An die Zeiten, in den Kunden gerade mal 0,69 Cent für eine Packung Milch oder noch nicht mal einen Euro für Butter zahlen mussten, können sich viele wohl nur noch dunkel erinnern. Zu lange hat sich die Preisschraube bei Rewe, Lidl und Edeka schon aufwärts gedreht und uns teure Produktpreise beschert.
Dass daran die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs Schuld war, dürfte mittlerweile auch der letzte Kunde mitbekommen haben. Aber endlich gibt es gute Nachrichten von der Händler-Front: Für zahlreiche Produkte sind die Großhandelspreise deutlich gesunken – bei manchen haben sie sich im Vergleich zu 2022 sogar nahezu halbiert. Und das sei nicht nur bei Rapsöl oder Weizenprodukten, sondern auch etwa bei Fleischwaren der Fall. Können also auch Kunden von Rewe, Lidl und Edeka endlich wieder aufatmen?
Rewe, Lidl und Edeka: Kunden zahlen weiter drauf
Leider ist die Antwort auf diese Frage ein klares „Nein“! Denn noch können wir nicht in Jubelrufe ausbrechen. Kunden müssen weiterhin tief in die Tasche greifen. Wie Analysen des „Spiegel“ sowie der Ökonomie-Experten Joachim Ragnitz und Thomas Roeb zeigen, geben die Supermärkte und Discounter die Vergünstigungen offenbar nur zum Teil und auch nur mit Verzögerung an die Endverbraucher weiter.
„Die Margen sind gestiegen: Vor allem in der Landwirtschaft, aber auch im Handel“, sagte Ragnitz vom Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in Dresden. Bedeutet: Die Differenz zwischen Großhandelspreis und Verkaufspreis bleibt als Gewinn bei den Supermärkten. Doch warum bleiben die Produktpreise dann für die Kunden trotzdem noch auf einem so hohen Niveau?
Das liege an der Art, wie der Handel selbst die Waren einkauft. Gerade beim Öl hatten sich Rewe, Lidl und Edeka mit hohen Mengen eingedeckt – und das damals noch zu deutlich höheren Preisen. Diese Vorräte müssten nun aber erst mal verkauft werden, dass aber natürlich zu hohen Kosten führt, damit die Händler die getätigten Ausgaben wieder einholen.
So äußern sich Supermärkte zu Vorwürfen
Aber es gibt laut dem „Spiegel“ auch Produkte, bei denen der günstige Einkaufspreis auch relativ schnell beim Kunden ankommt. So etwa bei Milchprodukten wie Butter. Hier gelten die Vereinbarungen zwischen Molkereien und Händlern teils nur einen Monat, sodass es hier weniger zu Verzögerungen in Bezug auf die Preissenkung kommt.
Die Vorwürfe, dass sich die Supermärkte etwa durch die Inflation bereichern wollen, weisen die Handelskonzerne zurück. Edeka erklärte, man nehme deutlich geringere Margen und Ergebnisse in Kauf, um die Preise möglichst stabil zu halten. Dies zeigt sich auch etwa daran, dass Edeka schon im vergangenen Jahr begann, die Zusammenarbeit mit Herstellern zu beenden, die zu hohe Preise für ihre Waren verlangten. Zuletzt wurde angekündigt, dass Zigarettenfilter und -blättchen der Marke „Gizeh“ aus diesem Grund aus dem Sortiment verschwinden sollen (hier mehr).
Noch mehr News:
Bei Rewe berichtete man nach Bitte um ein Statement zu den Anschuldigungen, dass man einen dreistelligen Millionenbetrag investiert habe, um die Preise für Kunden stabil zu halten. Und Lidl erklärte, man habe seit Jahresanfang die Preise „von über 400 Artikeln“ gesenkt.
Zuletzt warnte auch die Landesarmutskonferenz Niedersachsen vor den Folgen der hohen Lebensmittelpreise bei Rewe, Lidl, Edeka und Co. Vor allem für ohnehin schon ärmere Menschen würde das „dramatische Folgen“ bedeuten.