Schwurbler, Coronaleugner, Querdenker oder Aluhut-Träger – diese Begriffe empfindet Michael Bründel alias Captain Future längst nicht mehr als beleidigend. Der aus der Schwurbel-Szene bekannte Corona-Protestierende hat für sich und Gleichgesinnte nun sogar ein Portal erschaffen: „SchwurbelTreff.de“. Quasi Tinder für Querdenker.
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Hier können Andersdenkende seit Mitte Februar Kontakt zu anderen aus der Szene herstellen, chatten und sich treffen. Das Tinder für Querdenker richtet sich an jene, die auf der Suche nach Freundschaften oder Partnerschaften sind. Über einen kurzen Steckbrief können sie selbst angeben, an welche Verschwörungstheorien sie glauben und so ihr „SchwurbelMatch“ finden. Somit bleiben sie in ihrer eigenen Bubble. Der 45-jährige Gründer erklärt im Interview, wie er auf die Idee kam und was er noch alles mit dem Portal vorhat.
Tinder für Querdenker: Von Aliens bis Klimawandel – „Bedarf ist groß“
Wer sich für „SchwurbelTreff.de“ registrieren möchte, kann eine Reihe von Informationen über sich mit anderen teilen. Das fängt an beim Beziehungsstatus, Musikgeschmack und anderen Interessen, Haustieren etc. Auch können Nutzer unter einer Vielzahl an Verschwörungstheorien auswählen, an die sie glauben oder mit denen sie sich beschäftigen:
UFOs, Prepper, Geldsystem, 5G, Alternative Medizin, Corona, Flache Erde, JFK, Kriege, New World Order, Q-Anon, Spiritualität, 9/11, Chemtrails, Deep State, Klimawandel, Medienkartell, Selbstversorgung, Souveränität Deutschlands
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„Spätestens Corona hat die Menschen in zwei Lager geteilt: Jene, die den Mainstream-Medien und Politiker-Darstellern grundsätzlich vertrauen, und jene, die alternative Medien benutzen und viele Dinge ganz anders sehen und bewerten“, meint Michael Bründel. „Die unterschiedlichen Meinungen zu Corona haben zahlreiche alte Freundschaften und Beziehungen zerbrochen“ – das weiß er auch aus eigener Erfahrung.
„Viele sehen sich mit ihrer medien- und politikkritischen Meinung alleine und suchen gleichgesinnte Freunde oder vielleicht auch einen Partner. Der Bedarf, neue gleichgesinnte Leute kennenzulernen, ist groß.“ Für viele sei es schwierig, überhaupt noch jemanden kennenzulernen – selbstverständlich nicht ohne Grund. Denn wer „anders“ denkt, eckt auch an. Und dass Freunde sich dann abwenden, kommt nicht von ungefähr.
„SchwurbelTreff“ auch als Portal für Demos
Der Erfinder der Webseite möchte den Nutzern eine Plattform bieten, nicht nur um sich auszutauschen, sondern auch, um gemeinsam auf Demonstrationen und andere Veranstaltungen zu gehen. Dafür gibt es einen integrierten Kalender, in den auch bald Angemeldete Events und Termine eintragen können. Es gehe darum, „sich auch im echten Leben zu treffen“. Zudem soll es auch bald eine Verabredungsfunktion geben für „unkomplizierte Treffen“.
Über eine dritte Kategorie – neben Freund- und Partnerschaften – für Berufliches denkt Bründel zurzeit noch nach, ebenso über eine App-Version. Hier gäbe es dann die Möglichkeit, nach Arbeitsstellen zu suchen, die Schwurblern gegenüber nicht abgeneigt sind. „Meine Partnerin wurde in ihrem Job von Kollegen gemobbt wegen ihrer Meinung“, bedauert der Selbstständige. „Ich würde mir wünschen, dass man über alles reden kann.“
Tinder für Querdenker als neuer Pool für Rechte?
1.500 Nutzer seien laut aktuellem Stand angemeldet. Die Chatnachrichten sind, so Bründel, verschlüsselt. Die üblichen Möglichkeiten zum Melden oder Blockieren von Nutzern gibt es allerdings. Bei den Events im Kalender behält sich der Erfinder darüber hinaus das Recht vor, einzugreifen. „Die Veranstaltungen werden geprüft und freigeschaltet.“ Sollte eine gegen Bründels Devise von „Freiheit und Frieden“ verstoßen, würde sie gar nicht erst aufgenommen. Zudem könne er einzelne Nutzer verifizieren, die er für vertrauensvoll und echt halte. Erkennbar seien diese – wie auch in anderen sozialen Medien – anhand eines blauen Hakens hinter Usernamen.
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Trotzdem ist sich der Gründer bewusst, dass sein Portal auch von Mitgliedern der rechten Szene genutzt werden könnte – genauso wie die Demonstrationen und „Spaziergänge“. Aufgrund der Verschlüsselung der Nachrichten könne nicht einmal er selbst diese auf rechtswidrige Inhalte überprüfen. „Da will ich auch keine Verantwortung für übernehmen“, weist er von sich.