Norbert Blüm ist nun schon über drei Jahre tot. Doch ausgerechnet der frühere Arbeitsminister spielt plötzlich im Netz wieder eine große Rolle, wenn es um Israel geht. Der CDU-Sozialpolitiker mit dem Herz am rechten Fleck, setzte sich weltweit für Unterdrückte und Arme ein. So auch für die Zivilbevölkerung in Gaza und dem Westjordanland.
Ein alter TV-Ausschnitt aus dem Jahr 2009 macht im Netz die Runde. Er stammt aus der Sendung „Hart aber fair“ (damals noch mit Moderator Frank Plasberg). Blüm redet Klartext, emotional und parteiisch. Viele Muslime fühlen sich von diesem Deutschen verstanden.
Emotionaler Norbert Blüm: „Das würde kein Mensch widerspruchslos ertragen“
Viele von ihnen teilen in diesen Tagen den Beitrag in den sozialen Netzwerken. Sie möchten, dass Deutschland diese Perspektive des Nahost-Konfliktes vor Augen geführt wird. Ausgesprochen von einem der beliebtesten Politiker der Bundesrepublik. Zur Einordnung ist es aber wichtig, dass die Aussagen Blüms lange vor dem barbarischen Terroranschlag am 7. Oktober getroffen wurden. Dem schlimmsten Massaker an der jüdischer Zivilbevölkerung seit der Shoa. Dennoch regen seine Sätze zum Nachdenken an.
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Blüm, der sich der katholischen Soziallehre verpflichtet fühlte, nimmt im Ausschnitt der „Hart aber fair“-Sendung Partei ein für die Palästinenser: „Es würde kein Mensch widerspruchslos ertragen, tagtäglich willkürlich drangsaliert zu werden.“ Der CDU-Politiker war selbst mehrfach im Gazastreifen und im Westjordanland.
Die Siedlungsgebiete der Palästinenser im Westjordanland, der sogenannten West Bank, seien „von Mauern zerstückelt“. Mit erhobener Stimme fährt er fort: „Bauern kommen nicht auf ihr Land! Ich bin mit einem Ambulanzwagen gefahren, der kam nicht durch.“ Er habe ein Kind kennengelernt, dem ein Arm fehlte, weil es wegen einer Ausgangssperre nicht in die Klinik konnte. Der Arm sei von „einem Splitter zerfetzt worden“, aber es „wäre zu retten gewesen“.
Kritik an Israel: „Soll so Terrorismus bekämpft werden?“
Weiter berichtet Blüm von „Demütigungen“, etwa weil israelische Siedler ihren Müll auf palästinesische Läden werfen. Durch die zahlreichen Kontrollen würden sich kurze Autofahrten in dem Gebiet über Stunden hinziehen. Er habe außerdem direkt miterlebt, wie ein „Schnösel“ von Soldat der israelischen Armee einem Palästinenser den Pass abgenommen habe und ihm den erst nach langer Zeit zurückgab. „In dieser Stunde hat der israelische Soldat den Palästineser zehnmal mit seinem Gewehr an der Nase herumgespielt!“
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Blüm empört sich: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass damit Terrorismus bekämpft werden kann! Dass Kinder gequält werden, dass Menschen unterdrückt werden, dass Menschen verachtet werden!“ So lasse sich kein Volk behandeln.
Jedoch setzen sich viele der kürzlich überfallenden Kibbuze für eine andere Art von Zusammenleben und für eine Aussöhnung mit den Palästinesern ein. Viele der Ermordeten und Entführten gehörten eher dem linken Lager in Israel an, nicht den nationalistischen Siedlern, die sich im Westjordanland unter Duldung der Regierung Netanjahu breit machen. Es kann also keine Rechtfertigung für diese Art Terror gegen Zivilisten geben.
Muslime bedanken sich bei Blüm
Viele Muslime finden sich jedoch von Blüm verstanden. Auch wenn seine Worte schon vor langer Zeit gefallen sind und er mittlerweile verstorben ist. Unter dem Clip, der auf Facebook, Instagram, TikTok und X (früher Twitter) geteilt wird, liest man Kommentare wie:
- „Zumindest einer der die Wahrheit sieht!“
- „Der hatte es damals genau auf den Punkt gebracht!“
- „Genau so ist das!“
- „Wo sind diese Politiker in Deutschland hin?!“
- „Dankeschön und ruhe in Frieden, Nobi!“