Beim Gastpiel in der Haupstadt gegen Union ist der BVB am Wochenende gefordert. Nach der bitteren Niederlage gegen Hoffenheim braucht es eine Reaktion. Doch ausgerechnet ein Ex-Schalker würde das nur zu gerne verhindern.
Alex Kral spielte noch bis zum letzten Sommer für den heutigen Zweitligisten. Vor dem Spiel Union – BVB spricht er mit DER WESTEN über seine königsblaue Vergangenheit, die aktuelle Situation – und wie er den BVB ärgern will.
Union – BVB: Wende zum richtigen Zeitpunkt
DER WESTEN: Hi Alex! Was für eine irre Entwicklung – statt mit Schalke in die 2. Liga zu gehen, spieltest du kurz darauf Champions League mit Union Berlin. Für dich ist alles optimal gelaufen, oder?
Alex Kral: „Ich denke schon. Es lag auch an den Leistungen, die ich auf Schalke gezeigt habe. Ich versuche mich auf jedes Spiel so gut wie möglich vorzubereiten und das war alles das Ergebnis der Arbeit, die dahintersteckt.“
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Nach einer mehr als nur schweren Hinrunde konntet ihr euch fangen, einen Vorsprung auf die Abstiegsplätze herstellen. Wie gut tut es, nicht mehr ganz unten in der Bundesliga-Tabelle zu stehen?
„Auf jeden Fall ist es endlich etwas Positives. Wenn wir aber auf die Tabelle schauen, dann ist das alles so eng da unten und auch im Mittelfeld. Deshalb müssen wir so weitermachen wie bisher und wichtige Punkte sammeln. Wir haben noch elf Spiele und kämpfen um 33 Punkte. Das ist sehr viel. Deshalb müssen wir für die kommenden Spiele fokussiert bleiben.“
Wie deprimierend war die Phase, als ihr sogar 16 Pflichtspiele in Folge nicht gewinnen konntet?
„Zu Beginn hatten wir einige gute Spiele und auch gute Ergebnisse geholt haben. Danach hatten wir aber die angesprochene Phase, in der wir kaum treffen konnten und dazu auch noch viel Pech hatten. Es wurde natürlich immer deprimierender. Wir haben viel probiert, um aus diesem Tief wieder rauszukommen. Dann gab es einige Veränderungen bei uns. Urs Fischer musste beispielsweise gehen. Für alle war das echt hart, weil er eine Ikone für den Verein und die Fans ist. Es war größtenteils seine Arbeit, die Union Berlin so weit gebracht hat. Aber das Team hat einen neuen Impuls bekommen. Wir konnten dann die Wende schaffen und wieder wichtige Punkte holen.“
In dieser Saison pendelst du oft zwischen Startelf und Bank. Was sagst du zu deiner eigenen Leistung?
„Als wir viele Spiele verloren haben, war es auf jeden Fall schwierig für mich. Ich selbst versuche, auf dem Platz alles zu geben und will mich beispielsweise nicht hinter dem Ball verstecken. Zusätzlich hatte ich auch noch eine harte Zeit, als ich mit einem gebrochenen Zeh gespielt habe. Die Verletzung hatte ich mir gegen Real Madrid zugezogen. Es war nicht einfach, das waren schwierige 2-3 Monate. Ich wollte aber alles für das Team geben. Nun haben wir einige wichtige Punkte gesammelt und ich bin froh, meinen Teil beigetragen zu haben.“
Union – BVB: Dortmund-Krise ein Vorteil?
Nun kommt am Samstag Borussia Dortmund. Wird es für dich als Ex-Schalker ein ganz besonderes Spiel?
„Definitiv (lacht). Für mich war es ein bisschen anders, als ich auf Schalke war. Anfangs war es für mich nur ein normales Spiel, aber als ich merkte, wie wichtig das Derby für die Fans und für die Menschen ist, wurde mir klar, dass wir unbedingt gegen Dortmund gewinnen müssen. Für das Spiel am Samstag sehe ich es ebenfalls als ein wichtiges Spiel, in dem wir punkten wollen.“
Die Dortmunder stecken aktuell in einer Krise. Wie wollt ihr den BVB am Samstag ärgern?
