Veröffentlicht inPromi-TV

Markus Lanz: Weltkriegsüberlebender sagt – „Mir macht das heute Angst“

Markus Lanz hatte in der Nacht zu Donnerstag den ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum zu Gast. Der wählte deutliche Worte.

Gerhart Baum
© Screenshot ZDF

ZDF: Das sind die beliebtesten Moderatoren

Das ZDF begeistert mit seinen Sendungen täglich MillionenTV-Zuschauer in Deutschland. Wir zeigen dir die beliebtesten Moderatoren des Senders.

Es ist ein seltener, es ist ein besonderer Moment, den Markus Lanz am sehr späten Mittwochabend auskosten durfte. Ein Moment, den der ZDF-Moderator sichtlich genoss.

„Herzlich willkommen zu unserer Sendung, auf die ich mich sehr freue, weil es, und ich sage das voller Respekt vor einem sehr reichen und einem sehr langen Leben, es tatsächlich selten die Gelegenheit gibt, mit einem Menschen zu sprechen, der fast ein ganzes Jahrhundert mittlerweile überblickt, und sagt: ‚Wir sind gerade in einer Phase, die auch ich so noch nicht erlebt habe.‘ Und weiter: ‚Ich bin ein Flüchtlingskind, eine Kriegswaise, ich habe den Krieg noch in den Knochen, aber wenn ich auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblicke, dann habe ich noch nie so viele Krisen und so viele Veränderungen erlebt wie jetzt.‘ Dazu habe ich viele Fragen“, kündigte der 54-Jährige an.

Und begrüßte den mittlerweile 91-jährigen ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum. Und das dazu noch an einem historischen Datum. Lief die Ausgabe doch um Punkt 0 Uhr. Der neunte November. Das Datum, an dem im Jahre 1938 die Reichspogromnacht stattfand. Baum war damals sechs Jahre alt.

++ Markus Lanz über Islamisten-Aufmarsch in Essen: „Zutiefst verstörende Szenen“ ++

„Ich habe das nicht wahrgenommen, aber später in der Nazi-Zeit habe ich doch gemerkt, die jüdischen Mitbürger aus dem Haus und der Umgebung verschwanden. (…) Meine Eltern haben gesagt, da passiert Schreckliches “, berichtet der 91-Jährige bei Markus Lanz.

Gerhart Baum bei Markus Lanz zu Gast

Grausame Erinnerungen an eine grausame Zeit. Denn eine Überraschung seien die schrecklichen Taten nicht gewesen, so Baum. „Ich meine, Hitler hat doch alles gesagt. Er hat gesagt, in ‚Mein Kampf‘, er wird die Juden ausrotten. Und die Menschen haben ihn 1930 überwältigend gewählt. Ich habe die älteren Leute nach dem Krieg gefragt: Warum habt ihr ihn denn gewählt? Ja, wir haben protestiert. Wenn wir das gewusst hätten, was der Mann anrichtet, diesen Weltenbrand, diesen Holocaust, hätten wir das doch nie gemacht. Und das sollten wir uns heute beherzigen. Wir haben keinen neuen Hitler, aber die Leute, die jetzt glauben, sie könnten bei Systemverächtern andocken, weil sie protestieren, müssen sich überlegen, was sie anrichten“, sagt Baum offen.

Jetzt kostenlos die wichtigsten News von DER WESTEN auf dein Handy.

WhatsApp Channel Übersicht

Wahre Worte, auf die Lanz weiter eingeht: „Man hat das Gefühl, Sie sind in wirklicher Sorge, Sie sagen sogar, mir macht das Angst. Jemand wie Sie, der so viel erlebt hat, der an der Hand seiner Mutter aus dem brennenden Dresden geflohen ist, der sagt, mir macht das heute Angst…“ „Ja“, sagt Baum deutlich, während Lanz die Parallele zur AfD zieht. Denn auch bei den Nazis habe man gesagt, dass es sich entzaubern würde, wenn sie an der Macht wären. Argumente, die man heute auch bei der Alternative für Deutschland hört.


Mehr Nachrichten:


Baum weiter: „Genauso ist es, und deshalb bin ich so erschrocken. Es ist ein schleichender Prozess. Nicht nur in den Wahlergebnissen der AfD, es ist eine Strömung hin zu Systemverächtern. Ich sage jetzt sogar, Herr Lanz, die Bindungswirkung des Grundgesetzes lässt nach. Auch durch diejenigen, die einfach gleichgültig weitermachen, und nicht kämpfen für diese Verfassung.“ Aber auch durch eine Gefahr, die er „völlig unterschätzt“ habe.

„Die Migranten, ein Teil der Migranten ist im Grundgesetz nicht angekommen. Ein Teil hat den Hass auf Israel mitgebracht“, so Baum. Szenen wie damals, so Baum, dürfen sich nicht mehr wiederholen.