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Nawalny und seine dunkle Vergangenheit – wie demokratisch war er wirklich?

Mit dem Tod von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny kommt nun wieder seine dunkle Seite ans Licht. Hat er sich von ihr über die Jahre gelöst?

Wie hat sich Kreml-Kritiker Alexej Nawalny über die Jahre gewandelt?
© IMAGO / SOPA Images

Nawalnys Team fordert nach dessen Tod Herausgabe des Leichnams

Nach dem Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat dessen Team die russischen Behörden zur sofortigen Herausgabe seines Leichnams aufgefordert. Dieser müsse seiner Familie übergeben werden, forderte seine Sprecherin Kira Jarmisch.

Alexej Nawalny war einer der bekanntesten Putin-Kritiker. Nun starb er in einem Straflager nördlich des Polarkreises. Doch seine Vergangenheit wirft bis heute Fragen auf.

Denn manche frühere Positionen und Äußerungen des Oppositionellen waren rassistisch und homophob gewesen. Wie hat er sich dazu über die Jahre entwickelt? Wir sprachen mit einem Russlandexperten über die früheren Sichtweisen von Alexej Nawalny.

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Nawalny: Umstrittene Vergangenheit

Der plötzliche Tod von Putin-Feind Alexej Nawalny schockierte weltweit. Doch mit seinem Ableben kommt jetzt aber wieder seine dunkle Seite ans Licht. Bereits in der liberalen Partei „Jabloko“ fiel er Anfang der 2000er wegen nationalistische und rassistische Äußerungen auf. Laut Partei-Gründer Grigori Jawlinski führten diese später zu Nawalnys Rauswurf aus der Partei.

Auf seinem eigenen Blog war seine damalige Haltung noch deutlicher sichtbar. Dort nannte er Bürgerrechtler „quasi-liberale Wichser“ und Homosexuelle „Schwuchteln“, die weggesperrt gehörten. Als Russland 2008 in Georgien einmarschierte, sprach er sich für die Deportation aller Georgier aus Russland aus.

Bis 2013 nahm er dazu an dem jährlich stattfindenden „Russischen Marsch“ teil. Dort protestieren Konservative, Nationalisten, Monarchisten sowie offen rechtsextreme Gruppen. Der Kreml-Kritiker trat in der Zeit dort häufiger als Redner auf und war sogar Teil des Orga-Teams, wie die Zeitung weiter berichtet.

Putin-Kritiker „hat Evolution durchlaufen“

Laut dem Osteuropa- und Russland-Experten Andreas Umland hat sich Nawalny von seiner Vergangenheit allerdings stark gelöst. „Über die Jahre hat er eine Evolution durchlaufen“, so Umland gegenüber unserer Redaktion. Von den früheren Positionen her er „sich später losgesagt und in den letzten Jahren eine liberalere Position bezogen.“

In den letzten Jahren sei auch seine frühere Redensweise verschwunden. Noch dazu „hat er seine Position zur Ukraine geklärt. Dabei habe er die Unrechtmäßigkeit des Krieges anerkannt.“

Nawalny veröffentlichte dazu unter anderem im Februar 2023 auf der Plattform X 15 Punkte zum Ukraine-Krieg. Darin prangerte der Oppositionelle die Kriegsverbrechen und Zerstörungen durch Russland an. Durch die Blume erkannte er den ukrainischen Anspruch auf die Krim an. Dabei wies er auf die gegenseitige Anerkennung der russisch-ukrainischen Grenzen aus dem Jahr 1991 hin. 


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Alexej Nawalny starb laut offiziellen Angaben des russischen Machtapparats am Freitag (16. Februar), nachdem er bei einem Hofgang ohnmächtig wurde und nicht wiederbelebt werden konnte. Todesursache sei ein Blutgerinnsel gewesen. Doch daran gibt es große Zweifel, besonders seine Unterstützer gehen von Mord aus.