Er ist Schauspieler, „Tatort“-Star, ein großer Fan von Borussia Dortmund: Wotan Wilke Möhring. In seinem neuen Film jagt der 56-Jährige jedoch keine Verbrecher. Und er jubelt auch nicht den Schwarzgelben zu. Wotan Wilke Möhring ist für das ZDF und „Terra X“ nach Island gereist.
In „Faszination Erde: Eisiges Island“ bereist der Schauspieler ein Land, das wunderschön ist, dessen Natur jedoch stark unter dem voranschreitenden Klimawandel leidet. Wir haben mit Wotan Wilke Möhring über sein Abenteuer auf Island gesprochen.
Herr Möhring, wenn man Sie bei Ihrem Besuch auf Island beobachtet, wirken Sie sehr ehrfürchtig. Täuscht mich dieser Eindruck?
Nein, gar nicht. Ich war schon mehrfach dort, hatte aber bislang nie die Gelegenheit Gletscher oder Wale von so nahem zu sehen. In erster Linie war ich ein großer Junge, der da zuguckt.
Was hat sie besonders beeindruckt?
Ich liebe die Natur dort. Sie ist so extrem und beeindruckend, dass wir aufpassen mussten, dass wir vor lauter Schönheit das Thema nicht aus den Augen verlieren. Denn wenn ich einen halben Gletscher zum ersten Mal sehe, dann finde ich den toll. Wenn ich den Gletscher aber vorher in ganzer Pracht gesehen habe, weiß ich, wie viel eigentlich schon kaputt ist. Natur ist immer schön, bis sie ganz weg ist. Aber ja Ehrfurcht hatte ich auf jeden Fall.
Sie haben gerade bereits die Gletscher angesprochen. Während des Filmes fiel auch der Begriff „Last Chance Tourism“. Was macht dieser Gedanke mit Ihnen?
Wie heißt es so schön? Aus Scheiße Gold machen. Dieser Begriff ist so wahr, aber auch zynisch-traurig, dass man gar nicht weiß: Soll ich jetzt am ‚Last Chance Tourismus‘ teilnehmen, oder nicht? Aber wenn ich es noch einmal sehen will, dann muss ich mich ranhalten. Wir bekommen gar nicht mit, wie viele Tiere und Pflanzen jeden Tag aussterben. Und wenn dann ein Forscher mit dir vor einem Gletscher steht und dir sagt: Der ist so gut wie weg, da können wir auch nichts mehr tun, macht das etwas mit dir.
Sie verschwinden in einer Geschwindigkeit, die zeigt, dass wir daran schuld sind, dass es die rasante Klimaerwärmung gibt. Mir war es wichtig, das zu zeigen, und zwar mit Bildern, die mehr sagen als Worte und Statistiken: Hier Leute, das ist kein See, das war mal Eis. Und das ist alles kaputt. Deswegen gibt es Klimaleugner auch nur in gemäßigten Zonen.
Wie meinen Sie das?
Bei uns zum Beispiel. Wenn das Wasser nicht ins Wohnzimmer schwappt, kann ich mir immer noch einreden, dass das alles nicht stimmt. Aber Länder, in denen ein oder zwei Grad Erwärmung über die Lebensgrundlage entscheiden, sehen das natürlich anders.
Wobei es ja auch ein unheilvoller Kreislauf ist. Auf der einen Seite versteht der Mensch oft nur, was er sieht. Auf der anderen müssen die Leute auch nach Island gebracht werden, was wieder Klimaschädigung zur Folge hat.
Ja, es ist aber auch so, dass die isländische Regierung bei allen touristischen Aktivitäten auch einen Teil für den Erhalt abzweigt. Man muss also nicht für den Gletscher spenden, sondern das ist automatisch in der Führung enthalten, in dem Zugticket dorthin, und so weiter. Und der Natur ist es egal, ob sie aus touristischen oder ökologischen Gründen erhalten wird, Hauptsache, sie wird erhalten. Genau wie Neuseeland hat auch Island eine viel tiefer ins tägliche Leben eingreifende ökologische Haltung als beispielsweise wir.
Wie können wir dahin kommen?
Am liebsten würde ich alle, die nicht an den Klimawandel glauben, zu dem See fahren, der eigentlich keiner sein darf und dann können sie mal gucken. Man redet sich ein, dass es das nicht gibt, weil es bequemer ist. So ist der Mensch halt, aber das ist so kurzsichtig, das darf nicht sein. Das hat auch mit Bildung zu tun. Da muss die Politik vorangehen.
Inwiefern?
Viele politische Entscheidungen sind reiner Lobbyismus. Wenn ich raus will aus der fossilen Energie, dann gehe ich raus. Wenn ich will, dass die Leute nicht fliegen, dann muss ich die Bahn attraktiv machen. Ich habe das goldene Bahnabzeichen, weil ich nur noch mit der Bahn fahre, und ich ärgere mich jedes Mal und denke: Das kann doch nicht sein, dass sich die Vorstände Boni ausschütten und die Bahn ist unpünktlich und unzuverlässig wie noch nie. Wenn ich die Bahn attraktiv machen will, dann muss ich das machen. Dann muss ich zum Beispiel den Nahverkehr in der Stadt umsonst machen, die Bahn muss günstiger werden, pünktlicher etc. Da muss man eben auch manchmal unpopuläre Entscheidungen treffen.
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Auch, weil es ja mittlerweile in Deutschland jeder verstanden haben sollte. Jeder hat noch die Bilder aus dem Ahrtal in Erinnerung.
Eigentlich ja. Aber wir lassen uns ja schon lange nicht mehr von Fakten beeinflussen, sondern von Idiologien, Wünschen und Gefühlen. Dieses „Ich glaube das nicht“ ist mittlerweile eine akzeptierte Einstellung geworden. Wenn ich aber wirklich offen hinschaue, dann ich nicht einfach das Gegenteil von dem behaupten, was ich da sehe, dann kann ich nicht sagen, dass der Gletscher nicht erschreckend schnell verschwindet, weil das einfach nicht stimmt.
Das ZDF zeigt die Dokumentation „Terra X: Faszination Erde – Eisiges Island“ am 17. Dezember 2023 um 19.30 Uhr. Die Doku ist auch in der ZDF-Mediathek abrufbar.