Endspurt vor der Türkei-Wahl! Am 14. Mai kämpft Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan (69) um seine Wiederwahl, ein Sieg ist laut aktuellen Umfragen alles andere als sicher. Einmal mehr muss er sich auf seine starke Wählerschaft in Deutschland, speziell in Essen und Mülheim verlassen. Hier holte er bei der letzten Wahl 2018 rund 80 Prozent der Stimmen. Und seine Wähler lassen sich auch 2023 nicht lumpen!
DER WESTEN liegt Material vor, das das Verteilen von Pro-Erdogan-Flyern in türkischen Haushalten in Essen und Mülheim dokumentiert. Noch krasser: Erdogan-nahe Organisationen betreiben einen Shuttle-Service in Essen, Mülheim, aber auch in anderen Städten im Ruhrgebiet.
Essen: Vor Türkei-Wahl! Mit diesen Tricks werben Erdogan-Anhänger um Stimmen
Die Wähler sollen so zum Türkischen Generalkonsulat in Essen gebracht, können im Anschluss sogar nachhause gefahren werden – nur, damit sie ihre Stimmen Erdogan und dessen islamisch-konservativer AKP geben können! In Mülheim organisiert das sogenannte „Auslandswahl-Koordinations-Zentrum“ jegliche Aktivitäten, lädt Pro-Erdogan-Wähler auch noch zu Tee und Gebäck ein.
Wer all das finanziert und letztlich dahintersteckt, ist unklar. Eine entsprechende DER WESTEN-Anfrage ließen die Verantwortlichen unbeantwortet. Und auch das ungefragte Verteilen von Erdogan-Flyern an private Haushalte sei datenschutzrechtlich problematisch. Wie wolle man einen potenziellen Wähler für die Türkei-Wahl identifizieren oder erkennen?
Scharfe Kritik: „Angebot gezielt für Erdogan-Wähler“
Für Hasan Tuncer (33) ein Unding. Er ist Integrationsratsvorsitzender von Mülheim, selbst türkeistämmig und setzt sich seit Jahren für ein politisch friedliches Miteinander in seiner Stadt ein. Tuncer zu DER WESTEN: „Zwar finde ich prinzipiell diese Art von Dienstleistung in Ordnung. Nicht jeder hat die Möglichkeit, mal eben zum Konsulat zu fahren. Vor allem diejenigen, die von weiter weg kommen.“
Doch das sei auch schon der einzig positive Aspekt dieser dubiosen Machenschaften im Vorfeld der Türkei-Wahl. Tuncer gibt sich keinen Illusionen hin, sagt: „Diese Möglichkeit, die hier angeboten wird, ist gezielt für AKP- und Erdogan-Wähler. Der Dienstleister wirbt mit dem Logo der AKP, die davon profitieren wird. Damit spricht man ein klares Klientel an. Ich glaube kaum, dass sie Oppositionelle fahren wollen oder werden – es ist problematisch, ganz klar.“
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Und weiter: „Es ist neu, dass die AKP gezielt Flyer verteilt und Hausbesuche macht. Das zeigt mir persönlich, dass auch die Erdogan-Anhänger verstanden haben, dass die Wahl eng sein wird. Sie versuchen, jede Stimme zu bekommen.“
Es bleibt abzuwarten, ob Erdogans Wähler in Essen, Mülheim und Ruhrgebiet mit diesen Tricks Erfolg haben werden…