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Rebecca Reusch: Durchsuchung nach vier Jahren – was soll das bringen? Experte mit deutlichen Worten

Neue Ermittlungen im Fall Rebecca Reusch! Doch wie groß ist die Hoffnung nach vier Jahren noch? Ein Experte spricht Klartext.

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© Polizei Berlin / IMAGO / teutopress (Montage: DER WESTEN)

Der Fall Rebecca Reusch

Seit Februar 2019 wird die 15-jährige Rebecca Reusch spurlos verschwunden. Wir zeichnen den Fall nach.

Im Februar 2019 verschwand die damals 15-jährige Rebecca Reusch in Berlin. Sie hatte im Stadtteil Britz im Haus ihrer Schwester und deren Mann übernachtet – seitdem fehlt von ihr jede Spur. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen das Haus niemals lebend verlassen hat.

Ganz oben auf der Liste der Verdächtigen steht Florian R., der Schwager von Rebecca Reusch. Beweise gibt es noch keine, Rebeccas Familie ist überzeugt von seiner Unschuld. Dennoch gab es nun im April 2023 erneut Untersuchungen in seinem Haus – vier Jahre nach Rebeccas Verschwinden.

Unsere Redaktion hat mit dem Kriminalisten und Profiler Axel Petermann über diese neuen Ermittlungsschritte gesprochen. Was genau erhofft man sich von solchen Maßnahmen, wenn bereits so viel Zeit seit einer potentiellen Straftat verstrichen ist?

Rebecca Reusch: Neue Untersuchungen

An Bedeutung hat der Fall natürlich auch nach vier Jahren kein bisschen verloren. „Wenn das Verschwinden von Rebecca mit einem Kapitalverbrechen zu tun hat, wie Totschlag oder Mord, dann ist das natürlich eine Tat, die erst einmal über viele Jahre – wenn überhaupt – gar nicht verjährt“, betont Petermann im Gespräch mit unserer Redaktion. „Somit ist klar, dass Ermittler und Staatsanwaltschaft die Pflicht haben, die näheren Umstände von Rebeccas Verschwinden aufzuklären. Das gehört zu der elementaren Aufklärungspflicht bei einem möglichen Verbrechen.“

Florian R. gilt als Hauptverdächtiger, wurde jedoch bereits zweimal aus der U-Haft entlassen. Petermann erklärt: „Letztendlich gilt es, einen Verdächtigen, von dessen Schuld die Ermittler überzeugt sind, mit Beweisen zu überführen – oder seine Unschuld festzustellen, wenn sich der Sachverhalt anders darstellt als zunächst angenommen. Doch für beide Alternativen scheint es momentan keine eindeutigen Hinweise zu geben.“

„Bemühungen scheinen nicht ausgereicht zu haben“

Doch wie viele Ergebnisse darf man erwarten, wenn man nach vier Jahren erneut den Ort untersucht, der von Anfang an als Tatort in Verdacht stand. Schließlich seien die „naheliegendsten kriminaltechnischen Untersuchungen und Ermittlungen bereits in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden“, so Petermann. „Erfolglos, wie wir wissen.“

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Axel Petermann Foto: IMAGO / teutopress

„Sicherlich wurde sehr viel Wert darauf gelegt, die Umstände von Rebeccas Verschwinden zu rekonstruieren, Spuren einer gewaltsamen Tötung zu finden“, sagt der Experte. „Doch diese Bemühungen scheinen nicht ausgereicht zu haben, um den Tatverdacht gegen Rebeccas Schwager zu konkretisieren.“ Und es ist ja nicht so, als ob die Ermittler seitdem bahnbrechende neue Erkenntnisse gesammelt hätten, die es ermöglicht hätten, den vermeintlichen Tatort aus neuen Blickwinkel zu untersuchen.

Experte: Neue Durchsuchung „nicht aus heiterem Himmel“

Bei den Untersuchungen führten die Ermittler auch einen Akustik-Test durch – womöglich, um herauszufinden, „inwiefern Geräusche aus dem Haus von draußen wahrnehmbar sind“. Kriminologe Petermann ist sich sicher: „Das dürfen die Ermittler nach vier Jahren nicht aus heiterem Himmel getan haben.“


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„Ich könnte mir vorstellen, dass es einen Hinweis gegeben haben dürfte, dass jemand in der Nähe des Hauses ein Geräusch gehört haben will, das ihm mittlerweile verdächtig vorkommt. Vielleicht etwas wie einen Schuss oder laute Stimmen“, vermutet der Profiler. So etwas müsse man natürlich vor Ort überprüfen. „Nur so lässt sich der Wahrheitsgehalt einer Aussage verifizieren.“