Stephan Lamby ist ein Insider im politischen Berlin und drehte eine große ARD-Dokumentation über die Ampel-Regierung („Ernstfall – Regieren am Limit“). Im „Kanzlerpodcast“ des „Hamburger Abendblatts“ packt er über seine Recherchen aus. Außenministerin Annalena Baerbock kommt dabei alles andere als gut weg!
Der Journalist und Buchautor urteilt kritisch über die diplomatische Rolle, die Baerbock zwischen Russland und Deutschland spielt.
Der Kanzler telefoniert – bei Annalena Baerbock ist die Leitung tot
Wieso telefoniert Kanzler Olaf Scholz immer noch mit Putin, soll Lamby im Funke-Podcast „Das Scholz-Update“ beantworten. Die Anrufe würden immer gleich ablaufen: Putin rede viel und komme schnell auf die Geschichte, klage über das Leid, das seinem Land angeblich angetan wurde. „Ich stelle es mir so vor: Putin referiert, monologisiert – Scholz hört zu und versucht herauszufinden, ob es da irgendeinen Zugang gibt, irgendein Signal, was er nutzen kann, um mit Putin, dem Kriegsherrn, in einen Dialog zu treten“, mutmaßt Lamby.
Der Kanzler habe immer noch das Ziel, irgendwann als Mediator zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln. Dazu versuche er, zwischen den Zeilen zu lesen, an neue Informationen zu kommen. Ob Putin bereit ist für Verhandlungen oder gar eine weitere Eskalation beabsichtigt. Ganz anders dagegen Baerbock! Bei der Außenministerin ist die Telefonleitung nach Moskau tot!
Bundesregierung uneins im Umgang mit Moskau
„Da gibt es eine große Differenz innerhalb der Bundesregierung“, erläutert Lamby. Das letzte Telefonat zwischen ihr und ihrem Amtskollegen Sergej Lawrow habe am 21. Februar 2022 stattgefunden – drei Tage vor dem Krieg. Ihre Sichtweise auf die Dinge sei: „Der Mann hat mich belogen. Mit dem kann ich nicht mehr reden!“
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Lamby analysiert, dass es hier zwei „sehr unterschiedliche Arten der Kommunikation“ gebe. Dabei wird schnell klar, dass er Annalena Baerbocks Umgang mit der Lage ziemlich kritisch einschätzt: „Es ist die Aufgabe der deutschen Diplomatie, gerade in den schwierigen Zeiten, mit Leuten zu sprechen, mit denen man normalerweise nicht sprechen würde.“ Da müsse man auch über seinen „politischen Schatten springen“, schließlich sei das der Job der Politiker.
Hinzu komme, dass Deutschland eine bedeutsame Rolle im Ukraine-Krieg spiele. Wenn man so viele Waffen liefert, mittlerweile der zweitgrößte Lieferant an die Ukraine sei, „dann erwächst daraus eine Verantwortung für den Verlauf dieses Kriegs. Mindestens für diplomatische Initiativen, die ich im Moment nicht erkennen kann“, prangert der Journalist die Arbeit der Außenministerin an.