- Die privaten Videos des Essener Amateur-Filmers Fritz Witzel wurden nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt
- Erst Jahrzehnte später bekam sein Sohn die Filmrollen zurück
- Die Bilder zeigen, wie es am Grugapark, Baldeneysee früher aussah
Essen.
80 Jahre sind sie alt, die privaten Videoaufnahmen von Fritz Witzel aus Essen und Mülheim. Es grenzt an ein Wunder, dass dieses Material wieder im Besitz der Familie ist.
Denn das Archiv des Amateur-Filmers aus Essen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten konfisziert. „Die Besatzer teilten meinem Vater später mit, dass sie die Filmrollen verbrannt hätten“, so sein Sohn Friedhelm Witzel.
Das stellte sich als falsch heraus: Jahrzehnte später bekam sein Sohn das Material zurück – dank der akribischen Recherche eines belgischen Filmteams.
Essen: Urheber aufgespürt
Im Zuge einer Dokumentation über das Leben der Bevölkerung vor dem Zweiten Weltkrieg war das belgische Fernsehen in den 1980ern auf die Filme aus Essen gestoßen.
————————————-
• Mehr Themen aus Essen:
Elf magische Orte in Essen, die du kennen musst
Seltsame Ampelschaltung in Essen: Darum zeigen viele Fußgängerampeln vor dir noch Grün, aber hinter dir schon Rot
Essen: Seltsame Aktion! Darum haben zwei Supermärkte ab 5.59 Uhr geöffnet
————————————-
Anhand der Informationen aus dem Material hatte das Team versucht, Rückschlüsse auf die Identität des Urhebers zu ziehen. Es handelte sich größtenteils um Aufnahmen von Ausflügen der Familie, aber auch um eine Dokumentation der Zerstörung Essens im Zweiten Weltkrieg.
>> Mit dem Film über die Trümmer nach Bombeneinschlägen in Essen riskierte Witzel 1942 sein Leben. Hier geht es zum Video ›
Ohne Internet war es wie die berühmte Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Da Friedhelm Witzel allerdings die Leidenschaft seines mittlerweile verstorbenen Vaters teilte, war er unter Essener Filmemachern bekannt. So führte die Spur letztlich zu dem Orthopädie-Techniker aus Essen.
Bewegende Bilder der Kindheit
Für den Essener öffnete sich so ein längst verloren geglaubter Fundus von unschätzbarem Wert. „Mehr als 40 Jahre später sah ich zum ersten Mal wieder Bewegtbilder aus meiner Kindheit: Meine Einschulung, Szenen beim Spielen im Garten und Ausflüge im Ruhrgebiet“, erzählt der pensionierte Essener.
Für seine Generation sind solche Erinnerungen alles andere als selbstverständlich. Schließlich waren Kameras zu dieser Zeit eine immens teure Investition, das Filmen aufwendig und viel Material durch die Bombardierung der Innenstädte zerstört.
In den vergangenen Jahren machte sich Friedhelm Witzel daran, die Aufnahmen seines Vaters zu digitalisieren. Für DER WESTEN öffnete der Essener sein beeindruckendes Archiv:
Dieser Artikel erschien zuerst im Mai 2017 auf DER WESTEN.