Offene Konfrontation beim Aktionärstreffen des Essener Energieversorgers RWE: Während Konzernchef Jürgen Großmann den Pro-Atom-Kurs des Unternehmens vehement verteidigte, stürmten Demonstranten den Veranstaltungssaal in der Essener Grugahalle. Es kam zu tumultartigen Szenen. Ein Leibwächter stellte sich schützend vor den RWE-Chef. Unter dem Applaus von Aktionären wurden die Atomkraft-Gegner aus dem Saal geführt.
Vor der RWE-Hauptversammlung protestieren Atomkraft-Gegner gegen die Technologie. In der Grugahalle muss sich Konzernchef Jürgen Großmann heftige Kritik der Aktionäre anhören. Foto: Matthias Graben
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Vor der Messe Essen demonstrieren am Mittwoch rund 200 Atomkraftgegner. In der Gruga tagte Energieriese RWE zur Jahreshauptversammlung. Foto: Dirk Bauer
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Zahlreichen Aktionären und Funktionären wurde der Zugang erschwert. Foto: Reuters
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Rund 200 Atomkraftgegner demonstierten bei der Jahreshauptversammlung von RWE vor der Grugahalle. Foto: Reuters
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Rund 200 Atomkraftgegner demonstierten bei der Jahreshauptversammlung von RWE vor der Grugahalle. Foto: Reuters
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Rund 200 Atomkraftgegner demonstierten bei der Jahreshauptversammlung von RWE vor der Grugahalle. Foto: Reuters
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Rund 200 Atomkraftgegner demonstierten bei der Jahreshauptversammlung von RWE vor der Grugahalle. Foto: Reuters
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Rund 200 Atomkraftgegner demonstierten bei der Jahreshauptversammlung von RWE vor der Grugahalle. Foto: Reuters
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Rund 200 Atomkraftgegner demonstierten bei der Jahreshauptversammlung von RWE vor der Grugahalle. Foto: Reuters
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Rund 200 Atomkraftgegner demonstierten bei der Jahreshauptversammlung von RWE vor der Grugahalle. Foto: Reuters
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Auch die Eröffnungsrede von Konzernchef Großmann… Foto: Reuters
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Vor der Grugahalle hatten sich zuvor etwa 200 Demonstranten versammelt. Die Polizei sprach von einer friedlichen Kundgebung. Zu Handgreiflichkeiten kam es nicht, allerdings schafften es einige Demonstranten, kurz vor dem Halleneingang eine Sitzblockade zu errichten. Damit wollten sie den Aktionären den Zugang zur Versammlung versperren, was zeitweise auch gelang. Einige Atomkraftgegner warfen Wollknäuel auf die wartenden RWE-Aktionäre. So sollte das Geflecht der RWE-Geschäftsbeziehungen symbolisiert werden.
RWE-Vorstandschef Großmann sagte, die Klage seines Konzerns gegen die Bundesregierung sei im Interesse der RWE-Aktionäre notwendig gewesen. Vor dem Hintergrund der Katastrophe in Japan sei es zwar verständlich, dass die Politik nicht zur Tagesordnung übergehe, doch die Regierung habe nach dem Motto gehandelt: „Erst abschalten, dann prüfen.“
Großmann bekam allerdings auch Gegenwind auf der Hauptversammlung. An dem juristischen Vorgehen hatte sich auch im Kreis der Kommunen, die rund 25 Prozent an RWE halten, Kritik entzündet.
Der Essener Energiekonzern RWE ist ein Schwergewicht der Branche. Sein Vorstandsvorsitzender Jürgen Großmann ist es auch.
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Der 2,03 Meter große „Energieriese“ trat im Oktober 2007 an die Spitze des Konzerns. Er löste den eher als glücklos geltenden Holländer Harry Roels ab.
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Derzeit steht Großmann wegen des Atomkurses seines Unternehmens scharf in der Kritik. Und das nicht nur bei Atomkraftgegnern sondern auch bei Aktionären. RWE hat als einziges Unternehmen gegen das Atommoratorium der Bundesregierung geklagt.
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Vor den Aktionären verteidigt Großmann den Atomkurs des Unternehmens. „RWE ist ein tief gestaffeltes Energieunternehmen, kein Atomkonzern. Aber wir betreiben Kernkraftwerke. Und dazu stehen wir.“
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Bereits im August 2010 initiierte der RWE-Boss einen „energiepolitischen Appell“, um die Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke voranzubringen.
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… und verpasste RWE 2008 eine neue Imagekamagne und ein neues Logo. Aus der ausgestreckten Hand …
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… wurde der Slogan „VoRWEg gehen“.
