Es sind erschütternde Videos, die von den Angriffen der Hamas auf Israel um die Welt gehen. Jetzt will auch Deutschland gegen die Terror-Gruppe vorgehen: Angesichts erschreckender Berichte über die Geiselnahmen deutscher Staatsbürger durch die palästinensische Terrororganisation hat die Bundesanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen.
Die Hamas soll bislang mehr als 1.000 Menschen getötet und über 150 Zivilisten nach Gaza verschleppt haben. Unter den Opfern und Entführten befinden sich auch Deutsche. Wie können die Geiseln befreit werden?
Videos von entführten Deutschen in Israel
Alarmierte Familien, die verzweifelt nach Antworten suchen, haben sich mit Hilferufen an die Bundesregierung gewandt. Ihr dringendes Anliegen: Sie wollen wissen, ob ihre Angehörigen noch am Leben sind. Dabei hoffen sie auf deutsche Unterstützung, um die Geiseln aus den Fängen der Hamas zu befreien.
Ein besonders tragischer Fall ist der der 22-Jährigen Shani Louk. Ein Handyvideo, das zeigt, wie sie offenbar von Hamas-Mitgliedern nach Gaza verschleppt wird, verbreitet sich rasant auf der Plattform X (ehemals Twitter) und wurde bereits von Millionen Nutzern angeklickt. Medienberichten zufolge soll Shani Louk mit schweren Kopfverletzungen in einem Krankenhaus in Gaza liegen – das berichtete die Tagesschau unter Berufung auf ihre Mutter Ricarda Louk. Jedoch sei sie in einem kritischen Zustand.
Deutschland könnte aktiv werden
Grundsätzlich haben Deutsche Strafverfolger die Befugnis, bei Verbrechen aktiv zu werden, selbst wenn diese im Ausland begangen wurden. Besonders deutlich wird dies bei den Ermittlungen des Generalbundesanwalts im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg in Syrien.
Grundlage für solche Ermittlungen ist häufig das Römische Statut, ein wichtiges internationales Abkommen. Deutschland hat dieses Abkommen zusammen mit mehr als 120 anderen Staaten anerkannt. Es regelt, wann und wie in Strafsachen grenzüberschreitend ermittelt wird. Das deutsche Strafgesetzbuch geht sogar noch weiter: Es verpflichtet die Ermittlungsbehörden, auch bei Straftaten gegen Deutsche im Ausland tätig zu werden.
Fehlende geheimdienstliche Informationen
Doch auch Deutschland scheinen bislang die Hände gebunden zu sein. Denn um die Geisel aus den Fängen der Hamas zu befreien, wären noch mehr Geheimdienstinformationen nötig, sagte der Militärexperte Carlo Masala der „Bild“-Zeitung. Schließlich könnten die israelischen Spezialkräfte nicht eingreifen, ohne den genauen Aufenthaltsort zu kennen. Damit gibt es auch für die Bundeswehr kaum Möglichkeiten, die Geiseln selbst aktiv zu retten.
Weiter erklärt Masala: „Sollte dies nicht der Fall sein, würde man wohl auf Geiselbefreiung ‚verzichten’ und direkt mit der Bodenoffensive starten“.
Zwei Strategien zur Befreiung der Entführten
Der Verhandlungsexperte Matthias Schranner sieht im Gespräch mit dem „ZDF“ zwei mögliche Strategien zur Befreiung der Entführten. Zum einen ein militärisches Vorgehen, bei dem israelische Bodentruppen den Gazastreifen durchsuchen würden – laut Schranner ein äußerst komplexes und riskantes Vorgehen.
Die andere Option wäre der Verhandlungsweg. Dabei gehe es darum, in diskreten Gesprächen herauszufinden, welche Ziele die Hamas verfolge. Der Verhandlungsexperte betont, dass es einen Grund geben muss, warum die Terroristen die Gefangenen nicht töten, sondern mitgenommen haben.
Verhandlungen scheinen nicht im Vordergrund zu stehen
Im Gespräch mit dem „ZDF“ betont er, dass die klare Hierarchie der Hamas hilfreich sein könne, da man genau wisse, an wen man sich wenden müsse, um eventuell zu einer Vereinbarung zu kommen. Er empfiehlt den Einsatz von Diplomaten, die bereits in der Vergangenheit Kontakte zu solchen Gruppen hatten.
Trotz dieser Überlegungen deutet derzeit vieles darauf hin, dass Verhandlungen nicht im Vordergrund stehen. Schranner erwähnt, dass der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu betont habe, dass der aktuelle Konflikt die gesamte Region nachhaltig prägen werde.