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Die Wehrpflicht ist zurück! Das bedeutet Pistorius‘ Plan wirklich

Das Comeback der Wehrpflicht. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) plant die Wiedereinführung in Deutschland.

Pistorius' Plan zur Wehrpflicht - Ex-Obergefreiter und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) stellt seinen umstrittenen Plan zur neuen Wehrpflicht vor.
© IMAGO/IPON

REDEN WIR DRÜBER: Wehrpflicht – Ja oder nein?

Verteidigungsminister Boris Pistorius stellt seinen neuen Plan zur Wiedereinführung der Wehrpflicht vor. Das denken die Deutschen darüber.

Die Wehrpflicht ist für viele junge Menschen ein Gespenst aus der Vergangenheit. Generation Z kennt die Pflicht zum Wehrdienst vor allem aus den Erzählungen ihrer Väter. Das liegt weit zurück, wie die D-Mark und das Kabeltelefon, oder? Tatsächlich wurde die Wehrpflicht erst 2011, damals unter einer schwarz-gelben Regierung, ganz abgeschafft.

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Zuvor waren die Regelungen aber bereits immer weiter gelockert worden. Doch das waren andere Zeiten, da sind sich viele sicher. Nicht zuletzt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Januar 2022 kam wieder eine Debatte über die Bundeswehr und ihre Wehrkraft auf. Wäre Deutschland im Ernstfall in der Lage, sich zu verteidigen?

Ist die Wehrpflicht die letzte Chance?

Die Antwort, so kurz wie bitter – nicht wirklich. Es fehlt an Material, Personal, und sollte Donald Trump wieder Präsident der USA werden, vielleicht bald sogar an mächtigen Bündnispartnern. Zumindest an einem der Probleme will der deutsche Verteidigungsminister jetzt etwas ändern. Am 12. Juni stellt Boris Pistorius (SPD) dem Verteidigungsausschuss des Bundestages seinen Plan zur neuen Wehrpflicht vor.

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Der Plan des Ex-Obergefreiten Pistorius sieht so aus: Jedes Jahr sollen junge Männer, die in diesem Zeitraum 18 werden, einen Musterungsfragebogen erhalten, den sie zwingend ausfüllen müssen. Darin wird abgefragt, wie fit die Person ist, welche Interessen sie hat und ob sie freiwillig den Wehrdienst absolvieren will. Frauen hingegen können diesen Online-Fragebogen freiwillig ausfüllen, müssen es aber nicht. Grund dafür ist das Grundgesetz. Laut diesem können nur Männer zum Wehrdienst verpflichtet werden. Man müsste das Grundgesetz also zuerst ändern, wollte man auch Frauen zum Wehrdienst verpflichten.



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Die Personen, die aufgrund ihrer Antworten infrage kommen, müssen dann zur Musterung. Die besten dieser jungen Menschen sollen dann zum Wehrdienst verpflichtet werden. 5.000 bis 7.000 Personen könnten so jährlich schon ab 2025 verpflichtet werden, so Pistorius. Auch, so die Hoffnung, würden sich wieder mehr junge Menschen freiwillig für eine Grundausbildung bei der Bundeswehr melden, wenn sie schon einmal mit dem Thema in Kontakt gekommen sind.

Reden wir drüber: Das denken die Befragten

Die Kritik an der Wiedereinführung der Wehrpflicht ist, dass es ein erheblicher Einschnitt in das Leben junger Menschen sein kann. Unsere Redaktion führte Straßenumfragen durch (siehe Video in diesem Artikel) und hörte vor allem von jungen Menschen den Einwand, dass sie nicht dazu verpflichtet werden wollen, die Waffe in die Hand zu nehmen. Die Verweigerung müsse klar und einfach sein. Nur dann lasse es sich rechtfertigen, dass ein Politiker über 60 eine Entscheidung für Personen treffe, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal wahlberechtigt sind.


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Auch dass die Wehrpflicht nach dem Pistorius-Modell nur für Männer gilt, stößt auf Unverständnis bei den von uns Befragten. Sowohl Frauen als auch Männer waren sich einig, dass, wenn es überhaupt eine Wehrpflicht geben muss, diese für alle Geschlechter gelten sollte. Das liege im Wesen der Gleichberechtigung, so die von unserer Redaktion Befragten.

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