Winterdepressionen im Ruhrgebiet – die Stimmung bei Borussia Dortmund ist am Gefrierpunkt. Besinnliche Weihnachtstage warten wohl kaum auf die Verantwortlichen, besonders nicht auf Edin Terzic. Die Entlassungs-Rufe werden lauter (hier mehr dazu).
Wenn dem Trainer und den Spielern von Borussia Dortmund im letzten Heimspiel des Jahres von der Tribüne ein lautstarkes Pfeifkonzert entgegen hallt, dann weiß man: Irgendetwas stimmt nicht. Doch eine Terzic-Entlassung würde keinesfalls, wie von manchen gerne proklamiert, direkt alle Probleme lösen. Der BVB muss viel radikaler handeln.
Ein Kommentar.
Borussia Dortmund: Kritik ist angebracht
Wenn es im modernen Fußball nicht läuft, dann muss schnell der Coach seinen Kopf hinhalten. Ihn zu ersetzen geht eben deutlich einfacher und ist kostengünstiger, als zahlreiche Spieler vor die Tür zu setzen. Kein Wunder also, dass die Diskussion jetzt auch beim Vizemeister geführt wird.
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Natürlich soll das nicht heißen, dass Terzic frei von jeder Schuld ist – im Gegenteil. Kritik am Trainer ist in dieser Phase angebracht. Einiges gibt es beim BVB zu diskutieren. Warum entwickelt sich Borussia Dortmund seit anderthalb Jahren spielerisch und taktisch zurück? Wieso ist Dortmunds neue Identität, gegen vermeintlich bessere Teams den Bus vorm eigenen Tor zu parken? Und auch die immergleichen, bisweilen nicht nachvollziehbaren Wechsel (gegen Mainz nahm er mit Jamie Bynoe-Gittens wieder einmal einen der stärksten Spieler vom Platz) sind schwierig zu erklären.
Die zahlreichen „Themen“ – wie Terzic es gebetsmühlenartig bei jeder Pressekonferenz predigt – kann er einfach nicht lösen. Das muss er sich als Übungsleiter ankreiden lassen. Aber ist er der Alleinschuldige? Keinesfalls.
Der Kader ist ein Wrack
Noch schwerer wiegen die Fehler, die im Sommer gemacht wurden. Die Qualität des Kaders hat stark gelitten. Terzic holt natürlich nicht das Maximum heraus, aber selbst wenn er das täte, würde Borussia Dortmund nicht im Meisterkampf mitmischen. Die Mannschaft ist schlicht nicht gut genug. Vielleicht ist es sogar der schlechteste Kader seit vielen Jahren.
Wer wirklich geglaubt hat, man könnte Jude Bellingham lediglich mit zwei ordentlichen Bundesliga-Profis wie Marcel Sabitzer und Felix Nmecha ersetzen, der lebt in einem Luftschloss. Die Außenverteidigerposition ist seit Monaten und mit Ansage nicht nur Baustelle, sondern auch Gefahrenherd. Und auch die Verpflichtung von Niclas Füllkrug war eher ein Not-Transfer als ein lang durchdachter Schachzug der BVB-Bosse.
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Hier müssen sich die Bosse um Sportdirektor Sebastian Kehl und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hinterfragen. Anschließend sollten sie ein paar Millionen in die Hand nehmen, um zumindest sinnvolle Verstärkungen im Winter zu holen. Kommenden Sommer muss dann rigoros umgebaut werden.
Borussia Dortmund: Das größte Problem
Das größte Problem aber: Dortmund ist sehenden Auges in diese Situation gesteuert. Alle Bedenken wurden mit Schönrederei beiseite gewischt. Watzkes Job-Garantie für Terzic im Sommer, ständige Ausreden und Phrasen, das Festhalten an angeblich wöchentlichen Fortschritten – all das trägt zu dieser misslichen Lage bei. Daher muss man jetzt schnell reinen Tisch machen und knallhart handeln, wenn man die Saison retten will. Das gilt für Trainer, Verantwortliche – aber auch für die Spieler.