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Riesen Ärger für Steinmeier wegen Döner – „Türkei-Bild von gestern“

Es sollte eine Geste der Verbundenheit werden, doch das Döner-Gastgeschenk von Bundespräsident Steinmeier löst viel Kritik aus!

Steinmeier und der Döner.
© Bernd von Jutrczenka/dpa

Folge 4: Warum es den "deutschen" Döner in der Türkei gar nicht gibt

Es sollte eine Geste zum Ausdruck der Verbundenheit und der Verschmelzung türkischer und deutscher (Ess-)Kultur werden. Doch das Döner-Gastgeschenk von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geht voll nach hinten los!

+++ Mehr zum Thema: Steinmeier brüskiert Erdogan – und bringt eigenen Döner mit in die Türkei +++

In den sozialen Netzwerken hagelt es nur Hohn, Spott und Ärger. Ob er bei seinem nächsten Italien-Besuch dann Pizza mitbringe, ist noch die harmloseste kritische Frage, die an das deutsche Staatsoberhaupt gerichtet wird.

Steinmeier bringt Döner mit in die Türkei – „Einfach peinlich“

Vor allem Menschen mit türkischem Migrationshintergrund können nur den Kopf schütteln und empfinden das Gastgeschenk als eine Herabstufung. So beispielsweise der WDR-Journalist Tuncay Özdamar. Er empört sich auf X: „Dass Steinmeier Döner aus Deutschland mit in die Türkei nimmt, zeigt, wie sein Türkei-Bild klischeehaft und von gestern ist.“ Die türkisch-deutsche Migrationsgeschichte seit 60 Jahren werde auf das Imbissgericht reduziert. Er finde diese Geste „einfach peinlich“.

Aus Özdamars Sicht hätte es weit bessere Möglichkeiten gegeben, die Verbundenheit beider Länder auszudrücken. Ilkay Gündogan als DFB-Kapitän, die Biontech-Gründer Uğur Şahin und Özlem Türeci – es hätte viel bessere und erfolgreiche Beispiele für die gelungene Integration gegeben.

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„Wer ist der Türkeiberater des Bundespräsidenten?“

Auch Eren Güvercin, der sich mit der Alhambra Gesellschaft für einen liberalen Islam engagiert, zeigt sich vom Gastgeschenk Steinmeiers erschüttert. „Wer ist der Türkeiberater eigentlich im Bundespräsidialamt?“, fragt er auf X. Politikwissenschaft-Professor Burak Çopur urteilt dort: „Man wundert sich nicht, warum Deutschlands Reputation in der Welt so gelitten hat. Schlimmer geht’s nimmer.“

Der während der Corona-Pandemie bekannt gewordene Arzt Cihan Çelik bewertete die Aktion auf X ebenfalls kritisch: „Die Nebensache mit dem Döner sollte eine wichtige Reise nicht überschatten. Aber jeder türkischstämmige Mensch in Deutschland musste sich schon abwertende ‚Dönerwitze‘ anhören. Es nervt, darauf reduziert zu werden. Bei allem Respekt für diese Branche! Das war unglücklich.“

Imbissbetreiber erkennt „große Wertschätzung“ für Gastarbeiter-Geschichte

Der mit Steinmeier in die Türkei gereiste Imbiss-Betreiber Arif Keles hat jedoch eine ganz andere Sicht auf die Aktion. Der Berliner sagte im „Stern“-Interview: „Es geht bei der Reise auch um die Gastarbeiter-Geschichte. Ich finde es sehr gut, dass der Bundespräsident da an uns gedacht hat. Mein Opa hat genau hier 1986 in einem Anhängercontainer den ersten Döner-Stand aufgemacht, da war ich ein Jahr alt.“


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Er erkennt mit der Einladung Steinmeiers die Lebensleistung seines Großvaters gewürdigt, dessen Weg er nun weitergeht, seitdem er 2005 das Geschäft übernommen hat. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte Keles vor dem Flug: „Ich sehe es als große Wertschätzung, dass ich mit auf die Reise darf“. Der tiefgefrorene Dönerspieß aus der deutschen Hauptstadt flog im Flugzeug des Bundespräsidenten mit nach Istanbul.