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„Tatort“-Star Ferdinand Hofer: „Der Film wird auf jeden Fall die Gemüter erhitzen“

Am Sonntag zeigt die ARD den neuen „Tatort – Königinnen“ aus München. Ferdinand Hofer über den Fall, Wokeness und den Eberhofer-Zoff.

Tatort Muenchen
© BR/Heike Ulrich

Tatort: Das sind die bekanntesten Ermittler-Teams

Die Krimiserie „Tatort“ begeistert schon seit Jahrzehnten die deutschen TV-Zuschauer. Sonntags um 20.15 Uhr lösen unterschiedliche Kommissaren-Teams Mordfälle in der ARD.

Im „Tatort“ ist er der Jüngste im Münchner Team. Neben seinen Kollegen Batic (gespielt von Miroslav Nemec) und Leitmayr (gespielt von Udo Wachtveitl) ist Ferdinand Hofer (spielt die Rolle des Kriminalkommissars Kalli Hammermann) mittlerweile eine feste Größe im bayrischen „Tatort“-Team.

Am kommenden Sonntag (29. Oktober) sind die Münchner Ermittler in ungewohnter Umgebung. Beim Gipfeltreffen der bayerischen Produktköniginnen gab es einen Mordversuch. Können Batic, Leitmayr und Hammermann den Fall lösen? Diese Redaktion hat mit Ferdinand Hofer über den neuen „Tatort – Königinnen“, Wokeness und den bislang letzten Eberhofer-Krimi gesprochen.

Redaktion: Welchen Königstitel hättest du dir denn gewünscht?

Ferdinand Hofer: „Ich würde spontan Karpfenkönig sagen. Am lukrativsten für mich selbst wäre wahrscheinlich der Hopfenkönig. Dann ist das Freibier garantiert.“

Der neue „Tatort“ greift eine Diskussion auf, die in Deutschland schon seit längerem geführt wird: Was darf man noch sagen? Was ist noch erlaubt? Wie stehst du zu dieser Diskussion?

Hofer: „Ich bin ein starker Befürworter davon, Menschen mit einzubeziehen und niemanden auszugrenzen. Wenn wir beispielsweise das Thema Gendern nehmen: Ich versuche zu gendern, wo es mir leicht fällt und wo es natürlich herüberkommt. Ich zwinge mich aber nicht dazu, meinen kompletten Wortschatz zu ändern.

Es ist wichtig, dass wir das Bewusstsein und die Akzeptanz dafür schaffen, dass jeder gleich ist und auch durchaus unterschiedliche Orientierungen oder andere Interessen haben. Ich würde aber nicht meine Großeltern dazu zwingen, ihre Sprache, die sie seit 80 Jahren sprechen, komplett auf den Kopf zu stellen und zu ändern. Wir befinden uns aber auf dem richtigen Weg. Der Weg geht viel mehr über Akzeptanz, als dass man es militant fordert oder sogar Gesetze dafür entwirft.“

Wie sehen das deine „Tatort“-Kollegen Batic und Leitmayr? Sie werden im Film als die „alten, weißen Männer“ dargestellt, musstest du fürs Gendern werben?

Hofer: „Meiner Meinung nach ist das nicht unbedingt nur ein Generationenthema. Es ist ein Bubble-Thema. Ich musste also nicht dafür werben, das Verständnis dafür ist da. Aber was ich viel spannender finde, und da sind wir wieder beim Generationenthema, ist, dass viele Zuschauer*innen bei einem 60-Jährigen, der bei einer jüngeren Frau seine Machtposition ausnutzt, den Fehler sehen. So pauschal kann man das aus meiner Sicht nicht sagen.

Aber dass Kalli, der sich als Polizist ebenfalls in einer gewissen Machtposition befindet, mit den Königinnen flirtet, ist auch nicht hundertprozentig legitim. Klar, ein bisschen flirten sollte erlaubt sein, aber trotzdem kann man die Frage stellen, ob das ein Thema ist, was man nur auf das Alter reduzieren kann, oder hat es etwas mit der grundsätzlichen Position der Figur zu tun? So haben unsere Zuschauerinnen und Zuschauer auch die Aufgabe, sich zu fragen, was in Ordnung ist und was nicht. Der Film liefert darauf bewusst keine klare Antwort.“

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Kalli versucht mit Franz Leitmayr, Annelie und Ivo Batic die richtige Königin zu finden. Foto: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn

Ihr spielt mit einigen Themen, die in letzter Zeit sehr groß durch die Presse gingen. „Fördern, vögeln, krönen“ ist eine klare Anspielung auf den Spiegel-Artikel zu Julian Reichelt. Die Aussage, dass die Mädchen doch wüssten, worauf sie sich einlassen, ist in der Berichterstattung rund um Till Lindemann das ein oder andere Mal gefallen.

