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Schule und Kita in NRW: Erzieher schlagen Alarm – „Kollabiert das System“

Die Situation der Schulen und Kitas in NRW ist genauso brenzlig wie die der Schüler, Lehrer, Eltern etc. Das System droht zu kollabieren.

© IMAGO/Sven Simon

Das Projekt "Tausche Bildung für Wohnen" in Duisburg-Marxloh

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Es ist kurz vor zwölf, schreien Erzieher, Lehrer, Eltern und Verbände auf. Unsere Schulen und Kitas in NRW gehen vor die Hunde, es müsse etwas getan werden, und zwar jetzt! Darum gehen sie auch am Montag (25. September) auf die Straße und demonstrieren.

Am bundesweiten Bildungsprotesttag nimmt auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW teil. Sie stellt ganz genaue Forderungen an die Regierung, um eine Bildungswende für Schulen und Kitas in NRW zu realisieren.

Schule und Kita in NRW: Lehrer fordern „Bildungswende jetzt!“

In Köln sind am Montag 3.000 Menschen unterwegs, um für eine Bildungswende an Kitas, Schulen und Hochschulen in NRW zu demonstrieren. Verschiedenste Bündnisse hatten dazu aufgerufen. Eltern, Schüler, Lehrer, Erzieher, Umweltorganisationen und viele mehr. Sie alle teilen eine Agenda: Das Bildungssystem braucht eine grundlegende Veränderung.


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Sie stützen sich dabei auf die neuesten Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers. Demnach erhärten sich die Auswirkungen von Kinderarmut ebenso wie die der hohen Arbeitsbelastung und der Unterfinanzierung im Bildungsbereich.

Das sind die Forderungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW:

  • 1. Schule und Kita inklusiv und zukunftsfähig machen 
  • 2. Ausbildungsoffensive für Lehrer*innen und Erzieher*innen
  • 3. Sondervermögen Bildung und eine ausreichende Finanzierung
  • 4. Bildungsgipfel auf Augenhöhe

NRW: Protest für Bildungszukunft

„Unser Bildungssystem ist am Limit“, sagt Ayla Çelik, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW. „In unseren Bildungseinrichtungen wird der Mangel verwaltet.“ Damit meint sie den Mangel an Fachkräften, Räumen und Ressourcen. Dadurch würden die bereits vorhandenen sozialen Ungleichheiten und Chancen weiterhin verschärft. „Bildungschancen entscheiden aber über Lebenschancen unserer Kinder, diese dürfen nicht ungleich verteilt sein und erst recht dulden sie keinen Aufschub.“ Darum sagt auch Anke Unger, stellvertretende Vorsitzende des DGB NRW: „Wir brauchen Zukunftsgestaltung statt Mangelverwaltung!“.


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Tjark Sauer von der ver.di NRW veranschaulicht es mit einer einfachen, bereits seit Jahrzehnten bekannten Erkenntnis. „Für ein Land gibt es keine Investition in die Zukunft, die mehr Rendite verspricht als die Investition in frühe Bildung.“ Im Gegensatz zu anderen Investitionen zeigt sich der Ertrag hier allerdings nicht sofort. Darum habe die Regierung auch nicht gehandelt, argumentiert Sauer. „Lange Zeit haben die Kolleginnen und Kollegen im Bildungssystem die Mängel aufgefangen, oft zulasten ihrer eigenen Gesundheit, doch jetzt ist der Kipppunkt erreicht. Wenn nicht schnell gehandelt wird, kollabiert das System.“ Und die Folgen könnten dramatisch sein – für alle.

Wenn die Platzvergabe für freie Kita- oder Schulplätze zum „Glücksspiel“ wird, wenn niemand mehr die Leitung einer Schule übernehmen möchte, dann muss etwas getan werden. Das sieht auch die Kölner Initiative „Die Abgelehnten“ und das Bündnis „Bildungswende jetzt!“ so, die darum den Protesttag ins Leben gerufen haben. „Bildung ist in Köln längst kein Standortfaktor mehr, sondern ein Standortrisiko. Das muss sich sofort ändern“, so ein Sprecher.