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Deutsche Bahn in NRW: Lokführer von Horror-Strecke packt aus – „Werden bespuckt und beleidigt“

Die Deutsche Bahn hat Millionen in die Hand genommen, um eine Strecke in NRW zu modernisieren. Seitdem herrscht Chaos.

© IMAGO / Jochen Tack

Deutsche Bahn: Die Geschichte des deutschen Eisenbahnkonzerns

Sie gilt als eines der großen Problemkinder der Deutschen Bahn in NRW: die Strecke des Niers-Express (RE 10) zwischen Düsseldorf und Kleve. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Fahrgäste sich an den Bahnsteigen nicht die Beine in den Bauch stehen. Kummer waren die Pendler auf der Strecke schon gewohnt.

Hoffnung setzten viele dann auf eine Modernisierung der Strecke der Deutschen Bahn in NRW. Doch seitdem haben sich die Probleme noch einmal verschärft. Im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ klagt ein Lokführer über heftige Folgen.

Deutsche Bahn in NRW: Das steckt hinter den Problemen

Eigentlich klang alles vielversprechend. Die Deutsche Bahn hatte die Strecke in NRW zuletzt komplett digitalisiert. 70 Millionen Euro nahm das Unternehmen dafür in die Hand. Doch das neue System macht Zicken. Immer wieder fallen die Stellwerke aus – was zu teilweise massiven Verspätungen führt.

Hans-Jürgen Degen ist Probleme beim Niersexpress gewohnt. Früher seien es die alten Bahnübergänge gewesen, die Probleme gemacht hätten, berichtet er gegenüber der Zeitung. Nun seien es die neuen Stellwerke. „Hohe Verspätungen zwischen 20 und 40 Minuten kennen wir. Aber so krass wie jetzt habe ich das noch nie erlebt“, sagt der bei der Rhein-Ruhr-Bahn angestellte Lokführer.

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Deutsche Bahn in NRW: Auf der Strecke des Niersexpress gibt es ständig Probleme. (Symbolbild) Foto: IMAGO / Jochen Tack

Deutsche Bahn in NRW: Angriffe auf Lokführer

Besonders extrem sei es in einem Fall kurz vor Weihnachten gewesen. Da sei bei einer seiner Schichten das Stellwerk in Kleve ausgefallen. Kaum war es repariert, gab ein Stellwerk in Weeze seinen Geist auf. Die Folge: Über vier Stunden musste sein Zug auf der Strecke ausharren. Den Ärger der Fahrgäste könne er selbstverständlich nachvollziehen. Das Maß, dass die Wut zum Teil annimmt, allerdings nicht. „Wir erleben körperliche Attacken auf Kundenbetreuer, wir werden bespuckt und beleidigt“, berichtet der Lokführer.


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Er hofft auf Fahrgäste, die verstehen, dass die Lokführer nicht Schuld an dem Dilemma seien – und auf ein gewisses Maß an Empathie: „Wir als Lokführer sitzen vorne auf unserem Platz und wissen nicht, wann wir nach Hause kommen und unsere Familie sehen. Ich habe zu Hause ein kleines Kind, das sehe ich inzwischen weniger. Das ist schon anstrengend. Es gibt kaum ein schlimmeres Gefühl als nicht zu wissen, wann man wo ankommt“, so Hans-Jürgen Degen gegenüber der „Rheinischen Post“.

Die Deutsche Bahn hat angekündigt, die Stellwerkstechnik bis zum 31. Januar zu beheben. Angesichts der Einführung des 49-Euro-Tickets kommt das wie gerufen. Denn das günstige Deutschlandticket könnte zusätzlich auf die Schienen locken – aber auch nur, wenn die Deutsche Bahn an Zuverlässigkeit gewinnt.