Hofer: „Wobei das Thema Lindemann tatsächlich danach kam. Aber eine gute Parallele, die sich durch Zufall ergeben hat.“

Glaubst du, dass es zu Diskussionen nach der Ausstrahlung kommen wird?

Hofer: „Ich weiß nicht, ob der Vergleich zu Julian Reichelt bewusst so gewählt wurde. Die Parallele zum Thema Till Lindemann habe ich, als ich den Film das erste Mal gesehen habe, auch wahrgenommen. Was aber lustigerweise eben durch Zufall entstanden ist. So etwas gab es leider schon immer. Ich glaube, dass der Film dazu anregen soll, sich zu überlegen, wo Grenzen sind und wo wir vielleicht auch zu streng sind.

Ich war zum Beispiel in diesem Produktköniginnen-Universum nicht drin, und das war alles neu für mich. Ich kannte natürlich Produktköniginnen und wusste, dass es so etwas gibt, aber diese Welt dahinter war mir unbekannt. Und ich finde, dass es anmaßend ist, wenn Außenstehende sagen, dass es so etwas nicht mehr geben dürfe, weil Produktköniginnen aus der Zeit wären. Für die Leute, die daran beteiligt sind, und ich spreche da jetzt auch vor allem für die Produktköniginnen, ist es eine Aufgabe, auf die sie wahnsinnig stolz sind. Sie stehen mit hundertprozentiger Leidenschaft dahinter.

Die Sachen, die im Film passiert sind, dürfen nicht passieren und das geht auf gar keinen Fall. Ich habe nur das Gefühl, dass wir derzeit zu häufig pauschalisieren, und da könnte man unseren Film als Anlass sehen, sich Gedanken zu machen und nicht gleich vorzuverurteilen.“

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Das ist auch etwas, das euren neuen „Tatort“ ausmacht. Ihr geht nicht mit erhobenem Zeigefinger an die Sache heran. Ist das der richtige Weg, mit solchen Themen umzugehen?

Hofer: „Der erhobene Zeigefinger ist aus meiner Sicht Schwachsinn. Natürlich gibt es Grenzen, bei denen es keine Entschuldigung gibt, wenn man sie überschreitet. Trotzdem glaube ich, um Akzeptanz und Verständnis für Themen zu schaffen, sei es Klimaschutz, Gendern etc., kann man nicht einfach mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend laufen und sagen: ‚A ist richtig und B ist falsch.‘ Meistens ist es so, dass das Wahre irgendwo in der Mitte liegt, nicht im Extremen. Deswegen finde ich es wichtig, dass man Formate so gestaltet, dass man kontrovers diskutieren kann und keine klare Antwort liefert. Immer wenn man eine klare Antwort liefert, gibt es eine Seite, die damit nicht einverstanden ist. Das fördert eher die Spaltung.“

Kannst du dir vorstellen, was nach dem Film auf Twitter los sein wird?

Hofer: „Gute Frage. Der Film wird auf jeden Fall die Gemüter erhitzen.“

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Apropos erhitzte Gemüter: Rita Falk hat sich nach dem neuesten Eberhofer-Kinofilm zu Wort gemeldet und das Drehbuch als „platt“ und „trashig“ bezeichnet. Wie denkst du über ihre Aussagen?

Hofer: „Als Schauspieler bin ich in die Buchentwicklung nur bedingt involviert. Das heißt, ich kenne die Vorgeschichte nicht. Ich finde es aber wahnsinnig schade, dass sich hier zwei Fronten auftun. Was die Eberhofer-Filme und die Eberhofer-Familie in der Vergangenheit ausgemacht hat, war dieses Miteinander. Wir haben alle am gleichen Strang gezogen und hatten ein gemeinsames Ziel, nämlich einen lustigen, guten Kinofilm zu machen. Es ist schade, dass es gerade ein bisschen aus dem Gleichgewicht geworfen wird. Vielleicht ist es auch normal, dass es immer mal wieder solche Momente gibt. Wichtig ist nur, dass wir wieder zu einer Gemeinsamkeit kommen.

Was auch jedem bewusst sein sollte, ist, dass in einem Roman Geschichten anders funktionieren als in einem Film. Und dass es keinen Sinn macht, einen Roman eins zu eins zu verfilmen. Ebenso kannst du nicht einen Film ohne weiteres als Roman schreiben. Du musst die Geschichte dem Format anpassen.

Deswegen hat jeder mit gutem Gewissen daran gearbeitet, für dieses Format eine passende Geschichte zu finden. Ich finde, das ist uns eigentlich in der Vergangenheit immer sehr gut gelungen und es wäre schön, wenn wir uns darauf wieder konzentrieren könnten.“


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Die ARD zeigt den neuen „Tatort – Königinnen“ am 29. Oktober um 20.15 Uhr in der ARD. Der Film ist auch in der ARD-Mediathek abrufbar.