Was für ein wilder Ritt für die Türkei bei der EM! Die Halbmond-Kicker setzten sich am Mittwoch (26. Juni) mühevoll im Vorrundenspiel gegen dezimierte Tschechen mit 2:1 durch, beenden die Vorrunden-Gruppe F mit sechs Punkten auf Platz 2. Jetzt geht es im Achtelfinale am Dienstag (2. Juli) in Leipzig gegen Geheimfavorit Österreich.
Bitter: Die Türkei muss nach dem Kartenhagel gegen Tschechien auf Kapitän Hakan Calhanoglu und Abwehr-Ass Samet Akaydin verzichten – beiden fehlen Trainer Vincenzo Montella gelbgesperrt (mehr hier). Das ist aber lange kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil: Ex-BVB-Star Erdal Keser (63) sieht für „seine“ Türkei viele Vorteile – und traut den Türken bei der EM sogar das Finale zu!
Türkei bei der EM: Ex-BVB-Star legt sich fest
Was mussten die Türkei-Fans in der Vorrunde zittern: Erst gewann man verdient, aber mit Mühe gegen Überraschungsteam Georgien 3:1, ehe es gegen Portugal eine satte 0:3-Klatsche setzte. Vor dem entscheidenden Tschechien-Spiel reichte ein Remis in jedem Fall fürs Weiterkommen – bei einer Niederlage und einem gleichzeitigen Sieg Georgiens im Parallelspiel gegen Gruppensieger Portugal würde man aber als Letzter ausscheiden.
Und es begann auch gut, als die Türkei schon nach 20 Minuten mit einem Mann mehr auf dem Feld stand und Tschechien den Platzverweis von Antonin Barak verdauen musste. Es dauerte aber bis zur 51. Minute, als Calhanoglu sehenswert die Führung erzielte. Doch Tschechien steckte nie auf, kam durch Tomas Soucek zum verdienten 1:1 – und das große Zittern begann. Ein weiteres Tor der Tschechen, und die Türkei hätte die Heimreise antreten müssen. Es kam anders, als Joker Cenk Tosun in der Nachspielzeit einen Konter zum 2:1-Siegtreffer nutzte.
„Können auch das Finale erreichen“
Ein Sieg der Moral, findet Ex-BVB-Spieler Keser. Der Hagener bestritt zwischen 1980 und 1984 für Borussia Dortmund 82 Pflichtspiele, erzielte 22 Tore. Gegenüber dieser Redaktion sagt Keser: „Die Türkei hat den jüngsten Kader im ganzen Turnier. Man kann nicht erwarten, dass sie jeden Gegner weghaut. Sie haben Spieler, die individuell sehr gut sind und starke technische Fähigkeiten haben.“
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Entscheidend sei neben der Qualität auf dem Platz aber auch die mannschaftliche Geschlossenheit – und die sei bei den Türken herausragend! Keser, der bis 2006 auch als Europa-Koordinator für den türkischen Verband arbeitete, legt sich fest: „Die Türken sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die Spieler verstehen sich gut, sind wie Brüder. Ich glaube, dass das Weiterkommen große Kräfte freisetzt. Alles ist jetzt möglich, die Türkei kann auch das Finale in Berlin erreichen!“ Na, dieser Weg führt zunächst über Leipzig und Österreich…