Die Schnell-Kassen, vielen auch besser als SB-Kassen bekannt, sind aus vielen Supermärkten mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Auch bei Rewe können Kunden seit einigen Jahren in vielen Filialen schon an der langen Kassen-Schlange vorbeiziehen und ihre Einkäufe selbst scannen. So sparen sie oft nicht nur viel Zeit, sondern auch einige Nerven.
Dem muss ein Rewe-Kunde aus NRW jetzt allerdings widersprechen. Denn für Cristian Fohn entwickelte sich der Besuch der SB-Kasse in seiner Filiale in Herten-Westerholt schnell zum Alptraum. Alles fing mit einem Frikadellen-Brötchen für 2,50 Euro an.
Rewe in NRW: Fataler Fehler an SB-Kasse
Als Fohn gemeinsam mit seinem Pflegekind am 12. Dezember den Rewe-Markt im Stadtteil Westerholt in Herten besuchte, konnte er noch nicht ahnen, dass er wenig später den Horror erleben würde. Nichtsahnend erledigte er seinen Einkauf, als ihn plötzlich ein Supermarkt-Mitarbeiter aufhielt und dazu aufforderte, umgehend den Laden zu verlassen. Der Vorwurf: Der 34-Jährige soll eine Woche zuvor im Laden ein Frikadellen-Brötchen an der SB-Kasse bewusst nicht eingescannt und damit geklaut haben. Dabei soll er angeblich den Scanner zugehalten haben, als er das Brötchen von der Wursttheke scannte. Die Aktion soll auf Videoband aufgezeichnet worden sein, die Fohn nach eigenen Angaben sogar nach Aufforderung zu sehen bekommen hatte. Darauf sei nach seiner Aussage eindeutig zu sehen, dass er den Artikel richtig gescannt habe.
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Der Zweifach-Vater alarmierte umgehend die Polizei, den Vorwurf wollte er nicht auf sich sitzen lassen. „Ich war in der Zwischenzeit ja sogar noch in der Rewe-Filiale einkaufen. Ich habe gedacht ‚Wo sind wir hier?‘, als ich auf einmal des Ladens verwiesen wurde.“ Doch wenig später dann der Schock: Rewe hatte Anzeige gegen Cristian Fohn erstattet. Und das sollte noch nicht alles bleiben.
Kunde kassiert saftige Strafe
Denn außerdem erteilte der Hertener Rewe dem Familienvater ein lebenslanges Hausverbot. Für ihn und seinen Partner ein Schock. „Wir sind, bevor sich dies ereignete, mehrmals in der Woche dort immer einkaufen gewesen, da der Rewe-Markt unmittelbar in unserer Nähe ist und dies praktisch war, da wir zwei Kinder haben und keinen Führerschein und dadurch alles zu Fuß, mit dem Bus oder auch der Bahn erledigen“, so Fohns Ehemann Denis gegenüber DER WESTEN.
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Mit einem Schreiben der Staatsanwaltschaft folgte dann aber der noch größere Schock. Nach der Anzeige wurde nicht nur ein Verfahren gegen den Kunden eingeleitet, sondern darüber hinaus sollte er auch 100 Euro an Rewe bezahlen. „Das ist das teuerste Frikadellen-Brötchen überhaupt“, so Cristian Fohn. Aber am meisten nimmt die vierköpfige Familie das lebenslange Hausverbot mit. „Man kann nicht mehr mal eben sagen ‚Oh, wir haben was vergessen, ich geh’s mal eben schnell holen‘. Das ist jetzt vorbei.“ Denn der nächste Supermarkt in Westerholt liegt einiges entfernt.
Das sagen Rewe und die Staatsanwaltschaft
Dass Anzeige gegen Cristian Fohn erhoben wurde, kann ein Sprecher der zuständigen Polizei gegenüber DER WESTEN bestätigen. Weiter kann er sich zum Vorfall nicht äußern. Bei den 100 Euro handle es sich um eine Vertragsstrafe, die Supermärkte und Discounter individuell nach einem Ladendiebstahl erheben können. Das sei Privatsache von Rewe und keine Angelegenheit der Polizei oder Staatsanwaltschaft.
Auch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bochum, die das Verfahren gegen den 34-Jährigen eingeleitet hat, bestätigt, dass es sich dabei um keine Strafe handelt, die ein Strafgericht verhängt. „Das ist bereits eine zivilrechtliche Angelegenheit.“ Das Verfahren laufe derzeit noch. Es liege nun im Ermessen des zuständigen Staatsanwalts, wie der Fall am Ende ausgehen wird.
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Auf Nachfrage dieser Redaktion bei Rewe wollte man kein Statement zum Vorfall abgeben. Hier heißt es lediglich: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir grundsätzlich nicht zu sicherheitsrelevanten Aspekten Auskunft geben und damit Ihr Thema nicht unterstützen möchten.“ Auch eine Rückfrage zur erhobenen Strafgebühr blieb bis dato unbeantwortet. Gegenüber Cristian Fohn merkte ein Mitarbeiter der Rewe-Zentrale allerdings an, dass es öfter in den Geschäften vorkommen soll, dass die Scanner nicht immer funktionieren. Offen bleibt darüber hinaus die Frage, wie Fohn den Laden unbemerkt mit dem unbezahlten Frikadellen-Brötchen verlassen konnte.
Am Ende steht in dem Fall wohl Aussage gegen Aussage. Der Vorfall sollte Kunden, die eine SB-Kasse nutzen wollen, aber eine Lehre sein. Für Cristian Fohn werden die SB-Kassen – ob bei Rewe oder in anderen Läden – ein rotes Tuch bleiben. „Ich kann nur jedem raten, die SB-Kassen zu meiden, vor allem, wenn sie von keinem Mitarbeiter betreut werden. Niemand kann Kunden zwingen, diese zu nutzen. Dann wartet man halt lieber ein bisschen länger.“