Die Bauernproteste haben gezeigt, dass sich die Ampel-Regierung in Berlin zumindest ein wenig bewegt, wenn der Druck nur groß genug ist. Den Landwirten gelang es zudem, große Teile der Bevölkerung hinter sich zu bringen, die ebenfalls unzufrieden sind mit Scholz, Habeck, Lindner & Co.
Auf diesen Zug wollen jetzt die Spediteure und Logistiker aufspringen. Denn auch sie beklagen zusätzliche Belastungen, für die der Bund verantwortlich sei (>>> hier unser ausführlicher Bericht). Für Supermarkt-Ketten wie Edeka, Lidl, Netto & Co. – und natürlich für deren Kunden – könnte ein groß angelegter Brummi-Streik jedoch erhebliche Folgen haben.
Edeka, Lidl, Netto & Co.: Leere Regale, weil Spediteure streiken?
Die Bauern haben gezeigt, wie sie auch Supermarkt-Ketten in die Zange nehmen können, um ihre Ziele durchzusetzen. Vor anderthalb Wochen blockierten sie in Niedersachsen ein Aldi-Zentrallager, in Brandenburg ein Lager von Kaufland. Stundenlang ging gar nichts. Waren kamen nicht an und gingen nicht raus. Ein Szenario, das bald auch Edeka, Lidl, Netto & Co. drohen und dann auch dort für leere Regale in den Geschäften sorgen könnte. Nämlich dann, wenn Spediteure mit ähnlichen Protestaktionen auf sich aufmerksam machen wollen.
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Einen Vorgeschmack gab es bereits in der vergangenen Woche, als rund 500 Lkw zum Brandenburger Tor in Berlin rollten. Doch das ist offenbar nicht das Ende der Fahnenstange. „Wir werden auf jeden Fall etwas machen“, sagte der Chef des Logistikverbands BGL, Dirk Engelhardt, am Freitag (19. Januar) der „Augsburger Allgemeinen“. Der Unmut der Spediteure sei gewaltig. Die Fuhrunternehmer kritisieren, dass sie von der Ampel mit der erhöhten Lkw-Maut und der gestiegenen CO2-Abgabe doppelt belastet würden und auf der anderen Seite eine versprochene Förderung für elektrische Lkw gekürzt werden solle.
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Vor dem Hintergrund dieser aufgeheizten Debatte verbreitete sich vor wenigen Tagen bundesweit das Gerücht, dass Transportunternehmen womöglich ihre Geschäftsbeziehungen zu Supermarkt-Ketten wie Edeka, Lidl, Netto & Co. riskieren, falls sie sich an Protestaktionen beteiligen. Angeblich seien Vertragsbeendigungen angedroht worden.
Drohungen gab es – aber nicht von Supermarkt-Ketten
Völlig aus der Luft gegriffen sind die Gerüchte offenbar nicht. So gab es beim „DSLV Bundesverband Spedition und Logistik“ tatsächlich Berichte über angedrohte Kündigungen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) auf Nachfrage erfuhr. Edeka, Lidl oder Netto seien dabei aber ausdrücklich nicht benannt worden. Des Weiteren erklärte ein DSLV-Sprecher, dass aus seiner Sicht eine Kündigung aufgrund einer Protest-Teilnahme nicht möglich sei: „Solange die Spedition ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommt, begründet die bloße Teilnahme an einer Protestaktion keine fristlose Kündigung.“
Auch der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) berichtete, dass keine solchen Drohungen von Netto, Edeka und Lidl ausgesprochen wurden. Ein Sprecher berichtete, dass keine Beschwerden von Spediteuren über besagte Drohungen vorliegen, was der Normalfall bei einem solchen Ereignis wäre.
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Und was sagen die Supermarkt-Ketten? Direkte Anfragen der dpa bei Edeka, Lidl und Netto führten zu Dementis der angeblichen Drohungen. Edeka betonte, das Wichtigste sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Transport-Partnern. Ähnliche Antworten gab es von Lidl und Netto. Im Klartext: Solange die Spediteure ihre Verträge einhalten und in den Supermärkten für gut gefüllte Regale sorgen, gibt es keine Probleme. Die Kunden können erst einmal beruhigt sein.