Max Mustermann gerät ins Schwitzen. Dabei darf er sich eigentlich auf die Schulter klopfen. Denn er hat geschafft, was in Zeiten des angespannten Wohnungsmarktes nahezu unmöglich ist – er hat eine neue Bleibe gefunden! Doch nun verlangt der Vermieter eine Schufa-Auskunft. Wird er die letzte Hürde nehmen können? Er ist nervös.
Ein Szenario, das vielen Menschen bekannt sein mag. Ob Handy-, Leasing- oder eben Mietvertrag – derartige Verträge bekommt man häufig nur, wenn man eine einwandfreie Schufa-Auskunft vorlegt. Hat man hingegen negative Einträge, schaut man in die Röhre. Drei Jahre lang. Nun hat die Schufa auf sechs Monate verkürzt. Eine gute Nachricht eigentlich. Doch sie ruft bei vielen Menschen die sowieso schwelende Ablehnung gegenüber der Schufa, ihrer Macht und Intransparenz wach.
Schufa: Rund 250 Millionen Euro Umsatz
Viele glauben, dass die Schufa eine öffentliche Stelle ist. Doch dem ist nicht so. Die Schufa („Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“) ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen mit einem Umsatz von rund 250 Millionen Euro (Stand 2021).
Ihr Geschäftsmodell: Die Überprüfung der Kreditwürdigkeit von Personen und Unternehmen. Ihre Methode? Sie sammelt und sammelt Informationen wie eine Wahnsinnige, die sie von ihren Vertragspartnern aus der Wirtschaft bekommt. Auf Basis dieser Daten entwickelt sie dann einen Score von 1 bis 100, der für die Kreditwürdigkeit steht. Je höher der Score, desto besser.
Schufa: Kredit ordnungsgemäß zurückgezahlt?
Der Score entsteht, indem automatisch beispielsweise erfasst wird wie viele Kreditkarten eine Person hat oder ob ein Kredit nicht ordnungsgemäß zurückgezahlt wurde. Aufgrund dessen entsteht eine Vorhersage über die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person zum Beispiel einen Kredit bedienen wird oder Rechnungen bezahlt.
Schufa: Auch die Menschen leiden, die ordnungsgemäß zahlen
Der Haken: Auch Menschen können unter dem Schufa-System leiden, die ihre Rechnungen immer ganz artig bezahlen. Der Grund: Neben negativen Einträgen können auch zu wenig Einträge zur Ablehnung eines Geschäfts führen. So kann der Wohnort als einer der wenigen Erfassungskriterien herangezogen werden, welcher, wie im Fall eines Neuköllner Professors zur Ablehnung der Eröffnung eines Kontos einer Online-Bank führte. Auch kann häufiger Umzug von Nachteil sein, denn dann entsteht das Bild: Da rennt jemand vor den Gläubigern weg.
Die Politik muss sich gerade in Zeiten der Digitalisierung die Schufa genauer anschauen. Welche Daten zieht die Schufa genau heran? Wie entstehen die Scorings? Die Politik muss das Unternehmen zur Transparenz verpflichten. Sie muss dafür sorgen, dass unbescholtene Bürger keine Nachteile erlangen. Sonst ist der Wirtschaftsauskunft, wie es ein Twitter-Nutzer so schön schreibt, folgendes mitzuteilen: „Schufa muss weg, sie hat zu viele negative Einträge angesammelt“.