Am Freitag schaut die Welt des Sports gespannt nach München, denn um 21 Uhr ertönt der erste Pfiff in der EM-Trillerpfeife. Die Euphorie im Land ist groß, mit dem 12. Mann im Rücken trauen viele dem DFB den großen Wurf zu.
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Einer dieser Männer ist Kevin Kühnert. Der SPD-Generalsekretär ist selbsternannter „Sportfanatiker“ und hat sein Herz an Arminia Bielefeld verloren. Kühnert ist passionierter Fan des Vereinsfußballs, für die EM legt er diese Brille aber gerne ab. Er freut sich auf „die jungen Wilden“ und feiert die „Bekenntnis und Überzeugung“ von Trainer Julian Nagelsmann.
Europameisterschaft: Hier macht es mehr Spaß als in Russland
Die aktive Karriere von Kevin Kühnert lässt sich relativ schnell zusammenfassen: Es gibt keine. Dennoch hat der Fußballromantiker einen bemerkenswerten zweiten Weg hingelegt, denn er ist Fan von Bayern München, Tennis Borussia Berlin und Arminia Bielefeld.
„Ich bin Jahrgang 89. Als ich angefangen habe mich für Fußball zu interessieren, war es in den meisten Regionen des Landes so: Man war entweder Bayern- oder Dortmund-Kind. In meinem Fall ist es der FC Bayern gewesen. (…) Später war ich dann der klassische Groundhopper. Mein Zugang zu Fußball hat viel mit Fußballkultur zu tun. Ich liebe Stadien. Zum Reisen gehört für mich beispielsweise einfach dazu, dass ich immer örtliche Stadien besuche, ich versuche Spiele auch im Ausland zu sehen.“
Kevin Kühnert im Interview mit unserer Redaktion
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Die Fußballkultur ist es auch, die den 34-Jährigen in die Klauen der Arminia getrieben hat. Der gebürtige Berliner – daher die Verbindung zum Oberligisten Tennis Borussia – hat keinerlei Verbindungen nach Bielefeld, letztendlich hat ihn die Alm ins Schwärmen gebracht.
„Es ist tatsächlich der erste Besuch auf der Alm, damals als Hopper. Das Stadion stand im Mittelpunkt und ich bin dann einfach echt auf dem Stadion hängen geblieben. Es ist ein reines Fußballstadion, es liegt mitten in der Stadt. Das ist das, was viele Fans lieben. Die ganze Stadt strömt an einem Ort zusammen, so mag ich den Fußball. Und ich habe immer schon so ein Underdog-Herz gehabt.“
Kevin Kühnert im Interview mit unserer Redaktion
Sein Underdog-Herz ist mit den Jahren gewachsen, in der zurückliegenden Spielzeit war er bei knapp jedem zweiten Spiel dabei. Der SPD-Mann hat eine Dauerkarte – Extravaganz kommt für ihn aber nicht infrage. „Ich gehe nicht ins Stadion, um in einer Loge zu sitzen. Ich habe eine Stehplatzdauerkarte in der Kurve. (…) Am Stadion schätze ich, dass es in der Kurve keinen interessiert, was die Leute sonst so in ihrem Leben machen. In der Kurve stehen wir alle nebeneinander und haben unseren Schal umgehängt und das Trikot an.“
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Damit der Groundhopper bei der EM möglichst jede Sekunde verfolgen kann, hat er eifrig an seinem Kalender gebastelt und Arbeitstermine verlegt. Zu Spielzeiten „will eh niemand Arbeitstermine absolvieren“. In den Stadien wird man ihn zwar nicht vorfinden, doch er ist davon überzeugt, dass die Stimmung auch außerhalb des Runds auf dem Höhepunkt sein wird. „Ich glaube das macht – vielleicht auch als Spieler – einen Unterschied, ob man so ein Turnier in Russland oder in Katar bestreiten muss, wo es auch einfach vom Fan-Umfeld und den sonstigen Umständen weniger Spaß macht als bei so einer Europameisterschaft jetzt im eigenen Land.“
EM: Ratlos wie die „Wettquoten“
Dass das kommende Turnier ein großer Spaß wird, davon ist er überzeugt. Immerhin mischt das DFB-Team für ihn ganz oben mit.
„Wir schleppen ja so eine Serie an schlechten Turnieren hinter uns her. Ich glaube, der personelle Umbruch in der Mannschaft ist diesmal so stark gewesen, dass nicht mehr viele vorbelastete Spieler mit dabei sind. Da sind viele junge Wilde, die in ihr erstes Turnier reingehen und die unbeschwert sein können. Das habe ich seit 2014, also seit dem WM -Titel, so nicht mehr gemerkt. Das könnte förderlich sein.“
Kevin Kühnert im Interview mit unserer Redaktion
Ein wichtiger Faktor sei das DFB-Bekenntnis von Julian Nagelsmann, welches er durch die Absage an den FC Bayern gegeben hätte. Dieses Statement sei ein gutes Vorbild für die Mannschaft. Mit der vorhandenen Qualität sei das Erreichen des Halbfinales absolut realistisch. Es gibt nur eine Bedingung.
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„Ich glaube, so billig es ist, der Turnierstart ist einfach ganz entscheidend. Mit drei Punkten nach dem ersten Gruppenspiel lässt es sich viel beruhigter in die weiteren Spiele reingehen. Holst du nicht drei Punkte, hast du schon ein halbes Endspiel am zweiten Spieltag. Ich brauche kein Fußballfestival gegen Schottland, aber ein 2:1 wäre schon ganz gut. (…) Ich brauche keinen hoch anspruchsvollen Hacke, Spitze, 1, 2, 3-Fußball.“
Kevin Kühnert im Interview mit unserer Redaktion
Die glasklare Favoritenrolle würde es diesmal aber nicht geben. Auch Spanien, Frankreich und Portugal wären heiße Anwärter. „Wenn ich mir die Wettquoten angucke, sehe ich die gleiche Ratlosigkeit, die ich auch habe.“