Sollte der durch Wladimir Putin (71) verursachte Krieg die Ukraine zerfallen lassen, könnte das zu einem Chaos in der EU führen. Auch Deutschland wäre erheblich davon betroffen. Warum das so ist und was ein Verteidigungsexperte rät.
Bei einem Zerfall der Ukraine könnten rund 10 Millionen Ukrainer das Land verlassen. Davon geht die Bundesregierung aus. Die allermeisten dürfen dann gen Westen fliehen – und auch Deutschland als Fluchtland auswählen.
Kiesewetter: „Dann sind zehn Millionen Flüchtlinge eher eine untere Annahme“
Der Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter (CDU) sagt dazu in der Welt am Sonntag: „Wenn wir unsere Strategie bei der Ukraine-Unterstützung nicht ändern, wird das Worst-Case-Szenario einer Massenflucht aus der Ukraine und einer Ausweitung des Krieges auf Nato-Staaten sehr viel wahrscheinlicher. Dann sind zehn Millionen Flüchtlinge eher eine untere Annahme.“
Migrationsexperte Gerald Knaus stimmt dem zu: „Würde die Ukraine den Krieg verlieren, könnten auch viel mehr als zehn Millionen Flüchtlinge in die EU kommen. Es ist jetzt schon die größte Fluchtbewegung in Europa seit den 1940er-Jahren.“ Und weiter führt er aus: Wolle die EU „also nicht, dass die Zahl der Flüchtlinge steigt, muss sie der Ukraine jetzt helfen, ihren Verteidigungskrieg zu gewinnen.“
Kiesewetter: „Krieg muss nach Russland getragen werden“
„Deswegen muss Russland gezeigt werden, dass es so nicht weiter vorgehen kann. Russland muss das Existenzrecht seiner Nachbarn anerkennen. Der Krieg muss nach Russland getragen werden. Russische Militäreinrichtungen und Hauptquartiere müssen zerstört werden. Wir müssen alles tun, dass die Ukraine in die Lage versetzt wird, nicht nur Ölraffinerien in Russland zu zerstören, sondern Ministerien, Kommandoposten, Gefechtsstände“, fordert der Oberst a.D. Roderich Kiesewetter in einem Interview mit der Deutschen Welle.
Die Situation könnte für die Ukraine derzeit besser aussehen. An der Front fehlen Soldaten und Artilleriegranaten. Zuletzt gab es einen Machtkampf zwischen Präsident Wolodymyr Selenskyj und dem ukrainischen Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj, der am Donnerstag entlassen wurde. Dann bleiben auch noch Hilfen der USA aus. Der US-Senat hatte am Mittwoch ein 60 Milliarden Dollar schweres Hilfspaket für die Ukraine abgelehnt.
Wohingegen sich immerhin die 27 EU-Staaten Anfang Februar nach langen Diskussionen auf ein neues 50-Milliarden-Hilfspaket für die Ukraine einigen konnten. Trotz der aktuellen Probleme in der Ukraine geht die Bundesregierung davon aus, dass das Land über die militärischen und finanziellen Mittel verfügt, um die Verteidigung und Stabilität bis Ende 2024 aufrechtzuerhalten.