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E-Scooter: Kommen Verbote auch in Deutschland? Anbieter sprechen Klartext

E-Scooter prägen seit vier Jahren das Bild vieler deutscher Städte mit. Aus Paris wurden die Zweiräder nun verbannt – kann das auch in Deutschland drohen?

E-Scooter prägen seit vier Jahren das Bild vieler deutscher Städte mit. Aus Paris wurden die Zweiräder nun verbannt – kann das auch in Deutschland drohen?
© IMAGO/Michael Gstettenbauer

Wie klimafreundlich sind E-Scooter wirklich?

Der frühere Verkehrsminister beschied E-Scootern einst ein «enormes Zukunftspotenzial». Doch immer mehr Studien zeigen, dass an den Umweltversprechen der Anbieter bislang nichts dran ist. Wie lassen sich die E-Tretroller in ein sinnvolles Verkehrskonzept integrieren?

Es ist offiziell: Seit September 2023 können die Menschen in Paris nicht mehr auf den batteriebetriebenen Roller setzen. Die 15.000 E-Scooter wurden nach einer Bürgerbefragung aus dem Stadtbild verbannt.

Kann ein solches Verbot auch hierzulande drohen? Was unternehmen Bolt, Lime und Co. gegen achtlos abgestellte Roller, die Gehwege versperren? Wie sieht die Zukunft der Zweiräder aus? Diese Redaktion hat bei drei großen E-Scooter-Anbietern nachgehakt.

E-Scooter sorgen in vielen deutschen Städten für Ärger

E-Scooter gehören seit einiger Zeit in vielen deutschen Städten einfach dazu – doch das chaotische und oft unachtsame Abstellen der Zweiräder ärgert viele Menschen. So blockieren die Scooter nicht selten Fuß- und Gehwege. „Es sind aber selten unsere Nutzerinnen und Nutzer, die E-Scooter umstoßen oder Vandalismus begehen, sondern Dritte“, verteidigt sich Anbieter Bolt gegenüber dieser Redaktion.

So werden E-Scooter-Fahrer bei Registrierung und Mietende auf das richtige Abstellen hingewiesen. Und: Es gibt bei allen drei großen Anbietern Bolt, Lime und Tier das sogenannte „After Ride Picture“, das das korrekte Abstellen zeigen soll. Wer mit einem Lime-Roller unterwegs ist, diesen „besonders rücksichtslos“ fährt oder abstellt, müsse sogar eine Strafgebühr bezahlen – auch könne der Account gesperrt werden.

E-Scooter: Anbieter ergreifen Maßnahmen

Anbieter Bolt ermittelt die Fahrweise seiner Nutzer mit einer Vielzahl an Daten – so könne auch erkannt werden, ob sich unerlaubterweise zwei Personen auf dem Roller befinden. Zudem kann man dem Anbieter melden, wenn man einen im Weg liegenden Roller vorfindet.

Auch steht immer wieder das Fahren unter Alkoholeinfluss in der Kritik – laut Statistischem Bundesamt standen 2021 rund 18 Prozent der Unfälle mit E-Scootern in Zusammenhang mit Alkoholkonsum. Dabei gilt hier, wie beim Autofahren, die Grenze von 0,5 Promille. Bolt hat in seinen AGB sogar eine Grenze von 0,0 Promille festgelegt. Dafür setzt der Anbieter auf einen „Anti-Drunk-Riding-Test“, der zur späteren Stunde, an Wochenenden oder rund um die Uhr bei Events wie Karneval und dem Oktoberfest zu bestehen ist.

E-Scooter: Verbot auch in Deutschland?

Trotz der verschiedenen Maßnahmen stehen E-Scooter anhaltender in der Kritik – die führte in Paris schließlich zu einer Entscheidung gegen die Zweiräder. E-Scooter-Anbieter Tier zeigt sich „sehr enttäuscht“ über die Entwicklung in der französischen Hauptstadt. „Das Verbot von Sharing-Scootern ist ein Rückschritt“, betont eine Sprecherin auf Anfrage.

Ein Scooter-Verbot wie in Paris befürchten die Anbieter Tier, Lime und Bolt allerdings nicht, schließlich gebe es in Deutschland andere Bedingungen. So sei die Zulassung von E-Scootern bundeseinheitlich geregelt. Heißt: Einzelne Städte können diese nicht eigenmächtig verbannen. Die E-Scooter werden also bleiben. Tier plädiert deshalb: „Deutsche Städte sollten sich für die Erreichung ihrer Verkehrs- und Klimaziele eher auf die Integration von E-Scootern konzentrieren, als durch Verbote Alternativen zum privaten PKW auszubremsen.“ Und auch der Städte- und Gemeindebund sprach sich gegen ein generelles Verbot der Roller aus.

E-Scooter können „nachhaltige Alternative zu privaten Autos“ sein

Laut eines Bolt-Sprechers sind E-Scooter „eine nachhaltigere Alternative zu privaten Autos“, würden zu fast 40 Prozent für Hin- und Rückwege von öffentlichen Verkehrsanbindungen genutzt.

Wie andere Verkehrsmittel hätten auch diese ihren Platz im Mobilitätsmix gefunden, bestätigt auch Tier. Aber: Laut Umweltbundesamt ersetzen die elektrischen Zweiräder eher den Fuß- und Radverkehr als Autofahrten. Aktuell seien sie deshalb kein Gewinn für die Umwelt, so das Bundesamt.

E-Scooter: Deutschland hat so viele Autos wie nie zuvor

Allerdings: „Hauptproblem bei der Verkehrswende und der Lebensqualität in Städten bleibt die hohe Zahl privater Autos.“ So kommen auf einen E-Scooter mehrere Hundert Pkw (Stand 2021). Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl an zugelassenen Pkw 2023 auf 48,8 Millionen.


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E-Scooter-Anbieter Tier schließt sich der Meinung an: „Nur wenn neue Mobilitätsangebote gegenüber dem privaten PKW nicht schlechter gestellt werden, können sie einen Beitrag zur Mobilitätswende leisten.“ Demnach sollten auch Autoparkplätze in Abstellflächen für E-Scooter, Lastenräder und E-Bikes gewandelt werden. Auch Lime plädiert: „Auf einen Pkw-Parkplatz passen bis zu 15 E-Scooter“.

Laut Bolt kommt es durch Parkzonen außerdem zu weniger Problemen beim Abstellen, weniger Vandalismus und zu weniger Hindernissen durch umgekippte E-Scooter – und somit vielleicht zu einer höheren Motivation, die Zweiräder wirklich gegen den Pkw zu tauschen.