Karel Geraerts hat eine schwere Aufgabe vor sich. Der FC Schalke 04 befindet sich in einer sportlichen Krise. Anstatt um den Aufstieg in die Bundesliga mitzuspielen, müssen die Königsblauen dringend Punkte holen, um überhaupt die Klasse zu halten.
Auch Schalke-Legende Dietmar „Didi“ Schacht hätte sich Anfang der Saison nicht vorstellen können, seinen Herzensverein nach dem 10. Spieltag auf dem Relegationsplatz der 2. Bundesliga vorzufinden. An den neuen Trainer Karel Geraerts richtet der ehemalige S04-Kapitän im Interview mit DER WESTEN warnende Worte.
Schalke-Trainer im Visier
Nach der bitteren 1:3-Niederlage gegen St. Pauli zog der Vorstand die Reißleine und feuerte Trainer Thomas Reis. Didi Schacht glaubte zu diesem Zeitpunkt noch immer an den ehemaligen S04-Coach. „Ich hätte diesen Trainerwechsel noch nicht vollzogen, weil ich der Meinung bin, dass er menschlich und spielerisch zu uns gepasst hat. Aber du musst natürlich auch die passenden Spieler haben, um deine Ideen umzusetzen“, so die Meinung von Didi Schacht.
Allerdings glaubt er den Grund für sein Scheitern zu kennen: „Reis hat einen Fehler gemacht, und zwar indem er gesagt hat: ‚Wir steigen auf.‘ Damit hat er sich selber sowie die Mannschaft unter Druck gesetzt und natürlich die Fans heiß gemacht. Wenn man dann die ersten Spiele nicht gewinnt, wird es schwierig und ein Trainer wird immer am Erfolg gemessen.“ Diesen Fehler wird der neue Trainer Karel Geraerts mit Blick auf die aktuelle Tabellensituation wohl kaum machen.
Rückblickend glaubt Schacht jedoch auch, dass der Torwart-Zoff rund um Ralf Fährmann ein entscheidender Faktor gewesen sein könnte. Der Stammkeeper fiel zu Beginn der Zweitliga-Saison verletzungsbedingt aus. Marius Müller vertrat ihn mit guten Leistungen, sodass Reis keinen Grund sah, Fährmann wieder zwischen die Pfosten zu holen. Dafür hagelte es von seinem Berater Stefan Backs Kritik. „Sicherlich war die Berater-Aktion mit Ralf im Vorfeld nicht der Knaller. Ich denke auch, dass die Aktion Ralf mehr geschadet als genutzt hat. So fing auch die ganze Diskussion mit Reis an. Vielleicht hat er dadurch die Mannschaft verloren“, vermutet die S04-Legende Didi Schacht.
Torwart-Frage endgültig geklärt?
Bei seinem Debüt beim Spiel gegen Karlsruhe (0:3) setzte Geraerts dagegen auf Fährmann im Tor. „Mit Justin Heekeren haben wir ein großes Talent in der Hinterhand, der auch gut Fußball spielen kann. Ich denke jedoch, dass der Trainer Fährmann weiterspielen lässt, weil er ja blöd wäre, ihn nach einem Spiel wieder rauszunehmen“, so die Warnung des 61-Jährigen. Wäre der Routinier nicht in einigen brenzligen Situationen zur Stelle gewesen, wäre die Niederlage wohl noch höher ausgefallen.
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Der 41-Jährige fand deutliche Worte für die desolate Leistung seiner Mannschaft – doch auch er steht unter Druck. „Ich glaube, es ist immer schwierig, wenn du nicht der Sprache mächtig bist. Alleine bei der Ansprache, um die Spieler zu motivieren und heiß zu machen, aber dafür hat er Mike Büskens an der Seite. Wir müssen ihn jetzt erstmal unterstützen. Er ist jung und bringt neue Ideen rein. Doch die Spieler müssen diese Ideen auch verstehen. Wenn ich mir das letzte Spiel gegen Karlsruhe anschaue, weiß ich nicht, ob das schon so gefruchtet hat“, so Schachts Einschätzung. Die nächste Chance kommt bereits am Samstag vor heimischen Publikum gegen Hannover 96.