„Ich denke, dass wir gerade auch nicht in einer guten Situation sind. Es ist schwierig zu sagen, ob wir jetzt im Vorteil sind, weil Dortmund in einer Krise steckt. Wir müssen auf jeden Fall gut verteidigen. Darauf wird es am Samstag ankommen.“
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Kommt es euch da gelegen, dass in Dortmund aktuell so viel Unruhe herrscht? Trainer Edin Terzic steht in der Kritik – eine Niederlage gegen euch könnte die Diskussion um seine Zukunft befeuern…
„In der Hinsicht schaue ich nicht unbedingt auf den Gegner. Wir bereiten uns eher auf die Art und Weise vor, wie sie spielen und nicht auf das, was neben dem Platz passiert. Hauptsächlich konzentrieren wir uns auf unsere Leistung. Aber vielleicht kann uns die Unruhe helfen, wenn wir ein schnelles Tor erzielen. Das wäre echt schön. Im Fußball weiß man nie. Wir werden sehen, wie es laufen wird.“
Der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz beträgt zehn Punkte. Bis zu einem Startplatz eines europäischen Wettbewerbs sind es derzeit fünf Zähler. Wo schaut ihr eher hin – nach unten oder nach oben?
„Natürlich nach oben. Wir wollen nicht nach unten schauen, weil wir erfolgreich sein wollen. Aktuell schauen wir aber eher von Spiel zu Spiel. Wir schielen nicht auf die Relegation oder die Europa- beziehungsweise die Conference-League-Plätze. Wir wollen gute Leistungen zeigen. Auch ist uns wichtig, dass wir Konstanz in unsere Ergebnisse bringen und dadurch in der Tabelle dann immer weiter nach oben klettern.“
Kral blickt auf S04-Zeit zurück
Kommen wir auf deine Schalke-Zeit zu sprechen. Sie war sehr intensiv und endete mit dem Abstieg. Wie blickst du auf die Saison bei Königsblau zurück?
„Ich habe jeden Moment genossen. Nach meiner komplizierten Zeit in West Ham stand ich stets auf dem Platz. Natürlich war der Start ein bisschen schwierig, aber nach der Ankunft des damaligen Trainers Thomas Reis fiel mir alles einfacher. Ich habe immer gespielt und es auf dem Feld genossen – vor allem die Heimspiele mit diesen Fans. Für mich hat Schalke mit die besten Fans in Europa, was den Support angeht. Selbst jetzt in der 2. Bundesliga füllen sie die Arena. 60.000 Zuschauer kommen trotz der schwierigen Zeit aktuell. Für mich war es eine unglaubliche Erfahrung. Vielleicht kann ich es mir vorstellen, eines Tages zurückzukehren. Der Abstieg war echt bitter. Mir hat es für die Fans echt leidgetan, dass wir den Klassenerhalt nicht geschafft haben. Wir hatten echt eine gute Rückrunde. Aber am Ende hat es leider nicht mehr gereicht.“
Dieses Jahr läuft es, wie du schon gesagt hast, auch nicht gerade so gut für S04. Schaust du dir die Spiele an oder bekommst sonst irgendwie mit, was aktuell auf Schalke abgeht?
„Die Spiele schaue ich nicht, aber bekomme die Ergebnisse mit. Ich habe auch direkten Kontakt mit einigen Mitarbeitern und Spielern. Wir tauschen uns immer wieder aus. Ich wünsche mir für die Mannschaft, dass der Klassenerhalt gelingt und der Verein in der nächsten Saison dann wieder richtig angreifen kann.“
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Dein Abgang war unvermeidbar. Wärst du aber gerne bei den Schalkern geblieben?
„Puh. Es war auch damals eine schwierige Frage, weil es viele Verhandlungen gab. Das Ziel war klar der Klassenerhalt und dann hätten wir über einen Verbleib sprechen können. Ich war nämlich wirklich glücklich dort und habe es stets genossen, vor diesen Fans zu spielen. So eine Atmosphäre habe ich vorher noch nie erlebt, so einen Support habe ich noch nie gesehen. Ich habe bei Slavia Prag gespielt, dem größten Klub in Tschechien, ich habe bei Spartak Moskau gespielt, dem größten Klub in Russland. Ich habe bei vielen Klubs mit großartigen Fans gespielt, aber dieser Support der Schalke-Fans war etwas ganz Spezielles. Leider musste ich dann gehen, aber bin genauso froh, bei Union Berlin spielen zu dürfen, der ebenfalls ein ganz großer Klub mit einer tollen Geschichte und tollen Fans ist.“
Im Sommer endet deine Leihe bei Union Berlin, aber auch dein Vertrag bei Spartak Moskau. Du wärst dann ablösefrei. Wohin zieht es Alex Kral nach dem Sommer?
„Eine sehr gute Frage (lacht). Es ist immer schwer, etwas dazu zu sagen. Aktuell will ich mich nur auf Union Berlin konzentrieren und die Saison beenden. Dann steht noch die Europameisterschaft an.“
Rechnest du fest damit, in den Kader bei der EM in Deutschland berufen zu werden?
„Ich hoffe es. Bei der letzten EM war ich dabei. Wir haben uns sogar für die K.o.-Phase qualifiziert. Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr genauso erfolgreich sein werden.“