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Großmann gilt als hemdsärmeliger Typ, der zwar einerseits einen Ruf als eigenwilliger und energischer Manager besitzt. Auf der anderen Seite ist er nicht der aalglatte Managertyp. Im Gegenteil: Großmann gibt sich mitarbeiternah und ist bei seinen Mitarbeitern geachtet.
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Dass er Mitarbeiter mit dieser Art motivieren kann, bewies er 1993 beim Stahlunternehmen Georgsmarienhütte. Er kauft das ehemalige Unternehmen der Duisburger Klöckner-Werke für zwei D-Mark und baut die marode Firma binnen weniger Jahre zu einem erfolgreichen Stahlunternehmen auf.
Großmann hat Stahl im Blut. Er ist ein Junge des Reviers. Am 4. März 1952 wird er in Mülheim geboren. Sein Vater arbeitet bei Thyssen. 1970 macht er sein Abi am Staatlichen Gymnasium Mülheim. Anschließend studiert er Eisenhüttenwesen und Wirtschaftswissenschaften.
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1980 heuert er bei den Klöckner-Werken in Duisburg an. Er ist dort zunächst Vorstandsassisent und steigt noch vor seinem 40. Lebensjahr in den Vorstand auf, bis er zur Georgsmarienhütte wechselt, wo er bis heute Gesellschafter ist.
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Die andere Seite des Managers ist der Lebemann Jürgen Großmann. Manche bezeichnen seinen Lebensstil als barock. Er selbst sagt dazu, dass er Freude am Leben hat, und sie gern mit anderen teilt.
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Großmann ist Milliardär. 2008 wird sein Vermögen mit 1,3 Milliarde Euro angegeben. Er hält damit Platz 83 der reichsten Deutschen.
Großmann besitzt ein Sterne-Restaurant in Osnabrück , nennt mehrere historische Autoschätze sein Eigen, hat ein Weingut in Australien und ihm gehört das „Arosa Kulm Hotel“ im Engadin.
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Seine große Leidenschaft ist das Hochsee-Segeln. Immer am Wind …
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… ist er auch in der Politik. Ihm werden ausgezeichnete Kontakte nachgesagt. So gehört der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder zu seinen „Skatfreunden“.
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Hier sieht man Großmann mit dem Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement. Clement nimmt nach seinem Ministeramt einen Aufsichtsratsposten bei einer RWE-Tochter an.
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Aber auch als der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler (Mitte) 2009 Essen besucht, gibt es eine Stippvisite bei RWE und Großmann.
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Auch zu den kommunalen Entscheidern muss Großmann ein gutes Verhältnis pflegen, schließlich sind viele Städte Anteilseigner. Am letzten Arbeitstag des Dortmunder Oberbürgermeisters Gerhard Langemeyer übergibt Großmann eine Plastik eines Bergmanns an den OB.
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Privat lebt Großmann eher zurückgezogen. Mit Frau Dagmar ist er seit 25 Jahren verheiratet. Beide haben drei Kinder.
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Dagmar Sikorski-Großmann, hier bei der Ruhrgala in der Villa Hügel, ist selbst Unternehmerin und war strikt gegen einen Wechsel ihres Mannes zu RWE. Sie sorgte sich vor allem um seine Gesundheit. Der Kompromiss: Er ging zu RWE, verzichtete aber 1000 Tage auf Rotwein.
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Großmann engagiert sich privat unter anderem für die International School Ruhr, eine Privatschule in Essen.
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Im September 2012 läuft Großmanns Vertrag bei RWE aus. Dann ist er 60 und hat bereits angekündigt, dass er auf keinen Fall verlängern wird. Als Nachfolger werden derzeit gehandelt …
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… der ehemalige McKinsey-Berater und jetzige Strategievorstand Leonhard Birnbaum (43) und …
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… Rolf Martin Schmitz (53), Vorstand bei RWE für die operative Steuerung und vorher Chef der Kölner Rheinenergie.
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Einige Aktionäre brachten einen Rückzug von Großmann ins Gespräch . „Ändern Sie Ihren Pro-Atom-Kurs. Sonst fordern wir Sie auf: Treten Sie zurück“, kritisierte der Dachverband Kritischer Aktionäre. Großmanns Vertrag läuft noch bis zum Herbst kommenden Jahres.
Großmann hat sich wie kein anderer Manager in Deutschland seit der Reaktorkatastrophe für die Atomenergie in die Bresche geworfen. Anders als RWE verzichteten die drei weiteren Kernkraftbetreiber Eon, EnBW und Vattenfall auf eine Klage gegen das Atom-Moratorium der Bundesregierung.
Rund 200 Demonstranten protestierten vor der Jahreshauptversammlung von RWE gegen Atomkraft.