Die Deutsche Bahn und ihre verspäteten Züge. Ein Thema, das tagtäglich Millionen von Pendlern beschäftigt und zur Weißglut treibt – und gleichzeitig ein Thema, über das kaum jemand mehr sprechen will, weil es einem nur noch zum Hals heraushängt.
Die Gründe für die fehlende Pünktlichkeit sind vielfältig: Personalmangel, ein veraltetes Schienennetz, marode Züge – die Deutsche Bahn wurde in den vergangenen Jahrzehnten schlicht kaputtgespart.
Doch ein aktueller Facebook-Beitrag der DB schiebt in einem bestimmten Fall die Schuld an Verspätungen auch den Passagieren in die Schuhe – und das ausgerechnet dann, wenn die Fahrgäste einfach nur hilfreich gegenüber ihren Mitreisenden sein wollen. Was ist da denn los?
Deutsche Bahn kritisiert Passagier-Verhalten
Das Szenario hat sicherlich jeder schon einmal erlebt: Man steigt in einen Zug ein oder steht im Türbereich eines Wagens, die Abfahrts-Uhrzeit ist erreicht – und am Ende des Bahnsteigs sieht man eine gehetzte Person heranspurten, die den Zug unbedingt noch erwischen will. Gleichzeitig ertönt jedoch schon das altbekannte Piepen im Zug und die Türen beginnen sich zu schließen. Da jeder weiß, wie frustrierend es ist, einen Zug zu verpassen, würden wohl die meisten von uns kurz den Fuß in die Lichtschranke der Zugtür halten – und diese blockieren, bis der heraneilende Fahrgast eingestiegen ist.
Klingt doch eigentlich nach einer netten hilfsbereiten Geste, oder? Um mehr als 20 oder 30 Sekunden wird die Abfahrt des Zuges in diesen Fällen selten verhindert. Aber dennoch sieht die Bahn das offenbar so ungern, dass sie ihre Passagiere explizit darauf anspricht und ihnen ins Gewissen redet, nicht für unnötige Verzögerungen im Betriebsablauf zu sorgen.
„Auch wenn es als freundliche Geste gemeint ist, ist es außerdem nicht ratsam, die Türen für heraneilende Passagiere offenzuhalten, denn auch das kann die Abfahrt verzögern“, schreibt die Deutsche Bahn auf Facebook.
Tür aufhalten – hilfsbereit oder No-Go?
Für viele Nutzer in den Kommentaren steht dieser Hinweis jedoch in keinem Verhältnis zu den Verzögerungen, die sich die Deutsche Bahn ganz ohne Zutun der Passagiere aufbürdet. Vor allem, weil es hier ja um eine hilfsbereite Geste gegenüber anderen Mitreisenden geht.
„Als ob dieses Verhalten die (Un)pünktlichkeit der DB wesentlich beeinflussen würde“, bringt es eine Userin auf den Punkt. „Die selbstgemachten Probleme sind viel wirkungsvoller.“
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Doch es gibt auch Gegenstimmen mit dem Tenor: Wer unpünktlich am Gleis erscheint, habe auch ein Recht darauf, den Zug noch zu erwischen. „Es gibt immer wieder solche Idioten, die das nicht kapieren“, schimpft eine Nutzerin. „Hab schon oft erlebt und es hat einige Minuten Verspätung eingebracht.“