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NRW: Beängstigende Zahlen – Problem an Schulen wird immer großer

An den Schulen in NRW setzt sich ein beängstigender Trend durch. Aktuelle Zahlen auch aus dem Ruhrgebiet bestätigen das.

Klassenzimmer Polizeiauto Blaulicht
© IMAGO/Sylvio Dittrich/Rainer Weisflog/Collage DER WESTEN

Die spektakulärsten Kriminalfälle in NRW

Es bahnt sich ein besorgniserregender Trend in NRW an. Aktuelle Statistiken bereiten dem NRW-Innenministerium Sorgen. Und auch in den Ruhrgebietsstädten sieht es teils bedrohlich aus, wie DER WESTEN erfahren hat.

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Es geht um das Thema Gewalt an Schulen. Die nimmt nämlich zu.

NRW: Mehr Fälle von Messerattacken an Schulen

Laut Zahlen des NRW-Innenministeriums hat die Gewalt an Schulen zugenommen – vor allem die Gewalttaten in Verbindung mit Messern. Im vergangenen Jahr habe es an allen Schulformen in NRW insgesamt 193 Vorfälle gegeben, in denen an Schulen Stichwaffen zum Einsatz kamen -auch in diesem Jahr in Dortmund. Die polizeiliche Kriminalstatistik zählt 189 Fälle von Stichwaffeneinsätzen, von denen 36 mit einem nach dem Waffengesetz verbotenen Messer verübt wurden.

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DER WESTEN hat in mehreren Städten im Ruhrgebiet nachgefragt, ob es hier einen ähnlich erschreckenden Trend gibt. In Essen ist eine Auswertung der Zahlen allerdings nicht möglich, wie ein Polizeisprecher mitteilt. Denn hier führt die Behörde keine eigene Kennziffer für Messerangriffe an Schulen – gleiches Spiel in Bochum.

Hier spricht Pressesprecher Jens Artschwager allerdings von „absoluten Einzelfällen“. Es gäbe durchaus Schüler, die ein Messer mit in die Schule nehmen würden. Grundsätzlich sei die Selbstbewaffnung in der Stadt aber „kein Thema“. Die Kriminalpolizei gehe aber unter anderem mit dem Präventionsangebot „Ohne Gewalt stark“ an Schulen und kläre dort achte Klassen unter anderem über die Gefahren im Umgang mit Messern auf.

Gelsenkirchen & Duisburg noch beruhigt

Die Polizei Gelsenkirchen hat im Jahr 2022 lediglich zwei Straftaten in Verbindung mit Messern an Schulen registriert, teilt ein Polizeisprecher mit. „Ein Trend lässt sich anhand der ermittelten Zahlen nicht ableiten, insgesamt liegt die Zahl aus dem Vorjahr mit zwei Taten in Gelsenkirchen, aber im unteren Bereich.“ Auch in Duisburg bewegen sich die Zahlen in einem einstelligen Bereich und damit auf einem „konstant niedrigen Niveau“.

In Dortmund liegen die Zahlen da schon deutlich höher, mit 40 im Jahr 2021 und 49 in 2022. Allerdings beziehen die sich auf alle Taten an Schulen, Messerattacken sind da mit einberechnet. „An nahezu allen aufgeschlüsselten Tatörtlichkeiten sind leichte Anstiege der Fallzahlen zu verzeichnen“, vermeldet ein Sprecher. „Im Bereich der Straftaten insgesamt liegt die Steigerung bei zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“

NRW: Dortmund spricht von Trend

Generell würde das Kriminalkommissariat 32 hier einen „Trend“ unter Jugendlichen erkennen, „Messer und andere Waffen, z.B. Reizgassprays mitzuführen und auch einzusetzen“. Das sei nicht nur an Schulen, sondern auch im Freizeitbereich der Fall. „Es werden von den Jugendlichen immer wieder Aussagen dahingehend getätigt, man müsse sich ja verteidigen können. Die Gefahr einer ‚Gewaltspirale‘ sehen die Jugendlichen offenbar nicht.“


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Selbst die Hemmschwelle, diese Waffen einzusetzen, sei gesunken. Aber: „Im Rahmen von Projekten wie ‚Kurve kriegen‘, ‚Wir für uns‘ sowie durch Lehrerfortbildungen, die Mitarbeit in Qualitätszirkeln von Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern, Elternbriefe bzgl. Messerkriminalität und den Einsatz der Jugendkontaktbeamten wird vielseitige Präventionsarbeit im Bereich der Gewaltkriminalität an Schulen betrieben.“

NRW: Oberhausen sieht steigende Tat-Zahlen

Auch Oberhausen spricht von einem Anstieg der Fälle. 2019 vor Corona waren es noch 291, 2020 193, 2021 199 und 2022 schon wieder 331. Darunter fallen allerdings alle Taten innerhalb des unmittelbaren Schulfeldes – nicht nur Messerattacken. Die Zahlen zu Taten mit unmittelbar schulischem Bezug und der Tatörtlichkeit Schule sind zwar etwas niedriger, aber auch hier deutlich angestiegen. Meist ging es dabei um Körperverletzung, Sachbeschädigung oder Diebstahl.

„Eine Auswertung der Tatörtlichkeit Schule oder über das Ereignis Schule in Verbindung mit dem Tatmittel ist der Polizeilichen Kriminalstatistik hingegen nicht vorgesehen. Insofern liegen uns hierzu keine Zahlen vor, die statistisch verglichen werden können“, erklärt der Erste Polizeihauptkommissar Maik Podlech. „Die Entwicklung der Zahlen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität ist nicht zu verharmlosen“, stellt er klar. „Aus polizeilicher Sicht sollten Erziehungsberechtigte oder Lehrkräfte sofort eingreifen, wenn ein verändertes Verhalten in Richtung Gewaltausübung bei Kindern und Jugendlichen festgestellt wird.“ Polizei und Fachpersonal könnten hier beratend zur Seite stehen.