Die aktuellen Warnstreiks der Beschäftigten der Deutschen Post machen es deutlich – die Brief- und Paketzusteller des Unternehmens sind unzufrieden. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und vor allem mehr Geld. Überstunden sind in der Branche nicht unüblich, auch die durchschnittlichen Krankmeldungen sind in der Zusteller-Branche deutschlandweit sehr hoch.
In einem Leserbrief machte eine Postbotin ihrem Unmut nun Luft. Gleichzeitig erhebt sie schwere Vorwürfe gegen ihren Arbeitgeber die Deutsche Post. Der Personalmangel und die vielen Krankmeldungen wirken sich auf die Kollegen aus, die Zustellbezirke würden immer größer, Pakete immer schwerer und für all das bliebe immer weniger Zeit. Diese Redaktion hat die Deutsche Post mit den Vorwürfen konfrontiert!
Deutsche Post: Beschäftigte erhebt schwere Vorwürfe
Seit fünf Jahren arbeite die Angestellte, die anonym bleiben möchte, bereits als Zustellerin bei der Deutschen Post. In dieser Zeit hat sie viele Kollegen kommen und gehen sehen. „Das liegt nicht nur am Gehalt“, erklärte sie in einem Leserbrief an „ka-news“. Neue Angestellte würden nach einer befristeten Anstellung nicht übernommen. „Ein Mensch, der auch nach der 4. Befristung nicht eingestellt wird, sucht sich halt was anderes. Die Post hat selbst für Personalmangel gesorgt.“ Und das, weil sie ihre Beschäftigten durch die Zustände vergraule.
Die Mehrheit der Mitarbeiter sei unbefristet beschäftigt, erklärt ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage unserer Redaktion. „Allerdings benötigen wir für wochentägliche und saisonale Schwankungen Flexibilität, um die Kundennachfrage qualitätsgesichert zu erfüllen und eine zeitweise Überlastung der Belegschaft zu vermeiden.“ Zur Weihnachtszeit sei die Menge der Pakete doppelt so hoch wie in den Sommerwochen.
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Weil die Post darauf flexibel reagieren müsse, seien weiterhin auch befristete Beschäftigungen erforderlich. „Hiermit wird auch vermieden, dass die unbefristet Beschäftigten überlastet werden“, heißt es weiter. Sofern dauerhafter Personalbedarf bestünde, würden Angestellte, nach Ablauf ihres sechs- bis zwölfmonatigen Arbeitsvertrages übernommen. Sofern dieser Personalbedarf allerdings nicht besteht, müssen die Zusteller das Unternehmen verlassen. Und doch zeugen die vielen freien Stellen auf der Webseite des Unternehmens von großem Personalmangel.
Deutsche Post droht Beschäftigten angeblich mit Kündigung
Zusätzlich zum fehlenden Personal melden sich Beschäftigte in der Zusteller-Branche durchschnittlich häufiger krank als Beschäftigte anderer Berufsfelder. Eine Statistik der Barma-Krankenkasse aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfälle, Arthrose, Gelenkprobleme und andere Muskel-Skelett-Erkrankungen der häufigste Grund für diese Krankschreibungen seien. Gleichzeitig beklagen sich Mitarbeiter der Post immer häufiger über zu viele und zu schwere Pakete. Das ist „ein Knochenjob bei Wind und Wetter“, sagt die Angestellte.
„Ist man einmal eingestellt und wagt es, sich im Jahr öfter als 30 Tage krankzumelden, drohen dem Mitarbeiter psychisch belastende Personalgespräche“, behauptet die wütende Postbotin weiter. Außerdem würde mit Kündigung gedroht. Auf Nachfrage will das Unternehmen zu dem Vorwurf keine Stellung nehmen. „Personalgespräche werden immer dann geführt, wenn es die individuelle Situation gebietet. Zeiträume können da gar keine Rolle spielen, da es keinen Sinn macht, zum Beispiel nach einer Herzoperation den Beschäftigten zu einem Gespräch zu bitten“, erklärt der Sprecher.
Deutsche Post-Beschäftigte wünschen sich Entlastung
Hinzu kommt dann auch noch der Vorwurf, die Post würde ihren Angestellten für die harte Arbeit, die sie leisten, nicht genug Lohn zahlen. „Es wird uns einmal im Jahr eine Bockwurst spendiert“, ärgert sich die Angestellte.
„Wir bieten unseren Beschäftigten sichere, tarifgebundene Arbeitsplätze bei einer Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden. Unsere Brief- und Paketzusteller verdienen derzeit zwischen 2.400 und 3.800 Euro brutto pro Monat – im Durchschnitt circa 3.150 Euro. Hinzu kommen regional unterschiedliche Zulagen, Flexibilität durch Arbeitszeitkonten, Urlaubsgeld und ein 13. Monatsentgelt“, erklärt das Unternehmen.
Die Beschäftigte der Deutschen Post ist frustriert. „Ich mache meinen Job gerne“, gibt sie zu. Dennoch machten 1.900 Euro netto im Monat die Arbeitsbedingungen nicht besser. „Die Deutsche Post muss endlich neue Kollegen einstellen und die Mitarbeiter entlasten.“