 18-Jährige arbeitet seit etwa vier Monaten als Content-Moderator bei TikTok und schiebt dort von seinem Elternhaus aus Nachtschichten. Während andere in seinem Alter wahrscheinlich bei so einem Alltag in den Tag hineinschlafen würden, stellt sich Merdan den Wecker, um tagsüber auf Mission zu gehen.

Der 18-jährige Dortmunder Merdan Suna engagiert sich in seiner Freizeit für Obdachlose. Hier hat er dem Obdachlosen Klaus alte Sneaker geschenkt. Foto: DER WESTEN/ Laura Merz

Sein Ziel: die Bedürftigen der Stadt. Vor allem Obdachlose hat er bei seinen Streifzügen durch Dortmund-West im Visier. So gut wie jeden Tag versucht Merdan, sie an seinen üblichen Plätzen aufzusuchen, um ihnen Lebensmittel oder alte Kleidung vorbeizubringen. „Ich bin der Robin Hood von Dorstfeld“, sagt der 18-Jährige deshalb durchaus stolz über sich. Doch während viele andere mit ihrem Engagement in den sozialen Netzwerken prahlen würden, hält sich Merdan dort nach eigenen Angaben sehr bedeckt.


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Einen eigenen TikTok-Kanal habe er keinen. Auf Instagram sei er nur aktiv, um Kinder und Jugendliche in seinem Viertel hin und wieder darauf aufmerksam zu machen, wenn er mal wieder Kleidung abzugeben hat. Denn seine selbst auferlegte Regel lautet: Wenn er sich neue Klamotten oder Schuhe kauft, gibt er alte Teile an die Bedürftigen der Stadt ab. Das seien nicht nur Obdachlose, sondern auch Jugendliche und Kinder.

Dortmunder hat klare Regeln

Auch an diesem Donnerstagnachmittag (26. Oktober) hat Merdan eine Reisetasche voller alter Pullis und Sneaker dabei. Als wir an einer Bushaltestelle ankommen, wird der Dortmunder bereits erwartet. Gezielt geht der 18-Jährige auf den Obdachlosen Klaus zu. Speziell für ihn hat er alte Turnschuhe mitgebracht, die er nicht mehr braucht. Seine Freude über die neuen Schuhe kann dieser kaum verbergen. „Er ist immer gut zu mir“, gesteht Klaus. „Wann kommst du wieder?“, fragt er ihn direkt, nachdem er die Sneaker an sich genommen hat. Ein Wiedersehen der beiden soll nicht lange auf sich warten lassen.

Am Kiosk begegnen sich Merdan und Klaus wieder. Der Dortmunder überreicht dem Obdachlosen etwas Kleingeld. Doch eigentlich sei er kein Fan davon, Geld zu spenden. Ihm sei durchaus bewusst, dass sich viele Obdachlose davon Alkohol oder Drogen kaufen würden. Seine Versuche, sie diesbezüglich zu belehren, habe er schnell aufgegeben.

Mutter ist „stolz“ auf ihren Sohn

Seit er 15 ist, engagiert Merdan sich bereits für die Menschen auf der Straße. Fragt man seine Mutter Saline Suna, habe sich seine soziale Ader aber bereits in Kindertagen gezeigt. Mit drei Jahren soll er so etwa einmal sämtliche Packungen Nüsse zusammengesammelt haben, um sie an die Eichhörnchen vorm Haus zu verfüttern. „Ich bin sehr stolz auf ihn“, gesteht sie mit einem Lächeln. Woher Merdan sein soziales Engagement hat, könne sie nicht sagen. Und auch dem 18-Jährigen fällt auf diese Frage keine konkrete Antwort ein. „Es war mir einfach schon immer wichtig, den Menschen zu helfen.“ Und dabei spielt er nicht nur auf seine materielle Hilfe an.


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Auch persönlich ist es Merdan ein Anliegen, den Menschen in seinem Umfeld zuzuhören und ein offenes Ohr für sie zu haben. Dabei lasse er die zum Teil harten Geschichten, die mit ihm geteilt werden, nicht so nah an sich heran. So etwa den Tod eines Obdachlosen namens Pogo vorige Woche, den er mit als erstes bei seiner freizeitlichen Obdachlosen-Hilfe auf der Straße kennenlernte.

18-Jähriger für Engagement geehrt

Ziele für die Zukunft hat Merdan viele. „Wär‘ ich Millionär, würde ich hier ein großes Obdachlosenheim bauen“, gesteht der Dorstfelder grinsend. Erst kürzlich gewann er den diesjährigen Heinrich-Schmitz-Preis. Dieser wird jedes Jahr vom Stadtbezirksmarketing Innenstadt-West an Künstler, aber auch engagierte Jugendliche überreicht. Zusammen mit der Quartiersdemokratin Vivianne Dörne, dem Stadtteilladen „Wilma“ und dem ehemaligen Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß (Die Grünen) schmiedet er weitere Pläne, wie man Kindern, Jugendlichen und Wohnungslosen in Dortmund-West künftig helfen kann. Denn auch andere junge Erwachsene will Merdan Suna mit seinem sozialen Engagement inspirieren. Mitarbeiter der lokalen Geschäfte wie dem Kiosk 1974 konnte er so etwa bereits dazu bewegen, dass hier und da kostenlose Lebensmittel an Bedürftige verteilt werden. Der Friseur um die Ecke bietet kostenlose Haarschnitte für diejenigen an, die nicht das nötige Kleingeld aufbringen können.

Merdan Suna (rechts) und Vivianne Dörne wurden in diesem mit dem Heinrich-Schmitz-Preis geehrt. Ex-Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß hat die Preise überreicht. Foto: Friedrich Fuß

In der nahenden Winterzeit wird Merdan noch regelmäßiger auf die Straßen seines Stadtteils gehen, das ist für den 18-Jährigen aus Dortmund gewiss. Denn wenn es draußen deutlich kälter und gerade für Obdachlose gefährlicher wird, dürfte die Hilfe des „Robin Hood“ aus Dortmund-Dorstfeld noch viel stärker an Bedeutung gewinnen.