Der Schock sitzt tief nach dem schrecklichen Anschlag in Solingen (NRW). Am Freitag (23. August) zückte ein Mann während eines Stadtfestes ein Messer und stach offenbar wahllos auf Passanten ein. Drei Menschen wurden dabei getötet, mehrere verletzt. Tatverdächtiger ist der 26-jährige Syrer Issa al H., der sich am Samstag (24. August) selbst bei der Polizei stellte. Alle Informationen findest du in unserem Newsblog <<<
Entsprechend war der Anschlag auch Thema im ARD-Talk „Hart aber fair“ am Montag (26. August, 21 Uhr). Moderator Louis Klamroth diskutierte mit seinen Gästen zum Thema: „Nach dem Attentat, vor den Wahlen – Welche Folgen hat der Angriff von Solingen?“ – und brachte damit die gesellschaftliche Stimmung nach dem Angriff in Verbindung mit der Sachsen-Wahl am 1. September.
Direkt zu Beginn der Sendung entlockte Klamroth einer hochrangigen Grünen-Politikerin ein ehrliches Geständnis.
Solingen-Debatte bei „Hart aber fair“
In Leipzig hatte sich das ARD-Team vor der Sendung auf der Straße umgehört. Wie reagieren die Menschen dort auf die Messer-Attacke in Solingen? Die Antwort einer Leipzigerin stach dabei besonders heraus: „Wenn hier Menschen leider Gottes sterben müssen, weil die Politik schläft, dann ist das für mich ein absolutes No-Go.“
Damit konfrontierte Louis Klamroth sofort Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. „Es gab noch mehr Stimmen, die in diese Richtung gehen“, fügt er hinzu – und fragt: „Wut auf die Politik aufgrund dieses Ereignisses – können Sie das nachvollziehen?“
Das sind die Gäste am Montag (26. August) bei „Hart aber fair“:
- Wolfgang Bosbach (CDU)
- Katrin Göring-Eckardt (Grüne)
- Sebastian Fiedler (SPD)
- Katja Hoyer (Historikerin, Autorin)
- Loca Piwodda (PdF = Partei des Fortschritts)
- Lina Herzog (Aktivistin)
Das könne sie sehr wohl, antwortet Göring-Eckardt. Dass man nach dieser Attacke während eines Stadtfestes unter dem Motto „Vielfalt“ deutlich verunsicherter sei, versteht die Grünen-Politikerin – und wird dann ungeschönt ehrlich: „Wir machen das nicht gut.“ Ein knallhartes Eingeständnis von einem hochrangigen Mitglied einer Regierungspartei!
„Wir bekämpfen das zu wenig“
Und Göring-Eckardt legt nach: „Wir machen das nicht gut mit dem Islamismus. Wir bekämpfen den zu wenig. Der findet statt auf TikTok und auf anderen Plattformen – und es gibt viel zu wenige, die sich darum kümmern.“ Und auch in puncto Polizei mache man es „nicht gut“. Um Polizisten anständig auszustatten im Kampf gegen den Terrorismus, würden im Bundeshaushalt 500 Millionen Euro fehlen.
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Doch trotz dieses Eingeständnisses, dass man selbst nicht gut genug gegen die Gefahr des Islamismus vorgehe, appelliert Göring-Eckardt am Ende noch einmal eindringlich, nach dem Solingen-Anschlag nicht pauschal gegen „die Syrer“ zu hetzen. „Das würden uns wiederum ins eigene Fleisch schneiden“, so die Grünen-Politikerin.
„Was wollen wir für ein Land sein?“, fragt sie. „Wollen wir aufeinander losgehen – oder wollen wir es miteinander viel besser machen als jetzt?“
Die gesamte Folge „Hart aber fair“ kannst du dir in der ARD Mediathek ansehen.