Es klingt wie Satire, ist aber leider ernst gemeint: Auf dem Online-Portal der „Süddeutschen Zeitung“ schreibt Kolumnist Mohamad Alkhalaf von einem Moment, als er mit seinem Freund Ibrahim in München auf einer Parkbank Platz nahm. Die beiden genossen die Sonne, als sie vor einer Eisdiele Frauen beim Eis essen beobachteten.
Sein Kumpel Ibrahim sei unruhig geworden. Der Grund: Eine Frau, die in seiner Sichtweite an einer Kugel Eis leckt! Das sei in seiner Heimat Syrien unüblich, gar obszön, wenn Frauen in der Öffentlichkeit Eis essen. Später zieht der Autor weitere Vergleiche wie beispielsweise das Essen einer Banane oder einer Karotte. Man würde dabei an anzügliche und intime Momente erinnert, die nicht in die Öffentlichkeit gehören würden.
Ist Eis essen im Freien bei Frauen obszön?
Ernst gemeinte Debatte? Oder völliger Humbug aus einer völlig veralteten Sichtweise? Wie passt so ein Gedankengut in ein liberal-freiheitliches Land wie Deutschland? Im Netz ist darüber eine wilde Debatte ausgebrochen. In klarer Mehrzahl: die Kritiker, die fragen, warum dem Kolumnisten Alkhalaf eine solche Plattform geboten wird.
Auf Twitter äußern sich etliche Personen darüber, dass es Unsinn sei, überhaupt darüber nachzudenken, inwiefern Eis essen obszön sein könnte. Hier einige Kommentare von Kritikern:
- „Nicht jeder kommt mit anderen Sitten in Deutschland zurecht. Keine Satire. Süddeutsche Zeitung.“
- „Weil ‚Ibrahim‘ nervös wird, wenn Frauen am Eis lecken, soll man sich jetzt schämen, Eis zu lecken? Entweder schreiben für die Süddeutsche mittlerweile die Taliban oder ein woker Volltrottel.“
- „In der SZ finden Mohamed und Ibrahim, dass eisleckende deutsche Frauen obszön sind. Ist leider keine Satire, obwohl ich verzweifelt den Hinweis darauf gesucht habe.“
- „Wenn Männer völlig normale Alltagshandlungen sexualisieren, dann sollten sie den Blick senken, sich gegebenfalls die Augen ausstechen und das Haus nicht mehr verlassen.“
- „Zu viel Porno geguckt!“
„Wer jede Handlung von Frauen in Bezug auf Sex interpretiert, ist unzivilisiert“
Eine Frau, die sich selbst als Feministin bezeichnet, legt den Finger in die Wunde, schreibt an den Autoren gerichtet: „Ich spreche Männern die Fähigkeit zu, sich zu kultivieren und wie zivilisierte Menschen zu verhalten. Wer jede Handlung von Frauen in Bezug auf Sex interpretiert, ist meiner Meinung nach unzivilisiert und sollte an sich arbeiten.“
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Ob und wie die „Süddeutsche Zeitung“ auf diese Kolumne und den hereingebrochenen Shitstorm reagieren wird, bleibt abzuwarten.