Was sich am 11. März 2023 in Freudenberg abgespielt hat, lässt die Menschen in dem beschaulichen Ort im Süden NRWs nicht los. An diesem Tag ist die damals zwölfjährige Luise durch zahllose Messerstiche getötet worden. Zwei Mitschülerinnen sollten die brutale Bluttat später gestehen.
Auch ein Jahr danach ist die Fassungslosigkeit in Freudenberg nicht verflogen. Darüber, wie Kinder zu so einer bestialischen Tat fähig sein können. Darüber, dass das Leben eines unschuldigen Kindes einfach ausgelöscht wurde. Und darüber, dass Luises Tod niemals juristisch belangt werden kann. Denn die beiden Mädchen waren nicht strafmündig.
Die Frage nach dem „Warum“ hängt seit dem 11. März wie Blei über dem kleinen NRW-Ort. Ein Jahr nach der Tat hat der Vater einer Täterin in der „Bild“ über seine Tochter gesprochen.
Freudenberg/NRW: Vater packt nach Mord an Luise aus
In der Zeitung versucht der Vater, Erklärungsansätze dafür zu liefern, wie seine Tochter (damals 13) Teil des Komplotts werden konnte, an dessen Ende Luise ihr Leben lassen musste. Er sprach in der „Bild“ von Mobbing, das seine Tochter erfahren haben soll. Sie habe extrem unter der Corona-Pandemie gelitten: „Sie zog sich immer mehr zurück, verkroch sich in ihr Zimmer und hatte extreme soziale Ängste.“
Die Familie habe sich psychologische Hilfe gesucht. Eine stationäre Behandlung habe das Mädchen allerdings abgelehnt und stattdessen die Klasse gewechselt. Ein Wechsel des Umfelds, den die Familie wohl für immer bereuen wird. Denn hier traf die Tochter auf Luise und deren langjährige Freundin (damals 12). Was niemand wusste: Die Gräben zwischen den Mädchen müssen bereits sehr tief gewesen sein. Offenbar so tief, dass die Mädchen Luise in einen Hinterhalt locken sollten.
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Nach Angaben der Ermittler sollen letztlich Neid und Eifersucht die Mädchen zu der Tat getrieben haben. Ermittlungen zufolge wurde die Zwölfjährige damals unter einem Vorwand in den Wald gelockt. Dort passierte es.
„Das Entsetzen bleibt“
„Das Entsetzen bleibt“, sagt Bürgermeisterin Nicole Reschke (SPD). Das Leid der Hinterbliebenen sei unermesslich. „Der Weg in die Normalität ist kein einfacher.“ Die Bedürfnisse von Luises Familie stehen Reschke zufolge an oberster Stelle. Deshalb bleibe auch die Frage unbeantwortet, ob die Hinterbliebenen aus Freudenberg weggezogen sind, oder noch dort wohnen.
Pfarrer Thomas Ijewski ließ nur mitteilen, dass die Familie sich wünsche, dass man sich dem Grab des Mädchens nicht nähert, um die Privatsphäre zu respektieren. Am einigen Kilometer entfernten Fundort der Leiche des Kindes ist kurz vor dem Jahrestag aber noch immer ein Meer von Blüten, Kerzen und Erinnerungsstücken zu sehen.
So ging es mit den Täterinnen weiter
Die Familien der geständigen Kinder haben Freudenberg verlassen. Die beiden Mädchen sind weiter unter Obhut des Jugendamtes. Ein Mädchen sei noch immer in klinischer Behandlung. Die andere inzwischen in einer Wohngruppe gewechselt und noch in ambulanter Therapie.
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Die Frage, ob sie ihre Tat bereuen, konnte Jugenddezernent Thomas Wüst nicht beantworten. Allerdings sagte er: „Die Belastung empfinden sie als immens.“ Als „einziger Anker“ sei ihr familiäres Umfeld geblieben. (mit dpa)