Albrecht Ritschl, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der London School of Economics und langjähriges Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, sieht in dem deutschen Rentensystem ein „ungünstiges Verhältnis von Erwerbs- zu Rentenbevölkerung“. Die Rente mit 63 habe diesen Effekt sogar noch „verstärkt“.
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Von der Rente mit 63 profitieren vor allem Gutverdiener. Warum das so ist und was man dagegen tun könnte, erfährst du hier.
Ökonomen fordern: Schafft die Rente mit 63 ab!
Zudem gibt es einen ungeheuren Fachkräftemangel in der Wirtschaft, weswegen viele Ökonomen fordern: Schafft die Rente mit 63 ab! So könnte man dem entgegenwirken und die Rentenkassen nicht noch stärker belasten. Doch nicht mit der SPD.
Olaf Scholz und Heil finden: Menschen in körperlich bzw. psychisch belastenden Berufen wie etwa Krankenpfleger oder Dachdecker sollten die Möglichkeit haben, früher in Rente zu gehen. Deutschland besteht also wieder nur aus Bauarbeitern.
Ritschl meint dazu: Es sei zwar verständlich, dass jemand, der das ganze Berufsleben lang schwer körperlich gearbeitet habe, früher in Rente gehen solle als ein leitender Angestellter oder Lehrer.
Ritschl: „Lebensabend in der Toskana ist sozialpolitisch eine Umverteilung“
Aber: „Wenn Leute aus der gehobenen Mittelschicht die Rente mit 63 in Anspruch nehmen, um ihren Lebensabend in der Toskana zu verbringen, dann ist das sozialpolitisch schon eine Umverteilung von unten nach oben“, kritisiert der Ökonom.
In Deutschland gilt das Umlagesystem. Das heißt: Arbeitgeber und arbeitende Bevölkerung zahlen die Renten. Doch das Problem: Unsere Bevölkerung wird älter und älter. Die Gruppe der Rentner immer größer. Jedoch kommen kaum Kinder nach, die Geburtenrate in Deutschland ist so niedrig wie seit 2009 nicht mehr.
Ritschl: Ist Deutschland kinderfreundlich genug?
Ritschl fragt deshalb kritisch: Ist Deutschland kinderfreundlich genug? Er macht darauf aufmerksam: „Man darf nicht unterschlagen, dass wer heute Kinder hat, einen erheblichen gesellschaftlichen Nutzen in Form künftiger Steuer- und Rentenzahler produziert, während er die privaten Kosten weitgehend selber tragen muss“.
Ritschl schlägt deshalb vor, dass der Staat beim Ausgleich helfen könne: „Vorschläge und Ansätze hat es gegeben, sie sind aber stecken geblieben.“ Und weiter: „Der garantierte Kindergartenplatz, die Schule bis in den Nachmittag – im viel gescholtenen England funktioniert beides prächtig.